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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0193
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zweite verteidigungsschrift (1543)

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doch durch diß werck solte zum aller gewaltigsten erregt, befordret vnd immer
fürbracht vnd gestercket werden, Das ich ja aber vnd abermal ¹ will gestellet
haben, zu erkennen vnd zu vrteylen, an alle, die ein ware Gotsforcht
haben vnd disen dingen mit etwas gleubigem ernst nach dencken.

Wie schwerlich der glaube an Christum verletzet Vnd der aberglaube gesterkket
werde durch daß vnuerstendig singen vnd lesen in den Messen

NVn aber kan das ein ieder Gottsverstendiger mensch wol vermercken, wie
vil zu solicher erschrecklichsten, verderblichsten verkerung diene vnd befordre,
daß der C. Deput. part bey disem Göttlichsten handel ³ alles – die Lehre,
die Dancksagung vnd Verkundigung der gaben Christi – in frembder spra-
chen, die offt auch sie selb nit gantz, daß volck gar nicht versteht, singen vnd
lesen, Ja offt so Gottloslich dahin plauderen vnnd vber einander werfen | cxa/
Eeija | Vnnd dann daß hauptstück deß gantzen wercks ⁴ , die wort deß Herren,
damitt er vns sein leyb vnnd blut vnd ewigs testament der Gottlichen gemeinschafft
vbergibt, wider alle lehr vnd brauch der alten Gemeinden Gottes so
heimlich ᵃ wißblen ⁵ ,daßsie sich etwan selb kaum hören mögen, Da mitt ⁶
dann geschicht, daß sich auch die daß latein verstohn deßen, so diese leut
schon auß Gottes wort bey den Messen sprechen, nicht besseren könden. Es
muß alle andacht vnd besserung bey disem H. handel auß dem lebendigen,
wircklichen glauben entstahn, Vnd mage derselbige nicht dann allein auß dem
verstandenen ᵇ Gottes wort geboren, erwecket vnd gestercket werden.

Damit aber du, fromer Christ, dise so schwere verkerung, die vil weyter
reychet vnd schadet, dann ieman gnugsam bedencken konde, Das man bey
diser aller heyligesten handlung Gottes, dem H. Abendtmal, ja, in allen H.
Ceremonien gegen dem volck ein sprachen gebrauchet, die das volck in Ge-
mein nitt verstaht, etwaß doch ernstlich betrachtest, So besehe vnd erwege,
waß vnd wie ernstlich der Geyst Gottes wider dise verkerung geschriben
habe, Auch wenn man die sprachen schon auß des H. Geysts wunder werck
hatt, i. Cor. xiiij[1–33].

Erstlich sagt er: »Der mit zungen redet,«–daß ist mit einer sprachen, wel-
che die, zu denen man redet, nit verstehen –»der redt nicht den menschen,
sonder Gott, dann es hörets nieman« ⁷ . Jtem: »Nun aber, lieben brüder, wenn

a) Drf. hiemlich.
b) Drf. verstandenem.

1. zu vielfach wiederholten Malen.
2. sehr.
3. Handlung.
4. Verrichtung, Meßhandlung.
5. flüstern.
6. wodurch.
7. I Kor 14,2.

Daß vnuerstendtlich
in Messen befordret
hoch ² daß
falsch vertrauwen
vffs eussers werck.
 
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