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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1983, 1. Abhandlung): Sir Ronald Syme, "Die Römische Revolution" und die deutsche Althistorie: vorgelegt am 4. Dez. 1982 — Heidelberg: Winter, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.47809#0040
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Geza Alföldy

Ostpolitik des Antonius als eine Geschichte politischer Probleme
und politischer Konstellationen, nicht als Aktivitäten der 'goveming
dass’, und in Sattlers Buch über Augustus und den Senat von 30 bis
17 v. Chr. ist es der Senat als Institution, als kollektives Phänomen,
der in Erscheinung tritt, nicht eine 'collection of individuals’ wie in
der Sicht des Verfassers in der 'Römischen Revolution’. Symes Werk
hat hier nicht zur Nachahmung angespomt, sondern dazu, von seiner
Methode abzuweichen und seine Ergebnisse zu ergänzen.
Diese einstige 'Heidelberger Schule’ wollte das Bild, welches Syme
von dem politischen Leben in Rom am Ende der Republik und zu
Beginn des Prinzipates gab, nicht ersetzen, sondern ergänzen. Anders
läßt sich die Haltung einer anderen deutschen althistorischen Schule
beschreiben - deijenigen von Chr. Meier, der selbst ein Schüler von
H. Schäfer war. In Meiers Arbeiten, vor allem in der 'Res publica
amissa’, aber auch in den Arbeiten mancher seiner Schüler wurde
eine fundamentale Kritik an Symes Geschichtsbetrachtung vorgetra-
gen125. Der entscheidende Punkt dieser Kritik betrifft die 'Faktions-
theorie’, die - nach Meier - vor allem von Syme, Scullard, Ross Taylor
und Badian vertreten wurde. Es handelt sich um die Frage nach
der Existenz permanenter politischer Faktionen oder 'Parteien’ im
römischen Adel, die auf Verwandtschaft, Ehen und weiteren persön-
lichen Beziehungen beruhen. Mit solchen Parteien, nach der Art des
politischen Lebens der englischen Aristokratie im 18. Jahrhundert,
zu rechnen, wäre nach Meier ein Irrtum, der sich 'nicht nur auf die
Art der politischen Gruppierung und die Deutung und Rekonstruk-
tion politischer Handlungen und Situationen’ bezieht; 'es betrifft
vielmehr die Gesamtheit der politischen Struktur des damaligen
Roms’126. 'Scullard, Syme und die Ihren haben nun ihre These
niemals aus den Quellen begründet, in denen von solchen Faktionen
keine Silbe steht. Sie setzen diese vielmehr wie selbstverständlich
voraus, und ihre prosopographische Methode besteht zum guten Teil
125 Chr. Meier, Res publica amissa. Eine Studie zu Verfassung und Geschichte der
späten römischen Republik, Wiesbaden 1966, 182ff. (Neuausgabe: Suhrkamp
Verlag, 1980); siehe auch Bonner Jahrb. 161, 1961, 510ff; Athenaeum 40, 1962,
112f. mit Anm. 35; RE Suppl. X (1965), 553; K. Raaflaub, Dignitatis contentio.
Studien zur Motivation und politischen Taktik im Bürgerkrieg zwischen Caesar
und Pompeius, München 1974, 39 Anm. 116, vgl. auch 160 Anm. 237; R. Rilinger,
Der Einfluß des Wahlleiters bei den römischen Konsulwahlen von 366 bis
50 v. Chr., München 1976, 2 ff.
126 Chr. Meier, Res publica amissa 182.
 
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