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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0163
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zweite verteidigungsschrift (1543)

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worben ¹ . Noch ist deren keinem geholffen ᵃ worden, der hülffe, da von wyr
des orts reden, des ewigen heylß, biß sie sich auch selb zum Herren bekeret
vnd vmb seine hulff gebetten haben. Vnd sehe hie, wie Gotts förchtig diß
volck seye, Sagen: Als die Apostel den Herren für die schwiger ² Petri gebetten
haben ³ , da lese man nicht, das sie auch gebetten habe. Ergo: Sie hatt nitt selb
auch gebeten. Wenn wyr so argument macheten, wie würden sie die dentzlen
⁴ .

Das ist aber noch vil freueler vnd vnuerschempter, das sie hie von mir
schreyben: Wa würdt er hin verzucket ⁵ , das er verneinet, das die Apostolen,
da sie batten für das Cananeisch weyb, seyen nicht erhöret worden, welches
doch ist wider die meinung der Veter, die rechter christlicher ᵇ lehr seindt ⁶ .
Diß ist ihr freuel red. Antwort: Welcher Vetter ⁷ ? Nennen vns doch einen!
Gilt ⁸ es euch dann in diesen hohen Göttlichen sachen also gaucklen ⁹ vnd offentlich
falsch fürgeben?

Das heylig Euangelion zeuget doch selb, das die fürbitt der Apostel diß
weyb nit geholffen habe, da aber sie selb im betten verharret, da habe sie erlanget,
was sie ᶜ | lxxxviijb/Yiiijb | begeret, Von welchem ort der H. Chrysostomus,
inter orthodoxos primarius, also geschriben hatt: »Wiltu lernen, das
wyr durch vns selb bey Gott, so wyr betten, meer außrichten, dann so andere
für vns bitten? Diese – redet von dem Cananeischen weyb - hat gerüffen,
vnnd seindt die Apostel herbey gangen vnnd sagen: Laß sie hin, sie rüffet vns
nach. Da hat er ja zu diesen gesagt: Jch binn nicht gesandt dann zu den verloren
schaffen vom hauß Jsrael. Da aber sie selb herbey getretten ist vnd verharret
hat mit rüffen vnd gesagt: Ja, Herre, aber doch essen die hündlein von den
brösemlin, die von jhrer herren tisch fallen, da hat er die hülff gethan vnd
sprach: Dir geschehe, wie du wilt ¹⁰ . Sihestu, wie er sie verworffen hat, da andere
batten, vnd wie er bewilliget ¹¹ hat, da sie selb kame vnd vmb die gaben
rüffet vnd batte. Dann zü jenen saget er: Jch bin nitt gesandt dan zu den vera)
Drf. gehoffen.
b) Drf. Cchristlicher.
c) Das Wort steht nur im Reklamant.

1. Mt 15,21–28.
2. Schwiegermutter.
3. Lk 4,38.
4. schaukelnd hin und her bewegen. Grimm 21 (= XI,1,1), Sp.124f.
5. hingerissen. Grimm 25 (= XII,1), Sp.2653.
6. Text ungenau zitiert aus »Vrteil der Vniuersiteit vnd Clerisie zu Cölne von Märtin
Bucers Lerung vnd ruffung genn Bonn ...«, 1543 (s. oben S. 33, Anm. 3), Bl. Biija (unten) –
Biijb (oben).
7. Kirchenväter.
8. Kommt es ... darauf an.
9. faseln, ohne Grund behaupten.
10. Mt 15,23–28.
11. eingewilligt.

Mit eignem gebett
richten wir bey
Gott meer auß
dann mit für bitt.
Das Cananeisch
weib verwarff der
Herr, da die Apostel
für es baten,
da es selb bat, erho
ᵉ ret ers.
 
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