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Campenhausen, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1958, 2. Abhandlung): Der Ablauf der Osterereignisse und das leere Grab — Heidelberg, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.42457#0012
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10

Hans Frhr. von Campenhausen

hat — sei es in Damaskus, sei es etwas später in Antiochien oder Jerusa-
lem, wo die Formel wahrscheinlich entstanden ist. Zwischen ihrer Prägung
und den durch sie überlieferten Ereignissen kann danach kaum mehr als
ein Jahrzehnt verflossen sein, wahrscheinlich kaum ein halbes. Nun ist es
allerdings umstritten, wieweit der eigentliche Text dieser alten, ursprüng-
lich aramäisch konzipierten Formel unmittelbar reicht. Die Bekehrung des
Paulus kann keinesfalls noch dazu gehört haben, und schon bei der Er-
wähnung der fünfhundert Brüder schiebt Paulus von sich aus eine Be-
merkung ein, die ebenfalls nicht zum alten Texte gehört. Wahrscheinlich
bricht dieser schon hinter der Erwähnung der Zwölf ab. Aber es besteht
trotzdem kaum eine Veranlassung, die folgenden Daten für weniger zu-
verlässig oder gar für rein phantastisch und legendarisch zu halten. Paulus
hat nicht nur Petrus, sondern auch Jakobus persönlich gekannt und noch
im Anfang seiner Laufbahn in Jerusalem aufgesucht8. Zu den Aposteln
zählte er selbst. Es ist auch bei größter Skepsis, die ein „rein historisches“
Interesse der Beteiligten mit Recht außer Betracht läßt, nahezu undenk-
bar, daß die grundlegenden Geschehnisse, die die maßgebenden Persön-
lichkeiten selbst erfahren hatten und auf die sie sich in ihrer Predigt be-
zogen, dennoch zwischen ihnen niemals zur Sprache gekommen sein soll-
ten9. Paulus war also über das, was er weitergibt, zugleich auch unmittel-
bar aus erster Hand orientiert. Dazu kommt, daß Paulus, der kein Wirr-
kopf war10, auf die Zuverlässigkeit dieser Nachrichten erklärtermaßen
Gewicht legt, daß er sie nicht bloß im Vorübergehen oder im Blick auf
ganz andere Fragen nebenbei erwähnt, sondern daß er sie mit feierlicher
Betonung als völlig gesichert und unbezweifelbar herausstellt und nach-
drücklichst unterstreicht. Es handelt sich schließlich auch nicht etwa um
irgendwelche komplizierten Dinge, keine theologischen Deutungen und aus-
geführten Texte, bei denen sich immer noch kleine Verschiebungen und
Nuancierungen unwillkürlich ergeben könnten11, sondern um ganz ein-
fache, wichtige, bestimmte und bekannte Fakten12. Wer ihre Zuverlässig-
8 Gal. 1, 1 Sf. — 9 So auch Grass S. 95.
10 Sein Interesse an genauen Daten erkennt man auch II. Kor. 11 und Gal. If.
11 Solche Bedenken würden z. B. für die im übrigen vergleichbare Abendmahls-
überlieferung bei Paulus I. Kor. 11, 23ff. in Betracht kommen, die zudem noch
unter dem Einfluß der kultischen Übung steht.
12 Es erscheint mir aus diesem Grund äußerst unwahrscheinlich, daß die Visionen
des Jakobus und der Apostel mit denen des Petrus und der Zwölf ursprünglich
rivalisiert hätten, daß die verschiedenen Anhängerkreise die Erlebnisse ihres
Führers also jeweils für die ersten und grundlegenden ausgegeben hätten und
die verschiedenen Berichte erst „später“ (?) in eine Reihe gerückt worden wären,
so, wie sie bei Paulus erscheinen. So jetzt wieder Ulr. Wilckens, Form- und
traditionsgeschichtliche Untersudrung der Missionsreden der Apostelgeschichte
(Heidelberger Habil. Schrift 1958). Die formelle Parallelität der Glieder, auf
die man seit Harnack S. 66f. hinweist (o. Anm. 4), kann das allein noch nicht
begründen. Später ist Jakobus in streng judenchristlichen Kreisen allerdings
 
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