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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0210
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Gepott des herren
von beyder gestalt

206
zweite verteidigungsschrift (1543)

Wie beyde gestalt der H. Sacramenten von nöten

DJe C. Deputaten Sagen, ich schreybe, das ¹ , beyde gestalt im H. Abendtmal
entpfahen, seye allen Christen von nötten, Vrtheylen dann, diß seye ein ketzerische
lehr, Vnnd alle, die beyde gestalt des H. Sacraments geben vnnd entpfahen,
seien Scismati, trennen sich von gehorsam vnnd eynigkeyt der kirchen. 5

Nun last aber sehen, wie sie diß beweren ² ; Sagen, Es seyen die gaben Gottes,
nit die zeychen zum heyl von nöten. Das ist wol zumgutten verstandt ³ war.
Wie aber? Wolten jr denen auch das heyl Christi zusprechen, die das zeychen
des heyligen Tauffs vnd dis gantzen Sacrament des leybs vnnd bluts Christi
nimmer entpfahen wolten, so sie die doch wol entpfahen möchten, vnnd sag- 10
ten wie jhr: Ey, nitt die zeychen, sonder die bezeychneten gaben Gottes sind
zum heyl von nöten? Wir wissen wol, das an im selb vns zum heyl nichts von
nötten ist dann die gnad vnnd gemeinschafft Christi, in warem glauben ergriffen
vnd gefasset. Wa ist aber warer glaube an Christum, wenn man seyne ordnung
so freuenlich vbertrittet? | cxxijb/Hhijb | 15

Das klare gebot des Herren staht da, Das ⁴ das, das ich euch gethon, das
thun mir zu gedechtnüß, vnnd nichts anders, dann wir nichts zu des Herren
worten noch dar von zu thun haben, Deut. iiij[2]. Hie oben hastu wieder H.
Martyr Cyprianus ⁵ , [der] vff diß »Das thut« tringet.

Nun ists offenbar vnnd aller ding vnuerneinlich, das der Herr die gemein- 20
schafft seynes bluts allen jüngeren mit dem kelch gegeben; darumb werden
keyne menschen, die seyne Priester vnd jünger sein wöllen, jemmer meer ⁶ anders
thun, wenn sie des befelhs Christi recht berichtet sindt.

Vber das spricht der Herr zu seynen jüngern, als er jhnen den kelch reychet:
»Drincken alle darauß« ⁷ ,Vnnd hat jhnen das nit als Priesteren, sondern alles 25
seynen jüngeren gebotten ⁸ vnnd in jhrer personen allen Christen, allen die
auch seyne jünger sein wöllen.

Welches sich vnuerneinlich erweyset auß dem, das der H. Apostel allen Corintheren,
Leyen vnnd Clericen, jhren mißbrauch am heyligen Abendtmal zu
bessern, die gantze einsatzung der H. Sacramentenn, so wol des kelchs als des 30
brots des Herren, zubetrachten, fürgestellet vnd jnen damit bezeuget hat, das
sie alle schüldig wären, sich dieser einsatzung des Herren gentzlich zu halten

1. das, [um ... zu].
2. beweisen.
3. in rechtem Verständnis.
4. Daß.
5. s. oben S. 187, Anm. 2 und S. 193, Anm. 2.
6. jemals.
7. Mt 26,27.
8. Mit der Behauptung, die Jünger seien Priester gewesen, wurde der Kelchentzug gerechtfertigt.
 
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