Erstes Hauptstück: Untersuchungen, IV. Die Quellen der Predigten
an scheint er mehr Muße zu gewinnen, wie die umfangreichen, Pre-
digten des vierten Entwurfbuches zeigen. Wie schon oben1 gesagt,
vereinfacht er sich auch die Vorbereitung, indem er fast ausnahms-
los im Anschluß an die Tagesperikopen homiletisch predigt. Für
die Quellenforschung ergibt sich hier ein besonderes Problem:
welche exegetischen Hilfsmittel hat er hier herangezogen ? Eine
große Rolle spielen die Postillen des Nicolaus von Lyra. Daneben
bevorzugt er für die paulinischen Briefe eine von ihm mit den
höchsten Lobsprüchen ausgezeichnete Glosse, von der er selbst
sagt, er habe den Namen ihres Verfassers nicht feststellen können
(erstes Zitat in Pr. 209 vom 21. Dezember 1455). Die von ihm
benutzte Hs. befindet sich heute im Britischen Museum (Harleian
3063). Für die Apokalypse zieht er den Kommentar des Mat-
thias von Schweden heran, der sich heute noch in Cues befindet
(Hs. 25). Damit sind aber sicher die von ihm benutzten Schrift-
kommentare nicht erschöpft.
Der Mangel an Zeit veranlaßt ihn jetzt auch viel öfter als
früher, Predigtwerke heranzuziehen. Am häufigsten benutzt er die
Sermones des Dominikaners Aldobrandinus de Tuscanella2.
Zum ersten Male begegnen sie uns in der nach Abschluß der Lega-
tionsreise in Koblenz gehaltenen Pr. 115 (12. März 1452). Neben
sie treten dann die Predigten des Augustiners Jordan von Qued-
linburg, die er auch schon früher benutzt hat, und die des Domini-
kaners Johannes Herolt, des sog. ,,Discipulus“. Das sind aber
1 Vgl. oben S. 19.
2 Vgl. Pred. 2/5, S. 55ff. Auf meine Anfrage hin bestätigte Herr Prof.
Dr. Joh. Baur in Brixen die Angabe A. Landgrafs, daß die Bibliothek des
Priesterseminars in ihrer Hs. R 1 (Nr. 136) die Predigten des Aldobrandinus
besitzt. Er teilte mir auch liebenswürdigerweise einen längern Auszug aus
dem hs.liehen Katalog mit, dem ich folgendes entnehme: Die Hs. (Perg.,
233 Blätter, f. 3—229 zweispaltig, Ende des 14. Jhd.s) enthält: 1. Sermones
(de tempore et de sanctis) fratris Aldobrandini de Tuscanella (f. 4—208):
Hora est iam de somno surgere ... in morte caritatis mirabilis. 2. Sermones
secundum fratrem Nicolaum de Gorra (f. 209r—229v): Fer. IV in capite
ieiunii: Convertimini ad me in toto corde vestro, in ieiunio et in fletu et in
planctu . . . Nesciat sinistra tua quid faciat dextera tua. F. 1—3 und 230
bis 233 enthalten die Register. F. 2v der Besitzvermerk: Melchior dei gratia
episcopus Brixinensis. Kardinal Melchior von Meckau war der zweite
Nachfolger des Cusanus (1489—1509). Wahrscheinlich ist dies die Hs., die
Cusanus selbst benutzt hat. Da sie nach Angabe des Katalogs zahlreiche
Randbemerkungen enthält, so müßte man feststellen, ob sich auch solche
von seiner Hand finden.
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an scheint er mehr Muße zu gewinnen, wie die umfangreichen, Pre-
digten des vierten Entwurfbuches zeigen. Wie schon oben1 gesagt,
vereinfacht er sich auch die Vorbereitung, indem er fast ausnahms-
los im Anschluß an die Tagesperikopen homiletisch predigt. Für
die Quellenforschung ergibt sich hier ein besonderes Problem:
welche exegetischen Hilfsmittel hat er hier herangezogen ? Eine
große Rolle spielen die Postillen des Nicolaus von Lyra. Daneben
bevorzugt er für die paulinischen Briefe eine von ihm mit den
höchsten Lobsprüchen ausgezeichnete Glosse, von der er selbst
sagt, er habe den Namen ihres Verfassers nicht feststellen können
(erstes Zitat in Pr. 209 vom 21. Dezember 1455). Die von ihm
benutzte Hs. befindet sich heute im Britischen Museum (Harleian
3063). Für die Apokalypse zieht er den Kommentar des Mat-
thias von Schweden heran, der sich heute noch in Cues befindet
(Hs. 25). Damit sind aber sicher die von ihm benutzten Schrift-
kommentare nicht erschöpft.
Der Mangel an Zeit veranlaßt ihn jetzt auch viel öfter als
früher, Predigtwerke heranzuziehen. Am häufigsten benutzt er die
Sermones des Dominikaners Aldobrandinus de Tuscanella2.
Zum ersten Male begegnen sie uns in der nach Abschluß der Lega-
tionsreise in Koblenz gehaltenen Pr. 115 (12. März 1452). Neben
sie treten dann die Predigten des Augustiners Jordan von Qued-
linburg, die er auch schon früher benutzt hat, und die des Domini-
kaners Johannes Herolt, des sog. ,,Discipulus“. Das sind aber
1 Vgl. oben S. 19.
2 Vgl. Pred. 2/5, S. 55ff. Auf meine Anfrage hin bestätigte Herr Prof.
Dr. Joh. Baur in Brixen die Angabe A. Landgrafs, daß die Bibliothek des
Priesterseminars in ihrer Hs. R 1 (Nr. 136) die Predigten des Aldobrandinus
besitzt. Er teilte mir auch liebenswürdigerweise einen längern Auszug aus
dem hs.liehen Katalog mit, dem ich folgendes entnehme: Die Hs. (Perg.,
233 Blätter, f. 3—229 zweispaltig, Ende des 14. Jhd.s) enthält: 1. Sermones
(de tempore et de sanctis) fratris Aldobrandini de Tuscanella (f. 4—208):
Hora est iam de somno surgere ... in morte caritatis mirabilis. 2. Sermones
secundum fratrem Nicolaum de Gorra (f. 209r—229v): Fer. IV in capite
ieiunii: Convertimini ad me in toto corde vestro, in ieiunio et in fletu et in
planctu . . . Nesciat sinistra tua quid faciat dextera tua. F. 1—3 und 230
bis 233 enthalten die Register. F. 2v der Besitzvermerk: Melchior dei gratia
episcopus Brixinensis. Kardinal Melchior von Meckau war der zweite
Nachfolger des Cusanus (1489—1509). Wahrscheinlich ist dies die Hs., die
Cusanus selbst benutzt hat. Da sie nach Angabe des Katalogs zahlreiche
Randbemerkungen enthält, so müßte man feststellen, ob sich auch solche
von seiner Hand finden.
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