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ALLE HANDLUNGEN UND SCHRIFFTEN (1541)

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vns übet. Des wir vns auch nit entschütten werden, wa wir nit durch die hilff des all-
mechtigen diser tyrannei etwas dapffers abbrechen vnd sie zü ruck treiben.
Wie nun diß alles an vergleichung der Religion gantzlich hanget vnd on die beyde
die spaltung vnnd vndergang aller güten polici bei vns vnnd der vnfall vnd niderligen
gegen dem Türcken auffs gefährlichst zü nimmet, wie wirs leyder mit so merckli-
chem schaden taglich erfaren, Also ist allen frommen Christen mit hochstem ernst
zü bitten, das der barmhertzig Gott disen Fürstlichen geyst vnd eifer zü verglei-
chung der religion, damit er Ewer Churf. G. reihlich begabet, auch bei der Key. vnd
Koniglichen M. vnd allen andern Churfürsten, Fürsten vnd Ständen des Reichs ver-
fertigen, anzünden vnnd jmer stercken wolle, Wie sich dennoch diser geyst vnd eifer
auff jüngst gehaltnem Reichstag bei der Key. Mai. vnd etlichen Churfürsten vnnd
Fürsten trostlich erzeyget hat. Dann anders solle warlich niemand gedencken, wo
wir vns nit vor allem zü Gott, vnserem himlischen vatter, durch waren glauben an
vnseren Flerren Jesum Christum, der nur eynig sein I §3 a I mage, bekeren, das wir
weder Polici nach raht oder hilff gegen dem feind anstellen, erhalten vnnd finden
werden, Als wir diß doch nun auff so vielen tägen, so lang diser zwyspalt der Reli-
gion geweret, greiffelich befunden vnd one zweifel hinfür noch viel beschwerlicher
befinden werden.
Dann wa wir gegen Gott, vnserem schopffer, vnnd Christo Jesu, vnserm Heyland,
nit zü eynhelligem gemüt vnd eynem rechten (weil doch hieran vnser ewigs heil und
verderben staht) verstandt vnd sinn kommen mogen, wie solten wir vns dann inn
andern sachen zü gleicher meynung vnd ordnung begeben? Es will auch der Herre,
so wir jn also verlassen vnd verachten vnd seine weg nit süchen, die er allen, so jn
forchten vnd darin zü wandlen begern, gern weiset, das wir jnnen werden vnd erfa-
ren, was für jamer vnd hertzen leid bringet, jn, den Herrn vnsern Got, verlassen vnd
jn nit forchten1.
Zü Regenspurg hat vns der himlisch vatter durch den fürschlag der Keyserlichen
Maiestat, die verglichnen Artickel im gespräch anzünemen vnnd damit eyn seligen
anfang der vergleichung inn der Religion vnd Reformation der kirchen zümachen2,
in die händ gegeben, auch verluhen, das solchen anfang weit das mehrer theyl aller
Churfürsten, Fürsten vnd Standen des Reichs begeret hat ins werck zübringen3.
Aber weil die kinder des liechts inn jren gottlichen sachen nit alleyn nit so klüg, son-
der auch nit so eiferig sein vnnd so trewlich anhalten als die kinder diser welt inn
jrem thün4, So hat man dem weit geringern teyl der Reichs ständen nachgeben vnd
die sachen der Religion, das ist vnsers zeitlichen vnnd ewigen heyls, auff vnnd den
I § 3 b I Romischen heimgeschoben, die, wie alle jr leben vnnd thün nun so viel hun-
dert jare zeuget, nichts auff erden mehr dann ware vergleichung der Religion vnd
Reformation scheuhen vnd fliehen. Dann sie hie durch sich von jrem Sardanapali-

1. Ieremiae [19]. [Marg.].
2. Im ersten Vorschlag für einen Abschied, S. 291,14-28.
3. Bucer kommt immer darauf zurück, daß in allen Gremien des Reichstages die Mehrheit einen
friedlichen Vergleich wünschte, und daß nur einige wenige Böswillige alle darauf zielenden Pläne
vereitelten; s. unten, S. 279,27-34; 388,12-23; 392,14-15.
4. Vgl. Lk 16,8.
 
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