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Simon, Erika; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1981, 5. Abhandlung): Das Satyrspiel Sphinx des Aischylos: vorgelegt am 11. Juli 1981 — Heidelberg: Winter, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.47798#0027
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Das Satyrspiel Sphinx des Aischylos

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Der Rätselpoesie entsprechend, dürften es Hexameter gewesen sein,
wie sie jetzt durch Papyrusfunde für den Ödipus des Euripides bezeugt
sind73. Die Anthologia Palatina (14,64) überliefert die folgenden fünf
hier in Übersetzung wiedergegebenen Zeilen für das Rätsel74:
Zweifuß ists auf der Erde und Vierfuß, mit einer einzgen
Stimme, und Dreifuß. Es ändert den Wuchs alleine von allen
Wesen auf Erden, im Luftraum droben und auch auf dem Meere.
Wenn es jedoch auf die meisten Füße sich stützend einhergeht,
Ist seinen Gliedern die Schnelligkeit am meisten gemindert.
Wie sollten die Silene einen so dunklen, an die delphische Orakel-
poesie anklingenden Text verstehen? An ihren aufgesperrten Mündern
ist zu sehen, daß er ihre geistige Kapazität übersteigt (Taf. 11.12,2).
Dennoch - und darin liegt der Witz dieser Konfrontation - wird ihnen
die Sphinx kein Leid antun. Sie raubte keine Greise; Mythos und Bild-
kunst (Taf. 6,1) schildern sie als Knabenräuberin. Es könnte sogar
sein, daß die Silene den Spieß umdrehten und die Sphinx etwas frag-
ten. Jedenfalls hat man ein dem Maler Python zugeschriebenes paesta-
nisches Vasenbild bisher so gedeutet (Taf. 13,l)75. Ein Papposilen
steht mit einem Vögelchen in der Hand vor der auf einem Felsen hok-
kenden Sphinx und fragt sie, ob er etwas Lebendiges oder etwas Totes
halte. Er wird immer gewinnen, denn je nach der Antwort der Sphinx
wird er den Vogel fliegen lassen oder erwürgen. Dieser weit über ein
Jahrhundert jüngere Glockenkrater war bisher fast das einzige Vasen-
bild, das man mit der Sphinx des Aischylos in Verbindung brachte76.
Daß ein greiser Silen hier auftritt, bleibt im Hinblick auf den Chor der
Hydria Fujita bemerkenswert, doch neigten die paestanischen Maler
überhaupt zur Darstellung des Papposilen77. Aber wie man auch die
Abhängigkeit des Python von der Sphinx des Aischylos beurteilen

73 POxy 2459; s. oben Anm. 59.
74 Zum Wortlaut: Lesky, Sphinx 1717f. Übersetzung R. Hampe.
75 Glockenkrater Neapel 2846. Robert 259ff. Abb. 45; Preller/Robert 893f.; FR
Taf. 180,2; A. D. Trendall, Paestan Pottery (1936) 119 Nr. 118 Taf. 21a; Brommer
50 Abb. 47; Trendall/Webster 11,5; Hausmann 29f. Abb. 28. - Trotz der Zweifel,
die U. v. Wilamowitz-Moellendorff (vgl. Guggisberg 98) und Lesky, Sphinx 1721
äußerten, pflegt das Kraterbild auch von philologischer Seite als Hauptzeugnis
für die Sphinx des Aischylos herangezogen zu werden: Mette II 37.
76 Dazu kam, aber meist mit Vorbehalt, die Schale des Ödipus-Malers (Taf. 15);
dazu unten S. 30f. mit Anm. 99.
77 Vgl. Trendall (oben Anm. 75) Taf. 18. 20 d. 21 b. c. 30 b. 32 a.
 
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