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zweite verteidigungsschrift (1543)
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ist, das die zur H. eh beruffen sind ausser der Eh bleiben Vnd das die, so nach
jrem beruff ein weib vom Herren betten vnd entpfahen, durch solch weib der
sorge der welt meer erleychteret vnd zu Gott gefürdret werden. Den ¹ solchen
jr weib ein geheyligter gehülff zu aller Gotseligkeit seyn muß vnd zu allen
Gottes diensten, auch den Priesterlichen, Wie fil Heiliger frawen gewesen
sind den Patriarchen, Propheten, Apostolen, Martyren, Die fromme Elizabet
dem Zacharie. Darumb das vernünfftig Concili zu Gangra ² billich verbannet
hat, die ein Priester der eh halben schewen.
So dann nun dem also ist, wie im ist, das die H. Eh an den berufften ³ darzu
einn Heylige fürdernüß ist zu allen Gottes diensten, da zu jeder beruffen,
auch den Priesterlichen, vnnd ein jeder von der gab Gottes, im verlauhenn ⁴ ,
selb, nit aber auß den fleyschlichen begirden, wie mir die C. Deputaten
felschlich zulegen, | cxliiijb/Nniiijb | sonder auß dem Geyst Gottes erkennen
vnd vrteylen mus, So würdt kein Priester, der ein Gottförchtig weyb auch im
priesterthumb oder nach deß erstenn absterben ein anders nimmet, von einigen
⁵ Christen zu verwerffen vnnd seines dienstes zu verstossen sein; Dann
solches ein gabe vnnd werck Gottes ist, vnnd thun wol, die in die ehe kommen,
entpfahen von dem Herren ein gehülffen zu Gottes diensten, kein hindernüß,
wie offt sie auch das im Herren thun. Wa es anders were, so müste ie
etwas arges in der ehe sein an jhr selb. Wer nun das sagen wolte, der widerspreche
aller Gottes Schrifft vnd wer ⁶ Manicheisch ⁷ . Darum ist vnd bleibet
war, daß auch die priester, so zur eh beruffen, wen sie gleich die im priesterthumb
eingohn, mit nichten sünden ⁸ , sonder recht vnd wol thun vnd sich
zum priesterlichen dienst fürderen, nicht hinderen. Dan die H. eh nit ein mutwillig
vnzüchtig leben ist, wie es Alfonsus beschreibet ⁹ nach der vnsinnigkeit,
so vil Hispanier in lieb der weyber beweisen, sonder ein heilige gemeinschafft Was die Ehe
alles Göttlichen vnd menschlichen thuns, in deren jedes gemahel dem andren
dienet in allen dingen zur heiligung Göttliches namens vnd fürderung seines
Reychs in aller heyligkeit vnnd gerechtigkeyt.
1. Denn.
2. Synode von Gangra (in Paphlagonien), wohl um 340/341. LThK ² 4, Sp.514.
3. Berufenen.
4. verliehen.
5. irgendwelchen.
6. wäre.
7. der manichäischen Lehre zugehörig. Gnostische Weltreligion der Spätantike mit dualistischer
Konzeption. Dem Gott des Lichtes steht der Herrscher der Finsternis gegenüber.
Der Mensch ist körperlich und seelisch von der Sünde gefesselt. Die hohen ethischen Anforderungen,
die die Manichäer deshalb stellen, führen zum Verzicht auf eigene Arbeit und auf
die Ehe. TRE 22, S.25–45.
8. sündigen.
9. Alphonsus de Castro, »Adversus omnes haereses libri XIIII«, Köln 1543 (s. oben S. 96,
Anm. 5), lib. XI, Bl. CLXVIb–CLXVIIa.
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ist, das die zur H. eh beruffen sind ausser der Eh bleiben Vnd das die, so nach
jrem beruff ein weib vom Herren betten vnd entpfahen, durch solch weib der
sorge der welt meer erleychteret vnd zu Gott gefürdret werden. Den ¹ solchen
jr weib ein geheyligter gehülff zu aller Gotseligkeit seyn muß vnd zu allen
Gottes diensten, auch den Priesterlichen, Wie fil Heiliger frawen gewesen
sind den Patriarchen, Propheten, Apostolen, Martyren, Die fromme Elizabet
dem Zacharie. Darumb das vernünfftig Concili zu Gangra ² billich verbannet
hat, die ein Priester der eh halben schewen.
So dann nun dem also ist, wie im ist, das die H. Eh an den berufften ³ darzu
einn Heylige fürdernüß ist zu allen Gottes diensten, da zu jeder beruffen,
auch den Priesterlichen, vnnd ein jeder von der gab Gottes, im verlauhenn ⁴ ,
selb, nit aber auß den fleyschlichen begirden, wie mir die C. Deputaten
felschlich zulegen, | cxliiijb/Nniiijb | sonder auß dem Geyst Gottes erkennen
vnd vrteylen mus, So würdt kein Priester, der ein Gottförchtig weyb auch im
priesterthumb oder nach deß erstenn absterben ein anders nimmet, von einigen
⁵ Christen zu verwerffen vnnd seines dienstes zu verstossen sein; Dann
solches ein gabe vnnd werck Gottes ist, vnnd thun wol, die in die ehe kommen,
entpfahen von dem Herren ein gehülffen zu Gottes diensten, kein hindernüß,
wie offt sie auch das im Herren thun. Wa es anders were, so müste ie
etwas arges in der ehe sein an jhr selb. Wer nun das sagen wolte, der widerspreche
aller Gottes Schrifft vnd wer ⁶ Manicheisch ⁷ . Darum ist vnd bleibet
war, daß auch die priester, so zur eh beruffen, wen sie gleich die im priesterthumb
eingohn, mit nichten sünden ⁸ , sonder recht vnd wol thun vnd sich
zum priesterlichen dienst fürderen, nicht hinderen. Dan die H. eh nit ein mutwillig
vnzüchtig leben ist, wie es Alfonsus beschreibet ⁹ nach der vnsinnigkeit,
so vil Hispanier in lieb der weyber beweisen, sonder ein heilige gemeinschafft Was die Ehe
alles Göttlichen vnd menschlichen thuns, in deren jedes gemahel dem andren
dienet in allen dingen zur heiligung Göttliches namens vnd fürderung seines
Reychs in aller heyligkeit vnnd gerechtigkeyt.
1. Denn.
2. Synode von Gangra (in Paphlagonien), wohl um 340/341. LThK ² 4, Sp.514.
3. Berufenen.
4. verliehen.
5. irgendwelchen.
6. wäre.
7. der manichäischen Lehre zugehörig. Gnostische Weltreligion der Spätantike mit dualistischer
Konzeption. Dem Gott des Lichtes steht der Herrscher der Finsternis gegenüber.
Der Mensch ist körperlich und seelisch von der Sünde gefesselt. Die hohen ethischen Anforderungen,
die die Manichäer deshalb stellen, führen zum Verzicht auf eigene Arbeit und auf
die Ehe. TRE 22, S.25–45.
8. sündigen.
9. Alphonsus de Castro, »Adversus omnes haereses libri XIIII«, Köln 1543 (s. oben S. 96,
Anm. 5), lib. XI, Bl. CLXVIb–CLXVIIa.