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Geza Alföldy
in dem 1936 erschienenen 'Princeps’ von W. Weber las, daß 'die
heilige Wut, der Wille zur Macht, der Glaube an das beste Blut, die
Sicherheit gegenüber den irrationalen Mächten, die Heiterkeit, die
Hoffnung auf Verewigung seines Werks und seines Namens’ die Kräfte
des Augustus waren, daß in der politischen Erbschaft des Augustus
'alles atmete den gleichen Geist der Selbstlosigkeit, sittlicher Strenge,
hochherziger Freigebigkeit, der schöpferischen und glücklichen Stärke
des Maßes’, und daß 'der gerechte und fromme, milde und weise
Mann, der mitis princeps, der Optimus ... das Leben der Götter
des Staats sich errang kraft seiner römischer virtus und griechischer
Selbstbescheidung’?70
'It is not necessary to praise political success or to idealize the men
who win wealth and honours through civil war’71. Dies ist Symes
Haltung nicht nur gegenüber Augustus, sondern auch weiteren füh-
renden Personen des Zeitalters der römischen Revolution. Nur Caesar,
ein Mann, der wirklich mehr geworden ist als ein bloßer Faktions-
fuhrer72, ein 'echterer Römer’ als Pompeius oder Augustus73, erscheint
bei ihm in einem günstigeren Licht. Pompeius jedoch, Ed. Meyers
'römischer’ Princeps im Gegensatz zu Caesar, war nach Syme ein
orientalischer Despot74, sein Sohn nur ein 'brigand’75; Lepidus, 'this
cipher’, war ein 'flimsy character’, gekennzeichnet von 'lack of the
splendour, courage and ability’76; und selbst Antonius, Symes Favorit
gegenüber dessen Rivalen Oktavian, erscheint trotz aller Sympathie
als ein Mann mit ernsthaften 'defects of character and judgement’77.
Am eindrucksvollsten ist in der 'Römischen Revolution’ jedoch das
Bild des Augustus. In seiner 'deliberately critical attitude’78 gegen
Caesars Erben und gegen dessen Neuen Staat war Syme freilich nicht
70 W. Weber, Princeps. Studien zur Geschichte des Augustus I, Stuttgart-Berlin 1936,
240, 99, lOOf. Das Buch ist im Literaturverzeichnis der 'Römischen Revolution’
angeführt.
71 The Roman Revolution VIII.
72 Ebd. 51 und 194.
73 Ebd. 54; vgl. dagegen V. Ehrenberg, Man, State and Deity. Essays in Ancient
History, London 1974, 137: 'Symes Statement that Caesar was a truer Roman than
either Pompey or Augustus seems to me incomprehensible - unless Rome and
greatness are regarded as identical’.
74 The Roman Revolution 74.
75 Ebd. 232; vgl. ebd. 228: 'in reality an adventurer’.
76 Ebd. 166; vgl. auch 346.
77 Ebd. 104; zu seinem Charakter vgl. noch bes. 103f., 108.
78 The Roman Revolution VII.
Geza Alföldy
in dem 1936 erschienenen 'Princeps’ von W. Weber las, daß 'die
heilige Wut, der Wille zur Macht, der Glaube an das beste Blut, die
Sicherheit gegenüber den irrationalen Mächten, die Heiterkeit, die
Hoffnung auf Verewigung seines Werks und seines Namens’ die Kräfte
des Augustus waren, daß in der politischen Erbschaft des Augustus
'alles atmete den gleichen Geist der Selbstlosigkeit, sittlicher Strenge,
hochherziger Freigebigkeit, der schöpferischen und glücklichen Stärke
des Maßes’, und daß 'der gerechte und fromme, milde und weise
Mann, der mitis princeps, der Optimus ... das Leben der Götter
des Staats sich errang kraft seiner römischer virtus und griechischer
Selbstbescheidung’?70
'It is not necessary to praise political success or to idealize the men
who win wealth and honours through civil war’71. Dies ist Symes
Haltung nicht nur gegenüber Augustus, sondern auch weiteren füh-
renden Personen des Zeitalters der römischen Revolution. Nur Caesar,
ein Mann, der wirklich mehr geworden ist als ein bloßer Faktions-
fuhrer72, ein 'echterer Römer’ als Pompeius oder Augustus73, erscheint
bei ihm in einem günstigeren Licht. Pompeius jedoch, Ed. Meyers
'römischer’ Princeps im Gegensatz zu Caesar, war nach Syme ein
orientalischer Despot74, sein Sohn nur ein 'brigand’75; Lepidus, 'this
cipher’, war ein 'flimsy character’, gekennzeichnet von 'lack of the
splendour, courage and ability’76; und selbst Antonius, Symes Favorit
gegenüber dessen Rivalen Oktavian, erscheint trotz aller Sympathie
als ein Mann mit ernsthaften 'defects of character and judgement’77.
Am eindrucksvollsten ist in der 'Römischen Revolution’ jedoch das
Bild des Augustus. In seiner 'deliberately critical attitude’78 gegen
Caesars Erben und gegen dessen Neuen Staat war Syme freilich nicht
70 W. Weber, Princeps. Studien zur Geschichte des Augustus I, Stuttgart-Berlin 1936,
240, 99, lOOf. Das Buch ist im Literaturverzeichnis der 'Römischen Revolution’
angeführt.
71 The Roman Revolution VIII.
72 Ebd. 51 und 194.
73 Ebd. 54; vgl. dagegen V. Ehrenberg, Man, State and Deity. Essays in Ancient
History, London 1974, 137: 'Symes Statement that Caesar was a truer Roman than
either Pompey or Augustus seems to me incomprehensible - unless Rome and
greatness are regarded as identical’.
74 The Roman Revolution 74.
75 Ebd. 232; vgl. ebd. 228: 'in reality an adventurer’.
76 Ebd. 166; vgl. auch 346.
77 Ebd. 104; zu seinem Charakter vgl. noch bes. 103f., 108.
78 The Roman Revolution VII.