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Martin Hengel
Botschaft“ konnte ja doch nicht gut mit einem έφοβοΰντο γάρ, „denn
sie fürchteten sich“, schließen. Der sekundäre Markusschluß und die
ebenfalls in der 1. Hälfte des 2. Jh.s anzusetzende epistula aposto-
lorum^ sind so die frühesten christlichen Texte, die alle Evangelien
und die Apg voraussetzen.
des Papias (Euseb h.e. 3,39,9) über Justus Barsabbas: ώς δηλητήριον φάρμακον
έμπίοντος και μηδέν αηδές διά την του κυρίου χάριν ύπομείναντος, vgl. auch das
Fragment aus Philippus Sidetes, Fragment Nr. 16 (= 11 Funk-Bihlmeyer) b.
J. Kürzinger, Papias v. Hierapolis und die Evangelien des Neuen Testaments,
Eichstätter Materialien 4, 1983, 116 ... ύπδ των άπιστων ιον έχίδνης πιών έν όνόματι
τοΰ Χρίστου άπαϋής διεφυλάχϋη.
Vielleicht ist die Angabe in dem armenischen Edschmiadsin-Evangeliar über den
unechten Markusschluß ,,Arist(i)on(s) des Presbyters“ doch ernst zu nehmen,
s. F. Siegert, in: J. Kürzinger, op. cit. 138. Dann würde Mk 16,9-20 möglicher-
weise auf einen Gewährsmann des Papias zurückgehen. Die Vermutung von E. Loh-
meyer. Das Evangelium des Markus, ”1951, 361, der unechte Schluß sei eine
ursprünglich „selbständige Epitome“ gewesen, ist dagegen ebenso unwahrschein-
lich wie die Hypothesen J. Hugs, op. cit., der eine Abhängigkeit von den anderen
Evangelien grundsätzlich leugnet und ausschließlich mündliche Tradition vermutet.
Die gewaltsam harmonisierende und stark verkürzende Verwendung der Berichte
aus den anderen Evangelien ist unübersehbar: vgl. Joh 20,14.17f.; Lk 8,2 u. 24,11
mit Mk 16,11; Lk 24,13-35 mit Mk 16,12; Lk 24,36ff. (s. auch Joh 20,19ff.29;
Mt 28,17b) mit Mk 16,15 und Mt 28,19f. (vgl. Lk 24,27) mit Mk 16,15f. Zu
Mk 16,16 s. noch Apg 2,18; zu Mk 16,17 vgl. Apg 2,43; 5,12; 8,6f. u.ö. und
speziell zum Zungenreden Apg 2,4; 10,46; 19,6. Die Himmelfahrtstradition 16,19
stellt m.E. eine Kontraktion aus Lk 24,50b; Apg 1,11 (zu άνελήμφθη s. noch 1,2.22)
und 2,33f. (vgl. 5,31 u.ö.) dar. Das Alter des Mk-Schlusses erweist sich auch aus
der großen Freiheit, mit der der Harmonisator und Epitomator die Evangelien
und die Apg zusammen mit anderem Material für seine Zwecke verwendet.
48 Zur epistula apostolorum s. C. Schmidt, Gespräche Jesu mit seinen Jüngern nach
der Auferstehung. Ein katholisch-apostolisches Sendschreiben des 2. Jahrhunderts,
1919 Nachdr. 1967, besonders 213ff. zu seiner Verwendung des NT. Schmidt
kommt zu dem Ergebnis, „daß unser Verfasser den Vier-Evangelienkanon be-
sessen hat“ (216). Richtiger wäre wohl die Aussage, daß der Vf. die vier Evan-
gelienschriften kannte, sie aber noch nicht im eigentlichen Sinne als „kanonisch“
betrachtete, sonst hätte er sein Werk gar nicht schreiben können. Beachtenswert
ist weiter, daß „in keiner der uns überlieferten Schriften des 2. Jahrhunderts eine
derartig starke Benutzung des Johannesevangeliums hervortritt wie in der vorliegen-
den“ (224f. vgl. 241). Daneben werden auch apokryphe Texte, zumindest das
Kindheitsevangelium des Thomas, verwendet (226ff.). Zur Apg s. die ausführliche
Darstellung 246ff. Unklar bleibt die Bezugnahme auf die Paulusbriefe. Die Her-
kunft aus Kleinasien, der theologisch aktivsten Provinz im 2. Jh., halte ich für
wahrscheinlich (366ff.); daß der zeitliche Ansatz 160-170 n.Chr. (399-402) zu
spät ist, hat Μ. Hornschuh, op. cit. (Anm. 47) 116ff. (118) überzeugend nach-
gewiesen, der wieder eine ägyptische Herkunft vermutet (99fl). Vgl. auch H. Duen-
sing in: Hennecke/Schneemelcher ΝΤΑρο I, 1959, 126f.: „erste Hälfte des zweiten
Martin Hengel
Botschaft“ konnte ja doch nicht gut mit einem έφοβοΰντο γάρ, „denn
sie fürchteten sich“, schließen. Der sekundäre Markusschluß und die
ebenfalls in der 1. Hälfte des 2. Jh.s anzusetzende epistula aposto-
lorum^ sind so die frühesten christlichen Texte, die alle Evangelien
und die Apg voraussetzen.
des Papias (Euseb h.e. 3,39,9) über Justus Barsabbas: ώς δηλητήριον φάρμακον
έμπίοντος και μηδέν αηδές διά την του κυρίου χάριν ύπομείναντος, vgl. auch das
Fragment aus Philippus Sidetes, Fragment Nr. 16 (= 11 Funk-Bihlmeyer) b.
J. Kürzinger, Papias v. Hierapolis und die Evangelien des Neuen Testaments,
Eichstätter Materialien 4, 1983, 116 ... ύπδ των άπιστων ιον έχίδνης πιών έν όνόματι
τοΰ Χρίστου άπαϋής διεφυλάχϋη.
Vielleicht ist die Angabe in dem armenischen Edschmiadsin-Evangeliar über den
unechten Markusschluß ,,Arist(i)on(s) des Presbyters“ doch ernst zu nehmen,
s. F. Siegert, in: J. Kürzinger, op. cit. 138. Dann würde Mk 16,9-20 möglicher-
weise auf einen Gewährsmann des Papias zurückgehen. Die Vermutung von E. Loh-
meyer. Das Evangelium des Markus, ”1951, 361, der unechte Schluß sei eine
ursprünglich „selbständige Epitome“ gewesen, ist dagegen ebenso unwahrschein-
lich wie die Hypothesen J. Hugs, op. cit., der eine Abhängigkeit von den anderen
Evangelien grundsätzlich leugnet und ausschließlich mündliche Tradition vermutet.
Die gewaltsam harmonisierende und stark verkürzende Verwendung der Berichte
aus den anderen Evangelien ist unübersehbar: vgl. Joh 20,14.17f.; Lk 8,2 u. 24,11
mit Mk 16,11; Lk 24,13-35 mit Mk 16,12; Lk 24,36ff. (s. auch Joh 20,19ff.29;
Mt 28,17b) mit Mk 16,15 und Mt 28,19f. (vgl. Lk 24,27) mit Mk 16,15f. Zu
Mk 16,16 s. noch Apg 2,18; zu Mk 16,17 vgl. Apg 2,43; 5,12; 8,6f. u.ö. und
speziell zum Zungenreden Apg 2,4; 10,46; 19,6. Die Himmelfahrtstradition 16,19
stellt m.E. eine Kontraktion aus Lk 24,50b; Apg 1,11 (zu άνελήμφθη s. noch 1,2.22)
und 2,33f. (vgl. 5,31 u.ö.) dar. Das Alter des Mk-Schlusses erweist sich auch aus
der großen Freiheit, mit der der Harmonisator und Epitomator die Evangelien
und die Apg zusammen mit anderem Material für seine Zwecke verwendet.
48 Zur epistula apostolorum s. C. Schmidt, Gespräche Jesu mit seinen Jüngern nach
der Auferstehung. Ein katholisch-apostolisches Sendschreiben des 2. Jahrhunderts,
1919 Nachdr. 1967, besonders 213ff. zu seiner Verwendung des NT. Schmidt
kommt zu dem Ergebnis, „daß unser Verfasser den Vier-Evangelienkanon be-
sessen hat“ (216). Richtiger wäre wohl die Aussage, daß der Vf. die vier Evan-
gelienschriften kannte, sie aber noch nicht im eigentlichen Sinne als „kanonisch“
betrachtete, sonst hätte er sein Werk gar nicht schreiben können. Beachtenswert
ist weiter, daß „in keiner der uns überlieferten Schriften des 2. Jahrhunderts eine
derartig starke Benutzung des Johannesevangeliums hervortritt wie in der vorliegen-
den“ (224f. vgl. 241). Daneben werden auch apokryphe Texte, zumindest das
Kindheitsevangelium des Thomas, verwendet (226ff.). Zur Apg s. die ausführliche
Darstellung 246ff. Unklar bleibt die Bezugnahme auf die Paulusbriefe. Die Her-
kunft aus Kleinasien, der theologisch aktivsten Provinz im 2. Jh., halte ich für
wahrscheinlich (366ff.); daß der zeitliche Ansatz 160-170 n.Chr. (399-402) zu
spät ist, hat Μ. Hornschuh, op. cit. (Anm. 47) 116ff. (118) überzeugend nach-
gewiesen, der wieder eine ägyptische Herkunft vermutet (99fl). Vgl. auch H. Duen-
sing in: Hennecke/Schneemelcher ΝΤΑρο I, 1959, 126f.: „erste Hälfte des zweiten