Das Satyrspiel Sphinx des Aischylos
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Außerdem hatte der sizilische Dichter Epicharm, wahrscheinlich
früher als Aischylos, das Thema „Sphinx“ in einem heiteren Drama
behandelt28. Aischylos dürfte dieses Stück auf seiner ersten Sizilien-
reise29, die vor der thebanischen Tetralogie liegt, kennengelemt haben.
Auf einer um 530/525 v. Chr. bemalten schwarzfigurigen Amphora
in Stuttgart (Taf. 4), die stilistisch den chalkidischen Vasen nahe-
steht30, hat Ulrich Hausmann überzeugend einen frühen tragischen
Chor erkannt31. Er umgibt in Form von verhüllten, sitzenden Gestalten
die zentrale Gruppe Ödipus und Sphinx. Da der Heros nicht bewaffnet
ist wie in einigen anderen Vasenbildem, ist kein körperlicher sondern
ein geistiger Kampf mit der Sphinx gemeint, also die Lösung ihres Rät-
sels. Daß ein Dramatiker diese Version bevorzugte, ist selbstverständ-
lich. Sie konnte im Theater besser vorgeführt werden als ein die Sphinx
mit Waffen tötender Ödipus. Zwar liegt die erste Aufführung des Choi-
rilos, des ersten in Titeln, Fragmenten und Daten faßbaren Tragikers,
rund ein Jahrzehnt nach der Stuttgarter Amphora. Doch hatte die Tra-
gödie, ehe sie literarisch wurde, eine - nicht auf Athen beschränkte -
Entwicklung durchlaufen, für die hier nur die Namen Arion und
Thespis stehen mögen. Das Stuttgarter Vasenbild ist ein wichtiges
Zeugnis für eine dramatische Gestaltung des Ödipusstoffes vor der lite-
rarisch überlieferten attischen Tragödie. Auf andere Weise lassen sich
die ringsum sitzenden, in den Mantel gehüllten Figuren, die sich von
den zahlreichen 'Zuschauern’ auf Vasen jener Zeit markant unterschei-
den, nicht erklären. Aus ihnen läßt sich auch schließen, daß jenes
Drama Tragödiencharakter hatte und nicht die Frühform eines Satyr-
28 RE VI 1 (1907) 36 s.v. Epicharmos (Kaibel); CGF I (Kaibel) F 127f. Auch in
der Phlyakenposse gab es (durch Epicharm angeregt?) diesen Stoff: A. D. Tren-
dall, Phlyax Vases2, BICS Suppl. 19 (1967) Nr. 200.
29 Zu dieser Reise s. oben Anm. 20.
30 Sie gehört jedoch stilistisch zu keiner der beiden'pseudochalkidischen’ Gruppen,
die F. Canciani, Jdl 95, 1980, 140ff. behandelt (briefliche Mitteilung von F. Can-
ciani).
31 Hausmann 22ff. Abb. 21. 23. Der Einwand gegen diese Deutung bei K. Schefold,
Götter- und Heldensagen der Griechen in der spätarchaischen Kunst (1978) 88,
mit dem Hinweis auf Aristoteles, hat mich nicht überzeugt. Zweifellos gab es
schon vor Phrynichos ernste Szenen in Tragödien. - Eine Besprechung früher
Theaterchorbilder bringen N. G. L. Hammond/W. G. Moon, AJA 82,1978, 379ff.
Da der Chor in der frühen Tragödie die 'Hauptrolle’ hatte, ist es nicht verwun-
derlich, daß archaische Vasen mit Theaterdarstellungen ihn vor allem abbilden.
Im Laufe des 5. Jahrhunderts treten dann die Choreuten auf Vasenbildem hinter
den Protagonisten zurück; s. unten Anm. 104.
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Außerdem hatte der sizilische Dichter Epicharm, wahrscheinlich
früher als Aischylos, das Thema „Sphinx“ in einem heiteren Drama
behandelt28. Aischylos dürfte dieses Stück auf seiner ersten Sizilien-
reise29, die vor der thebanischen Tetralogie liegt, kennengelemt haben.
Auf einer um 530/525 v. Chr. bemalten schwarzfigurigen Amphora
in Stuttgart (Taf. 4), die stilistisch den chalkidischen Vasen nahe-
steht30, hat Ulrich Hausmann überzeugend einen frühen tragischen
Chor erkannt31. Er umgibt in Form von verhüllten, sitzenden Gestalten
die zentrale Gruppe Ödipus und Sphinx. Da der Heros nicht bewaffnet
ist wie in einigen anderen Vasenbildem, ist kein körperlicher sondern
ein geistiger Kampf mit der Sphinx gemeint, also die Lösung ihres Rät-
sels. Daß ein Dramatiker diese Version bevorzugte, ist selbstverständ-
lich. Sie konnte im Theater besser vorgeführt werden als ein die Sphinx
mit Waffen tötender Ödipus. Zwar liegt die erste Aufführung des Choi-
rilos, des ersten in Titeln, Fragmenten und Daten faßbaren Tragikers,
rund ein Jahrzehnt nach der Stuttgarter Amphora. Doch hatte die Tra-
gödie, ehe sie literarisch wurde, eine - nicht auf Athen beschränkte -
Entwicklung durchlaufen, für die hier nur die Namen Arion und
Thespis stehen mögen. Das Stuttgarter Vasenbild ist ein wichtiges
Zeugnis für eine dramatische Gestaltung des Ödipusstoffes vor der lite-
rarisch überlieferten attischen Tragödie. Auf andere Weise lassen sich
die ringsum sitzenden, in den Mantel gehüllten Figuren, die sich von
den zahlreichen 'Zuschauern’ auf Vasen jener Zeit markant unterschei-
den, nicht erklären. Aus ihnen läßt sich auch schließen, daß jenes
Drama Tragödiencharakter hatte und nicht die Frühform eines Satyr-
28 RE VI 1 (1907) 36 s.v. Epicharmos (Kaibel); CGF I (Kaibel) F 127f. Auch in
der Phlyakenposse gab es (durch Epicharm angeregt?) diesen Stoff: A. D. Tren-
dall, Phlyax Vases2, BICS Suppl. 19 (1967) Nr. 200.
29 Zu dieser Reise s. oben Anm. 20.
30 Sie gehört jedoch stilistisch zu keiner der beiden'pseudochalkidischen’ Gruppen,
die F. Canciani, Jdl 95, 1980, 140ff. behandelt (briefliche Mitteilung von F. Can-
ciani).
31 Hausmann 22ff. Abb. 21. 23. Der Einwand gegen diese Deutung bei K. Schefold,
Götter- und Heldensagen der Griechen in der spätarchaischen Kunst (1978) 88,
mit dem Hinweis auf Aristoteles, hat mich nicht überzeugt. Zweifellos gab es
schon vor Phrynichos ernste Szenen in Tragödien. - Eine Besprechung früher
Theaterchorbilder bringen N. G. L. Hammond/W. G. Moon, AJA 82,1978, 379ff.
Da der Chor in der frühen Tragödie die 'Hauptrolle’ hatte, ist es nicht verwun-
derlich, daß archaische Vasen mit Theaterdarstellungen ihn vor allem abbilden.
Im Laufe des 5. Jahrhunderts treten dann die Choreuten auf Vasenbildem hinter
den Protagonisten zurück; s. unten Anm. 104.