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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 1. Abhandlung): Sir Ronald Syme, "Die Römische Revolution" und die deutsche Althistorie: vorgelegt am 4. Dez. 1982 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47809#0023
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Sir Ronald Syme, 'Die römische Revolution’ und die deutsche Althistorie 13

terminologischer Weisheit zu sein; und es dient freilich auch als 'a bold
and provocative title’29. Daß Syme am Gebrauch eng und präzise
definierter Termini ebensowenig interessiert war wie die römischen
Historiker, etwa Tacitus, wird ganz offensichtlich, wenn wir den viel-
fältigen Gebrauch dieses Begriffes in seinem Buch berücksichtigen.
Einerseits ist festzustellen, daß die römische Revolution sich nach
Syme keineswegs nur im Zeitraum zwischen 60 v. Chr. und 14 n. Chr.
abspielte, wie dies in verschiedenen Würdigungen der 'Römischen
Revolution’ irrtümlicherweise zu lesen ist: Wir erfahren, daß bereits
die Gracchen 'a Century of revolution’ eingeleitet hatten30, und daß
die Revolution unter den Nachfolgern des Augustus fortgesetzt
wurde31. Andererseits ist es keineswegs nur die Umschichtung der
'goveming dass’ in der Späten Republik und zu Beginn der Kaiser-
zeit, die von Syme als 'Revolution’ beschrieben wird. Es gibt recht
unterschiedliche Revolutionäre und Revolutionen. Selbst die Claudier,
diese arrogante oligarchische Familie, waren in Rom nach Syme stets
'as innovators, reformers and even as revolutionaries’ bekannt32. Daß
Brutus und Cassius die Truppen der östlichen Provinzen auf ihre
Seite zogen, war 'a revolution in the east’33; die Veränderungen in
politischen Bindungen nach der Schlacht bei Philippi waren ‘a com-
plete revolution of alliances’34; daß hohe ritterliche Amtsträger mehr
Macht als Senatoren besaßen, war nicht nur neu, sondern auch
'revolutionary’35; die beiden Pfeiler der Herrschaft des Augustus,
das prokonsularische Imperium und die tribunizische Gewalt, 'were
the Revolution itself36; und nach all dem ist es nicht überraschend
zu lesen, daß es in Rom auch unter den Flaviern eine Revolution
gab, nämlich eine 'revolution of taste’37. Teilnehmer eines Seminars
über Revolutionstheorie wären gewiß verwirrt. Wäre aber 'Die römi-
sche Revolution’ ein besseres oder präziseres Geschichtswerk gewe-
sen, wenn der Verfasser statt von einer 'Revolution des Geschmackes’
vielleicht von einer 'rapiden Veränderung des Geschmackes’ gespro-

29 G. W. Bowersock, a.a.O. (oben Anm. 5), 10.
30 The Roman Revolution 16.
31 Ebd. 503 und 505.
32 Ebd. 345.

33 Ebd. 167 und 172.
34 Ebd. 216.
35 Ebd. 357.
36 Ebd. 337.
37 Ebd. 455.
 
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