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RESPONSUM, DEUTSCHE FASSUNG (1541)

sie jr besonder leben vnd wesen Christlich vnd vnstrafflich, auch one sorgsamkeyt
leiblicher narung furen vnd den gemeynden eyn guts fürbild tragen mogen.
Derhalben weil man mit zuuil schwerer ergernus vnnd verderben der Kirchen er-
faren, das nicht jedem gegeben, ausser der Ee reynlich zu leben, Auch lengest suchet
vnnd greiffet, das Gott sein wort will gehalten haben »Es ist nicht gut, das der
mensch alleyn seie«, Vnnd »eyn jeder hab sein weib, eyn jede jren mann, vnzucht
zuuermeyden«, so würdts warlich nicht mogen on verderblichen nachtheyl der Kir-
chen lenger auffgezogen werden mogen, den Dienern der Kirchen die heylige Ee frei
zumachen, damit jeder dem nach er von Gott begabet sein leben anstellen moge, das
er der Kirchen one laster vnd ergerniis mit gutem gewissen dienen köndte.
!Vnnd sollen ja gering geacht werden inn dem die newen Canones, die doch den
gottlichen rechten nicht gemeß sein, vbersehen, nach dem man nün zü vil lange zeit
die eltern vnnd Apostolischen Canones, ja das gebott Gottes selbs so gantz grob
vbersehen hatt, mit gedulden im dienst der Kirchen die sich auffs abscheu- I 113a!
lichesta mit allerley vnzucht offentlich besudelt haben, mit welchen die Christen nit
alleyn inn heyligen Ceremonien, sonder auch nit inn leiblichem thün eynige ge-
meynschafft haben, sonder sie als die verbanten vnnd von aller Christen gesell-
schafft verstossen halten solten.
2Vnnd hiezü soll vns auch diß treiben, das man taglich erferet, wo man die heylige
Ee den Kirchen Dienern nit zülassen will, das wir nicht alleyn nit besonders ge-
schickte, sonder vberal3 keyne Diener der kirchen werden bekommen mogen. Dann
wer eyn gewissen hatt vnnd sich zü warem Colibat nit begabet befindet, der würdt
sich inn die gefahr des vneelichen stands nit begeben, Ob gleich alles anders im kir-
chen dienst so gebesseret würde, das den selbigen eyn jeder mit gütem gewissen auff
sich nemmen konde.
4Wie aber die heylig Ee den Kirchen Dienern, damit sie inn Christlicher zucht le-
ben vnd jnen selb vnnd andern keyn ergernus geben, vnuerbotten sein soll, Also sol-
len jnen alle geschafft vnnd leichtfertigkeyt, so disem heyligen dienst nicht anstehen
vnnd der halben von den Canonibus verbotten seindt, mit nichten zü gelassen wer-
den, Als alle zeitliche kauffmanshandel, vnordenlich zechen, jagen, vngepürlich
spielen vnnd alles, so das anhalten an güten übungen die diser dienst erforderet, als
studieren, leren, ermanen, straffen vnnd exempel der büss vnnd aller erbarkeyt für-
tragen, inn eynigen weg verletzen oder verhindern moge.
Iii3bl 5Vnd damit die Kirchen diener vnd fiirsteher sich aller andern geschafften
frey vnd alleyn jres diensts halten vnd dem selbigen jnn allem alleyn obligen mogen,
müssen jnen auch jre narung zür nodturfft desto milter bestellet vnnd doch alle vrsa-
a) Kustode: lichst.
1. So man so lang wider Gottes gepott onehlich weiber zugelassen, lasse man nun Eeliche zu wider
die newen Canones. [Marg.].
2. Bei verpott der Ee würt man nit taugliche Kirchen Diener haben mogen. [Marg.].
3. überhaupt.
4. Den Clericen sollen keyn weitliche geschafft oder vppich kurtzweilzugelassen werden. [Marg.].
5. Noturfftige besoldung. [Marg.].
 
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