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Dihle, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 2. Abhandlung): Der Prolog der "Bacchen" und die antike Überlieferungsphase des Euripides-Textes: vorgetragen am 18. November 1980 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47795#0020
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Albrecht Dihle

Assuwa mit jenem ’Aoiog XEiptov des Schiffskatalogs. Auch bei Archi-
lochos (227 West) und Mimnermos (9 West) taucht dasselbe Toponym
auf, das man an der Mimnermos-Stelle auf die Gegend von Kolophon
nahe der Kaystros-Mündung und wohl nicht auf den ganzen asiatischen
Kontinent zu beziehen hat16. Bei Archilochos läßt sich in diesem Punkt
keine Klarheit gewinnen. ” Aoiog als Personennamen gibt es ferner bei
Homer mehrfach im Kreise der troischen Bundesgenossen.
In der Zeit, als die Römer die Provinz Asia einrichteten, beherrschte
die Gestalt des Aristarch-Schülers Apollodoros die Homerforschung.
Er lebte bis 145 in Alexandria, später vermutlich etliche Jahre in Perga-
mon und beschloß sein Leben bald nach 120 v. C. in Athen. Sein
Hauptinteresse galt der homerischen Geographie, die er in seinem Rie-
senkommentar zum zweiten Buch der Ilias darlegte. Aus Strabon kann
man entnehmen, daß Apollodor zeigen wollte, wie sämtliche von Ho-
mer als Verbündete der Trojaner genannten Völkerschaften in Klein-
asien, westlich des von der Linie Issos-Amisos oder Issos-Sinope gebil-
deten „Isthmos“ zu suchen seien. Übrigens scheint schon Ephoros im 4.
Jh. v. C. zu ähnlichen Resultaten gekommen zu sein, ohne daß er aber
alle von ihm aufgeführten Völkerschaften im eigentlichen Kleinasien zu
lokalisieren vermochte (F gr H 70 F 162). Apollodor jedoch, in aus-
drücklicher Auseinandersetzung mit Ephoros, fand alle 16 bei Homer
erwähnten Stämme in Kleinasien, zu denen als 17. Volk später die Ga-
later hinzugekommen seien (F gr H 244 F 170). Strabons ausführliche
Polemik gegen Apollodors geographische und ethnographische Vor-
stellungen interessiert hier im einzelnen nicht (2,5,24; 12,l,3ff.;
14,5,22ff.). Wichtig in unserem Zusammenhang ist nur, daß die seit He-
rodot und Thukydides ganz feste Anschauung vom Trojanischen Krieg
als einer den Ereignissen des Jahres 480 v. C. vergleichbaren Auseinan-
dersetzung zwischen Europa und Asien mit solcher Stringenz auf Klein-
asien bezogen wurde. Unzweifelhaft hat Apollodor auch den ’ Aoiog
Xsipcov in B 461 erklärt und die Benennung Asiens nach einer kleinen
Landschaft in Lydien erörtert. Einen Reflex findet man noch in der
gleichnamigen Hesych-Glosse (7671 Latte) und an einer anderen Stra-
bon-Stelle (14,1,45). Dieses Zetema besaß damals schon eine lange
Geschichte, in der sich u. a. Kallisthenes (Strab. 13,4,8) zu Wort gemel-
det hatte17. Sowohl die Einschränkung des homerischen bzw. iliadi-
16 Dazu D. L. Page, History and the Homeric Iliad, Berkeley 21963, 104 m. Anm. 27.
17 Daß sich Apollodor für derlei interessierte, zeigt seine Bemerkung zum Hellenenna-
men, den er bei Homer nur auf die Thessaler angewendet fand (B 684), während ihn
 
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