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zweite verteidigungsschrift (1543)
241
wort – eins weybs man – setzet der Apostel nitt, das er einn gesetze dauon
gebe, als solte keyner Bischoff werden, er hett dann ein weyb, sonder verbeutet
die vnmaß, dieweyl den Juden zugelassen ware, auch zu der anderen ¹ eh zu
greyffen vnnd zumal zwey weyber haben. Dann die eh ist ehrlich. Etliche sagen,
diß sey geredt, das einn Bischoff solle von eynem weyb seyn, das ist: sein
tag ² nur eynigs ³ gehabt haben«;dißsind die wort vnd der ware sinn Chrysostomi.
Da sehe, wie erbar, gelert vnd auff merckende ⁴ diese Cölnischen Deputaten
sein: δευτέροις ο� µιλει�ν γάµοις ⁵ Vnd δ�ο ε�χειν κατατα�τον γυναίκας ⁶ , das
ist: zur zweyten eh greyffen vnd zwey weyber zu mal haben, machen die Cöl-
nischen Deputaten zwey ding vnd wöllen das erste, zur zweyten eh greyffen,
verstohn von denen, die nach absterben der ersten ein andere nemen, So doch
Chrysostomus die zwey für eins gesetzet vnd die ander meynung deren, die
in diesen worten des Apostels den verstohn wöllen: eins weybs man seinn, der
nie meer dann ein weib gehabt hat, darnach auch angehenget hat. Vnd was
hette er dörffen sagen? den Juden ware nach gegeben ⁷ , das eyner möchte nach
absterben ey- | cxlvja/Ooija | nes weybs ein andere nemen, welchen leuthen
ist dann diß verpotten gewesen, oder noch ⁸ ? wie solte der H. Chrysostomus
auch, ein ander weyb nemen, nach tödlichem abgang des ersten, ein verpotne
vnmaß heyssen?
Darumb: wer des H. Pauli lehr ⁹ – j. Corinth. vij[1–16.25–38] vnd dann
auch j. Timoth. iij[2] vnd v[9.14] – sampt anderen schrifften recht ansehen
wille vnd nach Got vnd warer keuscheit fraget, der wirdt sonder zweyffel das
wol erkennen, das der H. Paulus die ander ¹⁰ eh den Priestern, so darzu berüf-
fenn, als ¹¹ wenig hat verpieten wöllen, als die erste.
Hie gegen sprecht jhr nun: die alten Vätter aber sind dieser meynung gewesen
vnnd haben den Priesteren verpotten, zum anderen mal in die Eh zu kommen,
Also auch ein wit fraw zunemen. Jst war; die Vätter haben aber auch niemand
damit einn strick wöllen anlegen, noch auch vmb des vnnötigen willen von
dem nöttigeren vnd der gemeinden Gottes nützlicherem abtreyben. Wie der
H. Cyprianus ¹² , also sind die anderen auch gesinnet gewesen, das besser seye,
1. zweiten.
2. sein Leben lang.
3. ein einziges.
4. aufmerksam beobachtend, aufpassend.
5. in zwei Ehen zusammensein.
6. zwei Frauen gleichzeitig haben.
7. zugestanden, eingeräumt.
8. erst recht, zudem noch.
9. I Tim 3,2; ITim5,9.14; I Kor 7,1–16.25–38.
10. zweite.
11. als ... als: so ... wie.
12. Cyprian, Ep. 62,2–3. PL4, Sp.377–379; CChr.SL III/B (hier Ep. 4), S.20f.
Epist. 11, libro 1
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zweite verteidigungsschrift (1543)
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wort – eins weybs man – setzet der Apostel nitt, das er einn gesetze dauon
gebe, als solte keyner Bischoff werden, er hett dann ein weyb, sonder verbeutet
die vnmaß, dieweyl den Juden zugelassen ware, auch zu der anderen ¹ eh zu
greyffen vnnd zumal zwey weyber haben. Dann die eh ist ehrlich. Etliche sagen,
diß sey geredt, das einn Bischoff solle von eynem weyb seyn, das ist: sein
tag ² nur eynigs ³ gehabt haben«;dißsind die wort vnd der ware sinn Chrysostomi.
Da sehe, wie erbar, gelert vnd auff merckende ⁴ diese Cölnischen Deputaten
sein: δευτέροις ο� µιλει�ν γάµοις ⁵ Vnd δ�ο ε�χειν κατατα�τον γυναίκας ⁶ , das
ist: zur zweyten eh greyffen vnd zwey weyber zu mal haben, machen die Cöl-
nischen Deputaten zwey ding vnd wöllen das erste, zur zweyten eh greyffen,
verstohn von denen, die nach absterben der ersten ein andere nemen, So doch
Chrysostomus die zwey für eins gesetzet vnd die ander meynung deren, die
in diesen worten des Apostels den verstohn wöllen: eins weybs man seinn, der
nie meer dann ein weib gehabt hat, darnach auch angehenget hat. Vnd was
hette er dörffen sagen? den Juden ware nach gegeben ⁷ , das eyner möchte nach
absterben ey- | cxlvja/Ooija | nes weybs ein andere nemen, welchen leuthen
ist dann diß verpotten gewesen, oder noch ⁸ ? wie solte der H. Chrysostomus
auch, ein ander weyb nemen, nach tödlichem abgang des ersten, ein verpotne
vnmaß heyssen?
Darumb: wer des H. Pauli lehr ⁹ – j. Corinth. vij[1–16.25–38] vnd dann
auch j. Timoth. iij[2] vnd v[9.14] – sampt anderen schrifften recht ansehen
wille vnd nach Got vnd warer keuscheit fraget, der wirdt sonder zweyffel das
wol erkennen, das der H. Paulus die ander ¹⁰ eh den Priestern, so darzu berüf-
fenn, als ¹¹ wenig hat verpieten wöllen, als die erste.
Hie gegen sprecht jhr nun: die alten Vätter aber sind dieser meynung gewesen
vnnd haben den Priesteren verpotten, zum anderen mal in die Eh zu kommen,
Also auch ein wit fraw zunemen. Jst war; die Vätter haben aber auch niemand
damit einn strick wöllen anlegen, noch auch vmb des vnnötigen willen von
dem nöttigeren vnd der gemeinden Gottes nützlicherem abtreyben. Wie der
H. Cyprianus ¹² , also sind die anderen auch gesinnet gewesen, das besser seye,
1. zweiten.
2. sein Leben lang.
3. ein einziges.
4. aufmerksam beobachtend, aufpassend.
5. in zwei Ehen zusammensein.
6. zwei Frauen gleichzeitig haben.
7. zugestanden, eingeräumt.
8. erst recht, zudem noch.
9. I Tim 3,2; ITim5,9.14; I Kor 7,1–16.25–38.
10. zweite.
11. als ... als: so ... wie.
12. Cyprian, Ep. 62,2–3. PL4, Sp.377–379; CChr.SL III/B (hier Ep. 4), S.20f.
Epist. 11, libro 1