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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1942/43, 3. Abhandlung): Geschichte des Ölbaums: vorgelegt am 20. Juni 1943 — Heidelberg, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.42033#0087
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VIII. Das Öl im bürgerlichen Leben Nordeuropas im Mittelalter 87
14. und 15. Jahrhundert ist der Ölverbrauch in Deutschland ziem-
lich gering. In der Stadtrechnung von Hildesheim wird nur ein-
mal zum Jahre 1408 der Einkauf von Öl erwähnt, während Talg
öfter in der Rechnung erscheint1. Erst im 16. Jahrhundert hat sich
in Deutschland der Gebrauch des Öls als Brennstoff für die Lampe
allgemeiner verbreitet2.
Immerhin war das Olivenöl seit der Einführung des Christen-
tums in England wie in Deutschland allgemein bekannt. Es
wurde außer zu kirchlichen Zwecken vor allem zur Herstel-
lung von Arzneien und medizinischen Salben benutzt.
Kon rad von Me genberg gibt in seinem Buch der Natur (1350)
in dem Kapitel über den Ölbaum eine eingehende Würdigung der
medizinischen Eigenschaften des Olivenöls3.
Aufbewahrt wurde das Öl in besondern Gefäßen, die ae. elefset,
ahd. olifaz, mhd. ölevaz, ölvaz oder ölehaven, ölekruoc, ölekrüg hießen.
Aber die von Graff4 angeführte althochdeutsche Glosse gemella-
riiim: ole-chellire ( = oli-kellari 'Ölkeller’) hat für Deutschland in
frühmittelalterlicher Zeit sicher nur glossarischen Wert.
In Frankreich, wo das Olivenöl leicht aus der Provence be-
zogen werden konnte, hören wir gelegentlich von einem größeren
Ölvorrat im Hause eines Kaufmanns. Gregor von Tours im
6. Jahrhundert erzählt in seiner Historia Francorum (8, 33): Eine
Frau in Paris hatte einen Traum; darin sah sie „einen Mann kom-
men in hellem Glanze, der trug in der Hand eine Wachskerze und
zündete die Häuser der Kaufleute („domus necutiantum“ [negoti-
antium]) der Reihe nach an“. Drei Nächte darauf sei ein Bürger
mit brennendem Licht in seine Vorratskammer gegangen („qui-
dam e civibus, accensu [korrigiert accenso] lumine, in prumptuario
est ingressus“), habe dort Öl und was er sonst brauchte heraus-
geholt und beim Weggehn das Licht bei dem Ölfaß stehen lassen
(„lumine secus cupella olei derelicto“). Darauf habe das Haus
Feuer gefangen und sei niedergebrannt, und auch andre Häuser
seien von. dem Feuer ergriffen worden. Aus dem Zusammenhang
ergibt sich, daß das Ölfaß sich in der Vorratskammer eines Kauf-
manns befand.
1 Heyne, a.a.O. I 282.
2 Georg Steinhausen,Geschichte d. deutschen Kultur, 1904, S. 352.
Heyne, a.a.O. I 282.
3 Konrad von Megenberg, Das Buch der Natur, hrsg. von Franz
Pfeiffer, Stuttgart 1861, S. 335f.
4 Althochdeutscher Sprachschatz IV 390. Lat. gemellar n. bedeutet Olfaß’.
 
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