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Simon, Erika; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 5. Abhandlung): Das Satyrspiel Sphinx des Aischylos: vorgelegt am 11. Juli 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47798#0020
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Erika Simon

bärde ausdrückt. Er nimmt die Trauer um Haimon vorweg. Weder der
Vater noch der Großvater noch deren Begleiter können das Rätsel
lösen. Im nächsten Augenblick wird die Sphinx den jungen Prinzen
entraffen. Unheil liegt in der Luft, ähnlich wie in dem etwa gleichzeiti-
gen Ostgiebel von Olympia.
Wegen der zeitlichen Nähe dieser Vasenbilder zur thebanischen
Tetralogie von 467 v. Chr. muß man sich fragen, ob sie mit der Sphinx
des Aischylos Zusammenhängen könnten. Zwar war jene ein Satyr-
spiel, doch diese Dramengattung bestand keinesfalls nur aus burlesken
Szenen. In dem einzigen uns vollständig erhaltenen Satyrspiel, demÄy-
klops des Euripides, fallen zwei Gefährten des Odysseus dem Kyklo-
pen zum Opfer (397 ff.). Also könnte auch das Schicksal des Haimon in
dem aischyleischen Stück vorgekommen sein, jedoch - im Gegensatz
zur Tragödie - nicht am Schluß, sondern am Anfang. Denn das Satyr-
spiel mußte, wenigstens in der Perspektive des Chores, gut aus-
gehen42.
An den Beginn der aischyleischen Sphinx werden wir mit der Theba-
nerversammlung auf den Vasenbildem aber auch aus anderen Grün-
den verwiesen. Diese Männer bilden wegen ihrer ganz verschiedenen
Altersstufen keinen Bühnenchor, der aus lauter gleichartigen Gestal-
ten bestehen müßte. Vor allem aber gehört zum Satyrspiel der Chor
der Silene. Doch wäre vor dessen Einzug, am Anfang des Stückes,
durchaus eine Versammlung von Thebanem verschiedenen Alters
denkbar. So zeigte das unmittelbar vorausgehende Drama, die erhalte-
nen Sieben gegen Theben, ja auch am Beginn eine Gruppe thebanischer
Männer, zu denen dort Eteokles mit der Anrede „Ihr Bürger des Kad-
mos“ trat43. Sie entfernten sich nach Vers 35, lange vor der Parodos des
eigentlichen, aus Mädchen bestehenden Chores. Vorher erschien noch
ein Berichterstatter auf der Bühne. Oliver Taplin nennt den Anfang der
Sieben ein Bild44, und diesen bildhaften Beginn haben auch andere
Dramen des Aischylos, ja er ist für ihn typisch. Daß die Bildkunst die
Prologszenen dieses Dichters mit Vorliebe aufgrifl45, ist daher kein Zu-
fall.
42 Vgl. E. Simon, Das antike Theater (21981) 26f.
43 Dazu Taplin 129ff.; zur Entfernung der Bürger nach Vers 35: ebendort 1361; zum
Auftritt des Berichterstatters: 137ff.
44 Taplin 134: “The play begins with a kind of tableau”.
45 Kossatz-Deißmann 102 und passim; vgl. E. Simon, WüJbb N.F. 1, 1975,184 mit
Anm. 35.
 
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