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Borst, Arno; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1989, 1. Abhandlung): Astrolab und Klosterreform an der Jahrtausendwende: vorgetragen am 11. Februar 1989 — Heidelberg: Winter, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48156#0044
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Arno Borst

seines Astrolabs in insgesamt 72 Abschnitte geteilt, deren jeder 5
Grade umschließt. Wenn der volle Umlauf der Sonne 24 Stunden
dauert, entfallen auf jede Stunde 15 Grade, also 3 Abschnitte.
Schließlich zählt man die Häuser vom Äquatorkreis (und seinem
vorgemerkten Schnittpunkt mit dem Höhenkreis) nach oben bis zur
Sonnenhöhe und setzt jetzt für jedes Haus zwei Stunden an, die 30
Graden gleichkommen.
Der folgende Abschnitt paßt nicht genau zum vorigen, denn er
gebärdet sich so, als wären soeben die Tagstunden errechnet worden.
Daraufhin geht er zu den Nachtstunden über, wiederholt also das
gerade abgehandelte Thema. Wir ahnen, daß er es klarer herausarbei-
ten und sich dabei auf den planisphärischen Typ beziehen wird. Sicher
können wir es nicht sagen, weil das erste Blatt des Fragments vorher
endet.
Auf dem zweiten Blatt geht es zuerst um die Zählung einzelner
Bruchteile von Temporalstunden bei Tag. Als verstünde es sich von
selbst, haben wir wiederum den planisphärischen Typ vor uns. Der
Text weist nicht darauf hin, daß man zuvor auf der Rückseite die
Sonnenhöhe mit der Alhidade gemessen haben muß. (Um die Augen
zu schonen, hebt man bei Tag das Astrolab nur bis zur Gürtellinie und
stellt es so ein, daß ein Sonnenstrahl durch das erste Visierloch genau
auf das zweite trifft.) Vorausgesetzt wird ferner, daß man danach den
Kalenderskalen auf der Rückseite den Sonnenstand in der Ekliptik am
Beobachtungstag entnommen hat und daß man schließlich auf der
Vorderseite diesen Ekliptikpunkt auf jenen Höhenkreis gelegt hat.
Damit spiegelt das Astrolab die Situation des derzeitigen Sonnenta-
ges.
Der Text betont, wie oben schon, daß auf dem Ekliptikkreis der
Spinne derjenige Punkt ins Auge zu fassen ist, der der Sonne um 180
Grad gegenüberliegt. Er wird auf den Beginn der augenblicklichen
Stunde, also exakt auf die Stundenkurve justiert, die wir plötzlich
wieder vor uns sehen. Dann wird abgezählt, wo der oben an der Spinne
angebrachte kleine Zeiger (almeri) auf der 360-Grad-Skala steht.
Wiederholt man die ganze Prozedur gegen Ende der Stunde, so meldet
die Differenz auf der Gradskala den verflossenen Bruchteil. Der Leser
kann sich, wenn er will, selber ausrechnen, daß jeder Grad - modern
gesprochen - vier Zeitminuten bedeutet.
Das anschließende Kapitel weist ausdrücklich auf die Messung der
Sonnenhöhe hin, wiederholt aber sonst die Anweisung von vorhin, nun
speziell für Stundendrittel. Sichtlich ist eine solche Dreiteilung - nach
 
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