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Albrecht Dihle
Umgekehrte verständlich. Aber davon abgesehen bleibt der Ausdruck
γάμους έχειν bedenklich, worauf schon Page hingewiesen hat, ohne
daraus freilich für das ους . .. έχει des Verses 778 Konsequenzen zu
ziehen.
Ungern wird man in beiden Versen das έχει wegkonjizieren, so lästig
sein doppeltes Auftreten auch ist. Nahe liegt es ferner, mit Page im Vers-
schluß 777 jedenfalls das Idiom καλώς έχειν „in Ordnung sein“ wieder-
zufinden.
Aber fordert die Verderbnis des ganzen Verses nicht vielleicht doch
einen tieferen Eingriff? Denken könnte man an
ώς καί δοκεΐ μοι ταΰτα και καλώς φέρω
γάμους τυράννων ους προδούς ήμάς έχει
Φέρω wäre dann versehentlich durch έχει ersetzt, was unter dem Ein-
fluß des vorangehenden καλώς oder des έχει im folgenden Vers ge-
schehen sein könnte. Nun wäre gewiß κούφιος φέρω (vgl. 449; 1018)
eine willkommenere Lesart an dieser Stelle, aber καλώς φέρειν „in
richtiger, angemessener Weise (er) tragen“ ist nicht sprachwidrig. Die
Wendung ist bei Sophokles (O.C. 1694ff.) überliefert, freilich in einer
sehr unzulänglich, mit Responsionsfehlem und vermutlich auch Inter-
polationen erhaltenen Stelle:
ώ δίδυμα τέκνων άριστα, τό φέρον έκ
θεού καλώς φέρειν χρή μηδ’ άγάν
φλέγεσθον.
Elmsley hat φέρειν χρή getilgt, Dindorf μηδ’ in μηδέν geändert, wäh-
rend Nauck an eine Tilgung von καλώς und χρή denkt sowie zwischen
άγάν φλέγεσθον ein ούτω einfügt. Ohne dieses Textproblem hier lösen
zu wollen, darf man in unserem Zusammenhang doch daran erinnern,
daß dabei eine Beziehung des καλώς auf φέρειν nicht als prinzipiell un-
möglich betrachtet werden kann.
H. D. Broadhead hat für den vielerörterten Vers 1076/77 eine Ver-
besserung vorgeschlagen (CI. Rev. 2, 1952, 135-37). Statt des überliefer-
ten und fehlerhaften Textes
χωρεΐτε, χωρεΐτ’- ούκέτ’ είμι προσβλέπειν
οια τε προς υμάς, αλλά νικώμαι κακοΐς
liest er
.. . ούκέτ’ ε’ιμι προσβλέπειν
ύμας πρόθυμος-. ..
Albrecht Dihle
Umgekehrte verständlich. Aber davon abgesehen bleibt der Ausdruck
γάμους έχειν bedenklich, worauf schon Page hingewiesen hat, ohne
daraus freilich für das ους . .. έχει des Verses 778 Konsequenzen zu
ziehen.
Ungern wird man in beiden Versen das έχει wegkonjizieren, so lästig
sein doppeltes Auftreten auch ist. Nahe liegt es ferner, mit Page im Vers-
schluß 777 jedenfalls das Idiom καλώς έχειν „in Ordnung sein“ wieder-
zufinden.
Aber fordert die Verderbnis des ganzen Verses nicht vielleicht doch
einen tieferen Eingriff? Denken könnte man an
ώς καί δοκεΐ μοι ταΰτα και καλώς φέρω
γάμους τυράννων ους προδούς ήμάς έχει
Φέρω wäre dann versehentlich durch έχει ersetzt, was unter dem Ein-
fluß des vorangehenden καλώς oder des έχει im folgenden Vers ge-
schehen sein könnte. Nun wäre gewiß κούφιος φέρω (vgl. 449; 1018)
eine willkommenere Lesart an dieser Stelle, aber καλώς φέρειν „in
richtiger, angemessener Weise (er) tragen“ ist nicht sprachwidrig. Die
Wendung ist bei Sophokles (O.C. 1694ff.) überliefert, freilich in einer
sehr unzulänglich, mit Responsionsfehlem und vermutlich auch Inter-
polationen erhaltenen Stelle:
ώ δίδυμα τέκνων άριστα, τό φέρον έκ
θεού καλώς φέρειν χρή μηδ’ άγάν
φλέγεσθον.
Elmsley hat φέρειν χρή getilgt, Dindorf μηδ’ in μηδέν geändert, wäh-
rend Nauck an eine Tilgung von καλώς und χρή denkt sowie zwischen
άγάν φλέγεσθον ein ούτω einfügt. Ohne dieses Textproblem hier lösen
zu wollen, darf man in unserem Zusammenhang doch daran erinnern,
daß dabei eine Beziehung des καλώς auf φέρειν nicht als prinzipiell un-
möglich betrachtet werden kann.
H. D. Broadhead hat für den vielerörterten Vers 1076/77 eine Ver-
besserung vorgeschlagen (CI. Rev. 2, 1952, 135-37). Statt des überliefer-
ten und fehlerhaften Textes
χωρεΐτε, χωρεΐτ’- ούκέτ’ είμι προσβλέπειν
οια τε προς υμάς, αλλά νικώμαι κακοΐς
liest er
.. . ούκέτ’ ε’ιμι προσβλέπειν
ύμας πρόθυμος-. ..