212 zweite verteidigungsschrift (1543)
geschehen vnd seye ein groß Sacrilegium, gebeutet darumb, daß man die
soliches thun von dem Sacrament gar abhalten solle, das ist verbannen. Sehe,
solich eerlich ¹ , beweret herkomen hat die gewonheit, deren sich diese leut
ruh- | cxxvia/Ji ija | men. Vnd das Gelasius diß nit allein von priestern, wie es
Thomas ² vnd die alten Sophisten ³ fürgeben, sonder von allem Christlichen 5
volck rede, wirdt ein jeder Christ selb wol erkennen, der disen sententz Gelasij
liset. Es werden auch alle feinde der ordnung Christi einigen bedachten ⁴
vnd ansehlichen ⁵ anfang dises mißbrauchs nimer mehr anzeygen konden.
Jn den letsten zeyten, da die ware seelsorg so gar verfallen, hat etwan ein
vnbesonnener priester den kelch im darreychen verschüttet vnd dann, solichs 10
hinfüre zu verhieten, das hüpsch gedicht ⁶ herfürbracht, jm leyb seye doch
auch das blut ⁷ , so dann die Leyen das blut Christi im leyb wol one gefahr solichs
verschüttens entpfahen mögen, so seye weger ⁸ , man gebe den Leyen den
kelch nicht. Thomas zwar ⁹ , der doch gern die besten vrsachen bringet, wenn
es die sachen geben mögen, gibet keine andere vrsachen ¹⁰ . 15
Ferner schreiben sie, man habe vorzeyten den abwesenden vnd krancken
daß Sacrament gesendet in einer gestalt, welches nit schwer sey zu erweysen
auß vilen Canonibus vnd allgemeinen Concilien. Wie heyssen aber die selbigen
Canones vnnd Concilia? Sie sind ja euch zu schwer anzuzeigen. Wa ¹¹
anders, so nennen doch eines! Alphonsus schemet sich hie nicht anzuziehen ¹² , 20
daß wir lesen in Ecclesiastica historia lib. vj., ca. 33 ¹³ , Wie ein priester ᵃ einem
krancke habe mit einem knaben ein eingegossens vom Sacrament gesant. Erat
infusum. Vnde? war das eingossen nit vom kelch deß Herren? Diser gelerter,
beredter man zeucht auch fur ein argument | cxxvib/Ji ijb |deß alters dises
Sacrilegij an, daß wir seinen anfang nitt wissen anzuzeygen, So doch jm vnnd 25
anderen, die sich vndernemen, diß Sacrilegium alt vnnd gut zu machen, zu
staht, seinen anfang vnnd bewerten ¹⁴ anfang zuerweysen. Vns ist genug, daß
a) wohl Drf. prister.
1. ehrenhaftes.
2. Thomas von Aquin, Summa theologica III q. 80, a. 12. Thomas von Aquin, Opera omnia,
Bd.2, S.908; Thomas von Aquin, Summa theologica, Bd.30, S.273 und 275.
3. spitzfindige Philosophen, Wortverdreher.
4. überlegten.
5. bemerkenswerten, beachtlichen.
6. Erfindung.
7. Konkomitanzlehre (s. oben S. 210, Anm. 9)
8. günstiger, besser, vorteilhafter, angemessener.
9. nämlich.
10. Thomas von Aquin, Summa theologica III q. 80, a. 12. Thomas von Aquin, Opera omnia,
Bd.2, S.908; Thomas von Aquin, Summa theologica, Bd.30, S.275f.
11. Wo, falls.
12. Alphonsus de Castro, »Adversus omnes haereses libri XIIII«, Köln 1543 (s. oben
S. 96, Anm. 5), lib. VI, Bl. CIXb–CXa.
13. Cassiodorus, Historia ecclesiastica tripartita VI,33. PL69, Sp.1052f.
14. bezeugten.
geschehen vnd seye ein groß Sacrilegium, gebeutet darumb, daß man die
soliches thun von dem Sacrament gar abhalten solle, das ist verbannen. Sehe,
solich eerlich ¹ , beweret herkomen hat die gewonheit, deren sich diese leut
ruh- | cxxvia/Ji ija | men. Vnd das Gelasius diß nit allein von priestern, wie es
Thomas ² vnd die alten Sophisten ³ fürgeben, sonder von allem Christlichen 5
volck rede, wirdt ein jeder Christ selb wol erkennen, der disen sententz Gelasij
liset. Es werden auch alle feinde der ordnung Christi einigen bedachten ⁴
vnd ansehlichen ⁵ anfang dises mißbrauchs nimer mehr anzeygen konden.
Jn den letsten zeyten, da die ware seelsorg so gar verfallen, hat etwan ein
vnbesonnener priester den kelch im darreychen verschüttet vnd dann, solichs 10
hinfüre zu verhieten, das hüpsch gedicht ⁶ herfürbracht, jm leyb seye doch
auch das blut ⁷ , so dann die Leyen das blut Christi im leyb wol one gefahr solichs
verschüttens entpfahen mögen, so seye weger ⁸ , man gebe den Leyen den
kelch nicht. Thomas zwar ⁹ , der doch gern die besten vrsachen bringet, wenn
es die sachen geben mögen, gibet keine andere vrsachen ¹⁰ . 15
Ferner schreiben sie, man habe vorzeyten den abwesenden vnd krancken
daß Sacrament gesendet in einer gestalt, welches nit schwer sey zu erweysen
auß vilen Canonibus vnd allgemeinen Concilien. Wie heyssen aber die selbigen
Canones vnnd Concilia? Sie sind ja euch zu schwer anzuzeigen. Wa ¹¹
anders, so nennen doch eines! Alphonsus schemet sich hie nicht anzuziehen ¹² , 20
daß wir lesen in Ecclesiastica historia lib. vj., ca. 33 ¹³ , Wie ein priester ᵃ einem
krancke habe mit einem knaben ein eingegossens vom Sacrament gesant. Erat
infusum. Vnde? war das eingossen nit vom kelch deß Herren? Diser gelerter,
beredter man zeucht auch fur ein argument | cxxvib/Ji ijb |deß alters dises
Sacrilegij an, daß wir seinen anfang nitt wissen anzuzeygen, So doch jm vnnd 25
anderen, die sich vndernemen, diß Sacrilegium alt vnnd gut zu machen, zu
staht, seinen anfang vnnd bewerten ¹⁴ anfang zuerweysen. Vns ist genug, daß
a) wohl Drf. prister.
1. ehrenhaftes.
2. Thomas von Aquin, Summa theologica III q. 80, a. 12. Thomas von Aquin, Opera omnia,
Bd.2, S.908; Thomas von Aquin, Summa theologica, Bd.30, S.273 und 275.
3. spitzfindige Philosophen, Wortverdreher.
4. überlegten.
5. bemerkenswerten, beachtlichen.
6. Erfindung.
7. Konkomitanzlehre (s. oben S. 210, Anm. 9)
8. günstiger, besser, vorteilhafter, angemessener.
9. nämlich.
10. Thomas von Aquin, Summa theologica III q. 80, a. 12. Thomas von Aquin, Opera omnia,
Bd.2, S.908; Thomas von Aquin, Summa theologica, Bd.30, S.275f.
11. Wo, falls.
12. Alphonsus de Castro, »Adversus omnes haereses libri XIIII«, Köln 1543 (s. oben
S. 96, Anm. 5), lib. VI, Bl. CIXb–CXa.
13. Cassiodorus, Historia ecclesiastica tripartita VI,33. PL69, Sp.1052f.
14. bezeugten.