Metadaten

Simon, Erika; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 5. Abhandlung): Das Satyrspiel Sphinx des Aischylos: vorgelegt am 11. Juli 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47798#0011
License: In Copyright
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Das Satyrspiel Sphinx des Aischylos

9

um das verhängnisvolle Verhältnis zwischen Vätern und Söhnen in die-
sem Geschlecht. Die Rolle der weiblichen Mitglieder bleibt bis auf das
Unumgängliche, die Erwähnung der Mutterehe (753 f.), ausgespart.
Zwar enthält das Klagelied nach dem Tod der Ödipussöhne für uns
zum erstenmal ausdrücklich die Version, daß Jokaste deren Mutter war
(926ff.) - in der epischen Oidipodeia wie in den Genealogien des Phere-
kydes hatte Ödipus die vier Kinder Eteokles, Polyneikes, Antigone und
Ismene von einer anderen Gemahlin10 - dennoch scheint Jokaste bei
Aischylos ganz im Hintergrund geblieben zu sein. Auch über Zeit und
Art ihres Todes wird nichts gesagt. Sie ist zur Zeit der Sieben gegen The-
ben, im Gegensatz etwa zu den Phoenissen des Euripides, nicht mehr
am Leben.
Das Chorlied während des Bruderkampfes beginnt und endet mit
der Erinys des Vaters Ödipus (721-791). Eteokles und Polyneikes soll-
ten ihr Erbe mit dem Eisen teilen, hatte dessen Fluch gelautet. Dazwi-
schen gedenkt der Chor der Schuld des Laios, der trotz dreimaliger
Warnung des delphischen Orakels einen Sohn, seinen Mörder, zeugte
(750ff.). Wen, so fragt der Chor dann, bewunderten Götter und Men-
Kommos (961-1004) beteiligt und die Schlußszene (1005 ff.) für echt hält. Über
diese vielverhandelte Frage zuletzt ... H. Erbse, Serta Turyniana (1974) 169-98;
R. D. Dawe, Dionysiaca. Studies pres. to D. L. Page (1978) 87-103; Taplin 169ff“.
10 Diese zweite Gemahlin hieß Eurygane oder Euryganeia und war nach einigen
Quellen die Schwester des Kreon und der Jokaste; vgl. Jacoby, FGrHist 3 Phere-
kydes von Athen F 95 (s. auch den Kommentarband 416 f.). Auch der Maler
Onasias folgte in dem Fresko im Tempel von Plataiai dieser Überlieferung; Pau-
sanias 9, 5, 11 gibt als Quelle dafür die epische Oidipodeia an. Leider geht aus
den Papyrusfragmenten in Lille nicht hervor, welcher Version Stesichoros folgte;
vgl. P. J. Parsons, ZPE 26,1977, 7ff. und besonders 20. Jedenfalls spielt die Mutter
der Ödipussöhne dort eine wichtige Rolle. Sie sucht in deren Streit um das Erbe zu
vermitteln. Ödipus ist nicht mehr König von Theben. Ob er tot ist oder im Exil
lebt, geht aus dem Erhaltenen nicht hervor, wohl aber, daß Teiresias Unheil ge-
weissagt hat.
Die beiden Söhne, die Ödipus von seiner Mutter hatte, hießen nach Pherekydes
F 95 Phrastor und Laonytos (Bechtel: Laolytos; s. Preller/Robert 133) und waren im
Kampf gegen die Minyer gefallen. Nach dem Tod der Euryganeia habe Ödipus sogar
noch eine dritte Frau, Astymedusa, gehabt. Roberts Ansicht, dies sei „Mythen-
klitterung übelster Art“ (Preller/Robert 133 Anm. 2) kann ich nicht teilen, zumal
schon die epische Oidipodeia die zweite Gemahlin kannte. - Diskussion der Quel-
len zu den verschiedenen Ehen des Ödipus: Höfer 726ff; Daly 773ff. - Gegen-
über dieser Vielfalt an Versionen haben die drei attischen Tragiker, angefangen
mit Aischylos (Septem 926ff), Jokaste als einzige Gemahlin des Ödipus, geben
ihr aber verschiedene Lebensdauer. So tritt sie in den Phoenissen des Euripides,
ebenso wie Ödipus, noch beim Tod der Söhne auf.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften