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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0263
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deutsche nation inn christlicher religion (1545)

sie alle eins seien, wie du, Vatter, in mir vnd ich in dir, auff das auch sie in vns
eins seien, auff das die welt glaube, das du mich gesandt hast; vnd ich hab jn
die herlicheit geben, die du mir hast gegeben, auff das sie eins seien, wie wir
eins sind, Jch in jnen vnd du in mir, auff das sie volkomen eins seien vnd auff
das die welt erkenne, das du mich gesandt hast.« ¹

Jnn disen worten des Herren vermercke, frommer Christ, erstlich, das der
Herr clar vnd ernstlich zeüget, das die kinder Gottes anders nicht, dann durch
den Vatter müssen zu jm vnd zu recht Christlicher einigkeyt inn jm gezogen
vnd gebracht werden; Zum anderen, das er auch darumb will mit allem ernst
gebetten sein, wie von seinem lieben Son, dem erstgebornen der kinder Gottes
² , also auch von allen anderen seinen kinderen, vnd das mit solchem hertzlichen,
gentzlichen ergeben an seinen willen, wie sich vnser | 10/Bjb | Herre
Christus an den, bis in den tod begeben hat; Zum dritten, das solche, denen
der Herre vmb dise selige einigkeit bittet, die allein sind, denen er sein wort
gibt vnd die von der welt nit sind, sonder von der welt verhasset sind, das ist
von allen denen leuten, die weltlichen nutz, pracht, ehr vnd wollust vnd nit
das Reich Christi suchen; Zum vierden, das auch dise einigkeit der kinder
Gottes ein solche einigkeit muss sein, durch welche die gleübigen in jhm, dem
Vatter vnd Son, eins sind vnnd darumb eins sind von allem hertzen sinn vnd
willen, wie der Vatter vnd er, vnser Herre, eins sind ³ inn vnd zu allem dem, das
dem Vatter vnd dem Sone wolgefellet, das heilig, warhafftig vnd recht ist ⁴ ,
Welches wir dann erst erlangen, so der Herre selb inn vns ist, lebet vnd alles
anrichtet vnd volbringet, wie der Vatter inn jm ist vnd in jm alles geredt vnd
gethon hat, Welches götlich leben vnd thun auch also clar vnnd gewaltig
durch allerlei gute göttliche werck inn allen denen, inn welchen der Herre ist
vnd lebet vnd die in jm eins sind, ausbrechen vnd sich herfür thun, das auch
die welt sehen könde, das Gott seinen Son zu solchem gesandt hat vnd er inn
jnen selb seie vnd würcke; Dann die ware kirch vnd Gemeinde Christi mit aller
heiligkeit vnd gerechtigkeit also gezieret sein muss, das sie menigklich wol
erkennen könde, Wie dann der h. Prophet Jesaia von jr zeüget: »Jch wil einen Esaie 59[21]
ewigen Bund mit jnen machen man soll jren samen kennen vnder den Heiden
vnnd jre nachkomen vnder den völckeren das wer sie sehen wirt solle sie kennen
das sie ein samen sind gesegnet vom Herren.« ⁵ | 11/Bija |

So dann nun am tag ligt vnd von niemand mag widersprochen werden, das
auff erden nit leüt sind, inn welchen das leben Christj weniger vnd die werck
des fleischs vnd sathans mehr vnd grewlicher erscheinen zu erschrockenlichster
verkerung ⁶ der lehre der h. Sacramenten vnd alles kirchendiensts inn of-

1. Joh 17,18–23.
2. Vgl. Röm 8,29.
3. Vgl. Joh 10,30.
4. Vgl. Phil 4,8.
5. Jes 59,21.
6. Entstellung, Verdrehung, Verfälschung.

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