Der Prolog der ‘Bacchen’
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der Form reproduziert werden konnten, in der sie auf der Bühne beson-
deren Eindruck gemacht hatten, wird man nicht ausschließen wollen.
Die antike Überlieferung des Euripides-Textes nach Aristophanes
von Byzanz ist nicht so einheitlich, wie es nach der herrschenden, oben
skizzierten Meinung eigentlich sein müßte. Vor einiger Zeit besprach R.
Kannicht einen Papyrus des frühen 3. Jh. v. C., der Partien aus dem
‘Herakles’ des Euripides in einer von der nachalexandrinischen Vulgata
erheblich abweichenden Textform enthält14. Nun hat W. Luppe im An-
schluß daran gezeigt, daß Zitate aus dem ‘Herakles’ noch bei Johannes
Stobaios offenbar in einer ähnlich abweichenden Form erhalten sind,
die man auf dem frühen Papyrus mit der Niederschrift vor Aristophanes
zu erklären geneigt ist. Dieses Beispiel hat keine erkennbare Beziehung
zur Theaterpraxis, so wenig wie die interpolierten Gnomen, die Fraen-
kel in den ‘Phoinissen’ nachweisen konnte (s. o. Anm. 12). Aber der
Straßburger „Tragödienliederpapyrus“, der ca. 100 Jahre jünger ist als
Aristophanes, enthält eine Gesangspartie aus dem Schlußteil der ‘Phoi-
nissen’ gleichfalls in einer von der heutigen Vulgata nicht unwesentlich
abweichenden Textgestalt, und dieser Papyrus scheint deutlich mit dem
Theaterbetrieb zu tun zu haben16. Textvarianten, die jeweils mit dem li-
terarischen oder dem Bühnenbetrieb Zusammenhängen, gibt es also vor
und nach Aristophanes. Man ist darum auch nicht gehalten, die in den
Scholien gegebenen Hinweise auf eine Schauspielerinterpolation jedes-
mal nur auf die frühe Zeit, also auf das 4. Jh. v. C., zu beziehen, als der
Text der Tragiker durch die vielen Wiederaufführungen seit 386 v. C.
offenbar rasch verwilderte und Lykurgs Maßnahme i. J. 330 v. C. nötig
machte. Auch späte Schauspielerinterpolationen, die unter den beson-
deren Bedingungen hellenistischer Theaterpraxis entstanden, können
von Grammatikern und Kommentatoren notiert worden sein, so daß
die entsprechenden Vermerke in den uns vorliegenden Scholien stehen.
Die Untersuchung der Schauspielerinterpolationen, für die D. L. Page
und andere so viel geleistet haben, erfordert eine in diesem Sinn diffe-
renzierte Betrachtungsweise.
Es wäre höchst willkommen, wenn sich Kriterien finden ließen, nach
denen man im Einzelfall eine bezeugte oder mit großer Sicherheit er-
schlossene Schauspielerinterpolation der einen oder der anderen Form
der Wiederaufführung zuordnen und damit vermutlich auch als früh
14 P. Hibeh 179 mit Eur. Her. 137-143, 146-160, 167-170, besprochen Z. P. E. 21.
1976, 117.
15 Z. P. E. 26, 1977, 59 mit Verweis auf Stob. 3, 7, 8 und 4, 44, 13.
16 s. o. S. 36.
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der Form reproduziert werden konnten, in der sie auf der Bühne beson-
deren Eindruck gemacht hatten, wird man nicht ausschließen wollen.
Die antike Überlieferung des Euripides-Textes nach Aristophanes
von Byzanz ist nicht so einheitlich, wie es nach der herrschenden, oben
skizzierten Meinung eigentlich sein müßte. Vor einiger Zeit besprach R.
Kannicht einen Papyrus des frühen 3. Jh. v. C., der Partien aus dem
‘Herakles’ des Euripides in einer von der nachalexandrinischen Vulgata
erheblich abweichenden Textform enthält14. Nun hat W. Luppe im An-
schluß daran gezeigt, daß Zitate aus dem ‘Herakles’ noch bei Johannes
Stobaios offenbar in einer ähnlich abweichenden Form erhalten sind,
die man auf dem frühen Papyrus mit der Niederschrift vor Aristophanes
zu erklären geneigt ist. Dieses Beispiel hat keine erkennbare Beziehung
zur Theaterpraxis, so wenig wie die interpolierten Gnomen, die Fraen-
kel in den ‘Phoinissen’ nachweisen konnte (s. o. Anm. 12). Aber der
Straßburger „Tragödienliederpapyrus“, der ca. 100 Jahre jünger ist als
Aristophanes, enthält eine Gesangspartie aus dem Schlußteil der ‘Phoi-
nissen’ gleichfalls in einer von der heutigen Vulgata nicht unwesentlich
abweichenden Textgestalt, und dieser Papyrus scheint deutlich mit dem
Theaterbetrieb zu tun zu haben16. Textvarianten, die jeweils mit dem li-
terarischen oder dem Bühnenbetrieb Zusammenhängen, gibt es also vor
und nach Aristophanes. Man ist darum auch nicht gehalten, die in den
Scholien gegebenen Hinweise auf eine Schauspielerinterpolation jedes-
mal nur auf die frühe Zeit, also auf das 4. Jh. v. C., zu beziehen, als der
Text der Tragiker durch die vielen Wiederaufführungen seit 386 v. C.
offenbar rasch verwilderte und Lykurgs Maßnahme i. J. 330 v. C. nötig
machte. Auch späte Schauspielerinterpolationen, die unter den beson-
deren Bedingungen hellenistischer Theaterpraxis entstanden, können
von Grammatikern und Kommentatoren notiert worden sein, so daß
die entsprechenden Vermerke in den uns vorliegenden Scholien stehen.
Die Untersuchung der Schauspielerinterpolationen, für die D. L. Page
und andere so viel geleistet haben, erfordert eine in diesem Sinn diffe-
renzierte Betrachtungsweise.
Es wäre höchst willkommen, wenn sich Kriterien finden ließen, nach
denen man im Einzelfall eine bezeugte oder mit großer Sicherheit er-
schlossene Schauspielerinterpolation der einen oder der anderen Form
der Wiederaufführung zuordnen und damit vermutlich auch als früh
14 P. Hibeh 179 mit Eur. Her. 137-143, 146-160, 167-170, besprochen Z. P. E. 21.
1976, 117.
15 Z. P. E. 26, 1977, 59 mit Verweis auf Stob. 3, 7, 8 und 4, 44, 13.
16 s. o. S. 36.