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Senger, Hans-Gerhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1972, 5. Abhandlung): Zur Überlieferung der Werke des Nikolaus von Kues im Mittelalter: Mitteilungen und Untersuchungen über neue Cusanus-Handschriften ; vorgelegt am 13. Mai 1972 — Heidelberg, 1972

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https://doi.org/10.11588/diglit.44316#0031
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Zur Überlieferung der Werke des Nikolaus von Kues im Mittelalter

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ten durch Sermo XXI11 (nach Koch XVII) deutlich gemacht werden
können.
Die Deutung der linear-teleologisch gesehenen weit- und kirchen-
geschichtlichen Entwicklung durch das Bild von den Lebensaltern ist
wiederum augustinisch bestimmt. Die Vorstellung des Alterungspro-
zesses, der an der Neige des Lebens, auch des Lebens organischer Ge-
meinschaften wie der Kirche und des Staates, unaufhaltsam voran-
schreitet, ist hier realisiert. E. R. Curtius hat darauf aufmerksam ge-
macht, daß diese Imagination vom »Altern der Welt« über Augustinus
hinaus auf Cyprian und noch weiter zurück auf Lukrez geht.14
An den Ausführungen der Concordantia catholica zu diesem The-
ma ist wichtig, daß Nikolaus dort noch nicht wie später eine ausführ-
liche, dezidierte Berechnung des Endzeittermines anstellt. Er betont,
daß ein sicheres Wissen darüber niemandem möglich ist. Seine End-
zeiterwägungen stehen hier nicht losgelöst für sich; sie werden thema-
tisch im Rahmen seines Reformanliegens der Concordantia catholica
behandelt. An die wichtigste und ausführlichste Stelle in diesem Zu-
sammenhang schließt sich denn auch die Ermahnung an die Basler
Konzilstheologen und Laien, die noch verbleibende Zeit zu Reformen
zu nutzen.15
Die Predigten
In den allerfrühesten Predigten geht Nikolaus nicht über den Stand
der Endzeitdiskussion von De concordantia catholica hinaus. Wenn er
in den Predigten vor Abfassung von De docta ignorantia dieses The-
ma berührt, so geschieht dies in pastoralem Sinn. Er mahnt seine Zu-
hörer zu Besserung und Reform. In Sermo XIII n. 416 setzt er die Zeit-
phase seiner Kirche mit der Endzeit gleich. Er beklagt den Zustand der
Kirche, die irdisch orientiert ist und in Unwissenheit existiert, die Aus-
schweifung, Habsucht und Unbeständigkeit zeigt, und mahnt zu Ge-
rechtigkeit, Heiligkeit und Gehorsam gegen die Gebote Christi, zu Rei-
nigung, Erleuchtung und Vervollkommnung, den ps.-dionysischen Auf-
14 E. R. Curtius, Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, Bern 21954,
S.38.
15 De conc. cath. 112 in fine.
16 Sermo XIII ( = Sermo V nach Koch): Et apertum est templum domini in caelo,
Koblenz 1432. Die Drucke bringen den Predigtentwurf nicht. Der Text ist nach
den Hss. zu lesen: Cod. Cus. 220, fol. 53r-54r, Cod. Vat. lat. 1244, fol. 35ra_vb.
 
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