Der Prolog der ‘Bacchen’
17
nur einen der drei Kontinente, sondern auch Asien diesseits des Tauros
oder des Halys (12,1,312; vgl. 2,5,24).
Die Römer haben ihrer ersten Provinz auf asiatischem Boden, deren
Territorium ihnen durch die attalidische Erbschaft i. J. 133 v. C. zuge-
fallen war und die sie nach der Niederwerfung des Aristonikos-Auf-
standes im Laufe der 20er Jahre einrichteten, den Namen Asia gege-
ben. Sie umfaßte zunächst nur die westlichen Teile des alten Lydien,
später auch große Teile Phrygiens und Kariens13. Was bewog die Rö-
mer, diesen hochtrabenden Namen zu wählen? Im Fall Afrikas lagen
die Dinge anders, denn dieser Name bezog sich anfänglich allein auf das
berberische Umland Karthagos und wurde erst später im Lateinischen
zur Bezeichnung des Kontinentes, den die Griechen bis zum Ausgang
der Kaiserzeit stets Libyen nannten14. Sallust liefert für den spezifisch
lateinischen Wortgebrauch die ersten Belege15. Daß die Römer mit ih-
rer Benennung des pergamenischen Territoriums einen Anspruch auf
den ganzen asiatischen Kontinent anmelden wollten, ist mehr als frag-
lich. Es hätte eine solche Maßnahme dem offiziell gewahrten Ansehen
der römischen Außenpolitik in republikanischer Zeit widersprochen.
Nichts deutet darauf hin, daß die Römer im 2. Jh. v. C. an die Alexan-
dertradition mit ihrem Weltherrschaftsgedanken anknüpfen wollten.
Es muß also eine andere Erklärung für diese Namenswahl geben. Das
Toponym Asien begegnet auch bei Homer (B 161), und zwar bezeich-
net es dort die Landschaft um den Kaystros, die später im Kern des Ly-
derreiches lag. Noch Herodot wußte (4,45), daß der zu seiner Zeit übli-
che Name des Kontinentes als Regional- oder Stammesbezeichnung in
Lydien anzutreffen war, und F. Sommer identifizierte den in hethiti-
schen Quellen erwähnten Namen eines westanatolischen Königreiches
12 Oi öe vüv rf]v svrög toü Taüpou Kakoüoiv ’Aoiav öp.covüpcog rrj ö/.p fjTcetQcp Tavvqv
’Aoiav jtQoaayoQEijovTEg.
13 Vgl. V. Chapot, La province romaine d’Asie, Paris 1904, 69f.
14 Das gilt etwa für Ptolemaios, der Afrika nur als Name des mittleren Nordafrika kennt,
den Kontinent dagegen stets Libyen nennt.
15 Den frühesten lateinischen Beleg einer Ausdehung des Namens Africa auf den gan-
zen Kontinent liefert Sallust (Jug. 17), ein Sprachgebrauch, der sich in der Kaiserzeit
innerhalb wie außerhalb der Geographie durchsetzt, so daß man zu dem Glauben
kommt, die Provinz Africa habe ihren Namen von dem Kontinent erhalten (Pomp.
Mel. 1,22). Daß es vor Sallust keine Belege für die Anwendung des Namens auf den
Kontinent gibt, den die Griechen Libyen nannten, mag damit Zusammenhängen, daß
uns ältere Texte fehlen, in denen überhaupt ein Bedürfnis zur Benennung dieses Erd-
teils bezeugt ist. Weiteres Detail bei J. Desanges, Recherches sur l’activite des medi-
terraneens aux confins d’Afrique, Rom 1978.
17
nur einen der drei Kontinente, sondern auch Asien diesseits des Tauros
oder des Halys (12,1,312; vgl. 2,5,24).
Die Römer haben ihrer ersten Provinz auf asiatischem Boden, deren
Territorium ihnen durch die attalidische Erbschaft i. J. 133 v. C. zuge-
fallen war und die sie nach der Niederwerfung des Aristonikos-Auf-
standes im Laufe der 20er Jahre einrichteten, den Namen Asia gege-
ben. Sie umfaßte zunächst nur die westlichen Teile des alten Lydien,
später auch große Teile Phrygiens und Kariens13. Was bewog die Rö-
mer, diesen hochtrabenden Namen zu wählen? Im Fall Afrikas lagen
die Dinge anders, denn dieser Name bezog sich anfänglich allein auf das
berberische Umland Karthagos und wurde erst später im Lateinischen
zur Bezeichnung des Kontinentes, den die Griechen bis zum Ausgang
der Kaiserzeit stets Libyen nannten14. Sallust liefert für den spezifisch
lateinischen Wortgebrauch die ersten Belege15. Daß die Römer mit ih-
rer Benennung des pergamenischen Territoriums einen Anspruch auf
den ganzen asiatischen Kontinent anmelden wollten, ist mehr als frag-
lich. Es hätte eine solche Maßnahme dem offiziell gewahrten Ansehen
der römischen Außenpolitik in republikanischer Zeit widersprochen.
Nichts deutet darauf hin, daß die Römer im 2. Jh. v. C. an die Alexan-
dertradition mit ihrem Weltherrschaftsgedanken anknüpfen wollten.
Es muß also eine andere Erklärung für diese Namenswahl geben. Das
Toponym Asien begegnet auch bei Homer (B 161), und zwar bezeich-
net es dort die Landschaft um den Kaystros, die später im Kern des Ly-
derreiches lag. Noch Herodot wußte (4,45), daß der zu seiner Zeit übli-
che Name des Kontinentes als Regional- oder Stammesbezeichnung in
Lydien anzutreffen war, und F. Sommer identifizierte den in hethiti-
schen Quellen erwähnten Namen eines westanatolischen Königreiches
12 Oi öe vüv rf]v svrög toü Taüpou Kakoüoiv ’Aoiav öp.covüpcog rrj ö/.p fjTcetQcp Tavvqv
’Aoiav jtQoaayoQEijovTEg.
13 Vgl. V. Chapot, La province romaine d’Asie, Paris 1904, 69f.
14 Das gilt etwa für Ptolemaios, der Afrika nur als Name des mittleren Nordafrika kennt,
den Kontinent dagegen stets Libyen nennt.
15 Den frühesten lateinischen Beleg einer Ausdehung des Namens Africa auf den gan-
zen Kontinent liefert Sallust (Jug. 17), ein Sprachgebrauch, der sich in der Kaiserzeit
innerhalb wie außerhalb der Geographie durchsetzt, so daß man zu dem Glauben
kommt, die Provinz Africa habe ihren Namen von dem Kontinent erhalten (Pomp.
Mel. 1,22). Daß es vor Sallust keine Belege für die Anwendung des Namens auf den
Kontinent gibt, den die Griechen Libyen nannten, mag damit Zusammenhängen, daß
uns ältere Texte fehlen, in denen überhaupt ein Bedürfnis zur Benennung dieses Erd-
teils bezeugt ist. Weiteres Detail bei J. Desanges, Recherches sur l’activite des medi-
terraneens aux confins d’Afrique, Rom 1978.