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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0230
Die C. deputat.
ziehen die schrifft
vff den widersin
an.
226
zweite verteidigungsschrift (1543)
mit offen- | cxxxvb/Lliijb | barer vnwarheit. Die beycht solle ja dienen, zu
entpfahen vnderweysung vnnd rath, nit weniger aber auch den trost der Absolution.
Erzelung der sünden verspotte ich nicht, aber aller sünden erzelung
sage ich nit notwendig, dann sie Got nit erfordret, auch nit müglich sein;
Erfordre der erzelung souil, als da zu nutzen kan, das die beychtenden zu war 5
rew vnnd besserung, trost vnd stercke im glauben an Christum erbauwen
werden.
Man sehe aber, wie dise doctoren die erzelung der sünden beweren ¹ , Ziehen
an auß dem 43. Cap. [26] Jesaie, daß nit drinnen ist, nemlich: »Sage du vor
deine vngerechtigkeyt, vff daß du gerechtfertiget werdest.« Dan es redt Gott 10
deß orts von gutten wercken vnd spricht: »Erinnere ᵃ mich, das wir gegen einander
gerichtet werden. Erzele nemlich, wo du etwaß guts hast, daß du
mögest gerechtfertiget werden.« Solch schrifft gelerten sind dise Theologen,
daß sie die schrifft vff den wider sinn einfüren. Gott will deß orts dem volck
anzeygen, daß es vberal nichts für sich gegen jm für wenden möge, dadurch es 15
konde gerecht erkennet werdenn; darumb solle es sich blaß ² seiner gnaden
vnd barmhertzigkeyt vertrösten, die er im mit disen worten zu gesagt hat:
»Jch tilge deine vbertrettung vmb meinet willen vnd gedencke deiner sunden
nicht. ³ «
Von den wercken der Satisfaction genant, daß ist der genugthuung, hatt der 20
getrewe diener Christi M. Philippus ⁴ genugsam geantwortet, doch will ich in
der latinischen Antwort ⁵ auch dar thun, daß ich dise | cxxxvja/Lliiija | wort
Satisfactionis in den sprüchenn der H. Vätter, auch was Schriften von solichen
wercken zeugen, recht auß gelegt habe. Wer ware rew vnd leydt seiner sünden
hat mit recht glewbiger begirden der gnaden Gottes vnd besserung, der wird 25
warlich, vor ab ⁶ wen er in schwere sünden gefallen, sein fleysch gar mit grossem
ernst demüttigen, in betten vnd almussen geben sich vleyssig vben. Aber
die bezalung vnd daß genugthun seiner sünden wirdt er nit vff solich seine
werck, sonder allein vff das bitter leyden vnd sterben vnsers Herren Jesu
Christi setzen Vnd erkennen, was ⁷ erlosens ⁸ der sünden, reinigens von sun- 30
den oder der gleychen die Schrifft disen werken zu gibt, daß sie jnen doch
a) Drf. Erinnerre.
1. beweisen.
2. bloß.
3. Jes 43,25.
4. Philipp Melanchthon, »Responsio ad scriptum quorundam delectorum a Clero Secundario
Coloniae Agrippinae«, Bonn 1543 (s. oben S. 35, Anm. 1). Melanchthon, Bekenntnisse
und kleine Lehrschriften, S.390f.
5. Eine lateinische Übersetzung von Bucers Zweiter Verteidigungsschrift ist nicht nachweisbar.
6. besonders.
7. das selbst wenn.
8. etwas an Befreiung von ...
ziehen die schrifft
vff den widersin
an.
226
zweite verteidigungsschrift (1543)
mit offen- | cxxxvb/Lliijb | barer vnwarheit. Die beycht solle ja dienen, zu
entpfahen vnderweysung vnnd rath, nit weniger aber auch den trost der Absolution.
Erzelung der sünden verspotte ich nicht, aber aller sünden erzelung
sage ich nit notwendig, dann sie Got nit erfordret, auch nit müglich sein;
Erfordre der erzelung souil, als da zu nutzen kan, das die beychtenden zu war 5
rew vnnd besserung, trost vnd stercke im glauben an Christum erbauwen
werden.
Man sehe aber, wie dise doctoren die erzelung der sünden beweren ¹ , Ziehen
an auß dem 43. Cap. [26] Jesaie, daß nit drinnen ist, nemlich: »Sage du vor
deine vngerechtigkeyt, vff daß du gerechtfertiget werdest.« Dan es redt Gott 10
deß orts von gutten wercken vnd spricht: »Erinnere ᵃ mich, das wir gegen einander
gerichtet werden. Erzele nemlich, wo du etwaß guts hast, daß du
mögest gerechtfertiget werden.« Solch schrifft gelerten sind dise Theologen,
daß sie die schrifft vff den wider sinn einfüren. Gott will deß orts dem volck
anzeygen, daß es vberal nichts für sich gegen jm für wenden möge, dadurch es 15
konde gerecht erkennet werdenn; darumb solle es sich blaß ² seiner gnaden
vnd barmhertzigkeyt vertrösten, die er im mit disen worten zu gesagt hat:
»Jch tilge deine vbertrettung vmb meinet willen vnd gedencke deiner sunden
nicht. ³ «
Von den wercken der Satisfaction genant, daß ist der genugthuung, hatt der 20
getrewe diener Christi M. Philippus ⁴ genugsam geantwortet, doch will ich in
der latinischen Antwort ⁵ auch dar thun, daß ich dise | cxxxvja/Lliiija | wort
Satisfactionis in den sprüchenn der H. Vätter, auch was Schriften von solichen
wercken zeugen, recht auß gelegt habe. Wer ware rew vnd leydt seiner sünden
hat mit recht glewbiger begirden der gnaden Gottes vnd besserung, der wird 25
warlich, vor ab ⁶ wen er in schwere sünden gefallen, sein fleysch gar mit grossem
ernst demüttigen, in betten vnd almussen geben sich vleyssig vben. Aber
die bezalung vnd daß genugthun seiner sünden wirdt er nit vff solich seine
werck, sonder allein vff das bitter leyden vnd sterben vnsers Herren Jesu
Christi setzen Vnd erkennen, was ⁷ erlosens ⁸ der sünden, reinigens von sun- 30
den oder der gleychen die Schrifft disen werken zu gibt, daß sie jnen doch
a) Drf. Erinnerre.
1. beweisen.
2. bloß.
3. Jes 43,25.
4. Philipp Melanchthon, »Responsio ad scriptum quorundam delectorum a Clero Secundario
Coloniae Agrippinae«, Bonn 1543 (s. oben S. 35, Anm. 1). Melanchthon, Bekenntnisse
und kleine Lehrschriften, S.390f.
5. Eine lateinische Übersetzung von Bucers Zweiter Verteidigungsschrift ist nicht nachweisbar.
6. besonders.
7. das selbst wenn.
8. etwas an Befreiung von ...