mit zahlreichen Hausinschriften auch in profaner Verwendung vielseitig darstellte. Die Heidel-
berger Akademie und das badische Kultusministerium stellten die nötigen Mittel dafür zur Ver-
fügung. Die Aufnahmen wurden von Dr. Cucuel und Dr. Eckert im Sommer 1936 und bei später
wiederholten Besuchen der Stadt mit Unterstützung der örtlichen Geschichtskenner unter lebhafter
Anteilnahme der Bevölkerung vorgenommen und ergaben eine Reihe schätzenswerter Erfahrungen.
Es schien notwendig, das Erworbene weiterzugeben und einen größeren Stab künftiger Mitarbeiter
am Unternehmen unter jüngeren Akademikern zu werben. Dr. Eckert kam zuerst auf den Gedan-
ken, zu diesem Behufe ein „Lager“ zu veranstalten; Mainz bot sich dafür als der geeignetste Ort.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft leistete einen Zuschuß zu den Kosten.
Das Lager in Mainz fand vom 6.-11. Juli 1936 statt. Es nahmen an ihm 15 junge Gelehrte, Stu-
denten, Doktoren und Lehramtsreferendare teil. Die Vormittage waren mit Vorträgen ausgefüllt,
die größtenteils von Universitätslehrern gehalten wurden und antike, frühchristliche und mittel-
alterliche Epigraphik behandelten (Stade-Frankfurt und Brandi-Göttingen), das Mittellatein der
Inschriften (Schumann-Frankfurt), das Kunstgeschichtliche und Kunstgewerbliche im Inschriften-
wesen (K.Bauer-Frankfurt), den geschichtlichen Hintergrund der Mainzer Inschriften (Sartorius-
Mainz). Es wurde das Inschriftenunternehmen nach Aufbau und Aufgaben erläutert (Panzer-
Heidelberg) wie die Technik der Inschriftenaufnahme und ihre bibliographische Vorbereitung
(Dr. Eckert-Heidelberg). An den Nachmittagen traf man sich vor den Denkmälern selbst in der
Steinhalle des Altertumsmuseums, im Dom, seinem Kreuzgang und dem Dommuseum, wie vor
den Grabmälern in St. Stefan zu praktischen Lese- und Abklatschübungen, die von Dr. K. Bauer
geleitet wurden unter regelmäßiger Teilnahme auch aller übrigen Vortragenden. Am 10. Juli
tagte zugleich der Inschriftenausschuß, der an Hand von Druckproben, die Dr. Bauer vorlegte,
nochmal über die Gestaltung der künftigen Veröffentlichungen sowie über die Aufbringung der
notwendigen Mittel beriet und die Herausgabe eines Probeheftes Mainzer Inschriften beschloß, das
Übungen über mittelalterliche Epigraphik an den Universitäten eine brauchbare Unterlage geben
sollte.
Auch die zeitliche Abgrenzung des geplanten Unternehmens gab in Mainz zu nochmaliger Erörte-
rung Anlaß.
Die oben mitgeteilte Denkschrift hatte die Aufnahme und Bearbeitung der Inschriften bis gegen
1620 vorgeschlagen. Dagegen wurde auf der Bamberger Tagung von der Mehrzahl der Versam-
melten Bedenken erhoben einmal wegen des vielfach inhaltlosen Schwulstes der späten Inschrif-
ten, zum andern und vor allem aber aus praktischen Gründen. Eine Fortführung der Aufnahmen
über das Jahr 1500 hinaus mußte den Stoff notwendig außerordentlich vermehren, und man fürch-
tete, daß auf diese Weise nach anderweitig gemachten Erfahrungen Zustandekommen und Durch-
führung des ganzen Unternehmens gefährdet würde. Da nur Heidelberg und Wien sich für die
Weiterführung bis ins 17. Jahrhundert aussprachen, wurde das Jahr 1500 als Grenze gesetzt. Das
Werbeheft sprach so von den „Inschriften des deutschen Mittelalters“.
Die fortschreitende Arbeit wie die in Mainz gemachten Erfahrungen ließen aber die Bedenken
gegen die 1500-Grenze wachsen, die immer stärker als ein Abbrechen, nicht ein begründetes Ab-
schließen des Werkes sich fühlbar machte. Für die Ausdehnung bis ins 17. Jahrhundert trat deshalb
nochmals eine vom Schreiber dieses verfaßte Denkschrift ein, deren wichtigste Gesichtspunkte hier,
als Begründung der schließlich getroffenen Entscheidung, wiederholt werden mögen.
„1. Ist das Jahr 1500 als Periodenabschnitt allenthalben sehr zweifelhaft, so ist es für die Betrach-
tung der Inschriften ganz besonders unglücklich. Der aufsteigende Humanismus beginnt im Aus-
gange des 15. Jahrhunderts auf die Inschriften einzuwirken, ihre Stilisierung wird, vielfach in
Anlehnung an die Antike, eine völlig andere; es bildet sich allmählich eine Stilform heraus, die
unser Inschriftenwesen bis heute in weitem Maße bestimmt. Die Sprachform der Inschriften
kommt gleichzeitig noch einmal ins Schwanken; die Ausbreitung der deutschen Sprache wird noch
einmal gehemmt, und erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzt sie sich, wenigstens
außerhalb der klerikalen und der Bauinschriften, durch. Eine Sammlung bis 1500 würde gerade
die ersten Anfänge dieser Bewegung erhaschen, nicht ihre Auswirkung.
2. Nicht bloß der fesselnde, für unsere Geistesgeschichte recht wichtige Kampf zwischen Latein
XIII
berger Akademie und das badische Kultusministerium stellten die nötigen Mittel dafür zur Ver-
fügung. Die Aufnahmen wurden von Dr. Cucuel und Dr. Eckert im Sommer 1936 und bei später
wiederholten Besuchen der Stadt mit Unterstützung der örtlichen Geschichtskenner unter lebhafter
Anteilnahme der Bevölkerung vorgenommen und ergaben eine Reihe schätzenswerter Erfahrungen.
Es schien notwendig, das Erworbene weiterzugeben und einen größeren Stab künftiger Mitarbeiter
am Unternehmen unter jüngeren Akademikern zu werben. Dr. Eckert kam zuerst auf den Gedan-
ken, zu diesem Behufe ein „Lager“ zu veranstalten; Mainz bot sich dafür als der geeignetste Ort.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft leistete einen Zuschuß zu den Kosten.
Das Lager in Mainz fand vom 6.-11. Juli 1936 statt. Es nahmen an ihm 15 junge Gelehrte, Stu-
denten, Doktoren und Lehramtsreferendare teil. Die Vormittage waren mit Vorträgen ausgefüllt,
die größtenteils von Universitätslehrern gehalten wurden und antike, frühchristliche und mittel-
alterliche Epigraphik behandelten (Stade-Frankfurt und Brandi-Göttingen), das Mittellatein der
Inschriften (Schumann-Frankfurt), das Kunstgeschichtliche und Kunstgewerbliche im Inschriften-
wesen (K.Bauer-Frankfurt), den geschichtlichen Hintergrund der Mainzer Inschriften (Sartorius-
Mainz). Es wurde das Inschriftenunternehmen nach Aufbau und Aufgaben erläutert (Panzer-
Heidelberg) wie die Technik der Inschriftenaufnahme und ihre bibliographische Vorbereitung
(Dr. Eckert-Heidelberg). An den Nachmittagen traf man sich vor den Denkmälern selbst in der
Steinhalle des Altertumsmuseums, im Dom, seinem Kreuzgang und dem Dommuseum, wie vor
den Grabmälern in St. Stefan zu praktischen Lese- und Abklatschübungen, die von Dr. K. Bauer
geleitet wurden unter regelmäßiger Teilnahme auch aller übrigen Vortragenden. Am 10. Juli
tagte zugleich der Inschriftenausschuß, der an Hand von Druckproben, die Dr. Bauer vorlegte,
nochmal über die Gestaltung der künftigen Veröffentlichungen sowie über die Aufbringung der
notwendigen Mittel beriet und die Herausgabe eines Probeheftes Mainzer Inschriften beschloß, das
Übungen über mittelalterliche Epigraphik an den Universitäten eine brauchbare Unterlage geben
sollte.
Auch die zeitliche Abgrenzung des geplanten Unternehmens gab in Mainz zu nochmaliger Erörte-
rung Anlaß.
Die oben mitgeteilte Denkschrift hatte die Aufnahme und Bearbeitung der Inschriften bis gegen
1620 vorgeschlagen. Dagegen wurde auf der Bamberger Tagung von der Mehrzahl der Versam-
melten Bedenken erhoben einmal wegen des vielfach inhaltlosen Schwulstes der späten Inschrif-
ten, zum andern und vor allem aber aus praktischen Gründen. Eine Fortführung der Aufnahmen
über das Jahr 1500 hinaus mußte den Stoff notwendig außerordentlich vermehren, und man fürch-
tete, daß auf diese Weise nach anderweitig gemachten Erfahrungen Zustandekommen und Durch-
führung des ganzen Unternehmens gefährdet würde. Da nur Heidelberg und Wien sich für die
Weiterführung bis ins 17. Jahrhundert aussprachen, wurde das Jahr 1500 als Grenze gesetzt. Das
Werbeheft sprach so von den „Inschriften des deutschen Mittelalters“.
Die fortschreitende Arbeit wie die in Mainz gemachten Erfahrungen ließen aber die Bedenken
gegen die 1500-Grenze wachsen, die immer stärker als ein Abbrechen, nicht ein begründetes Ab-
schließen des Werkes sich fühlbar machte. Für die Ausdehnung bis ins 17. Jahrhundert trat deshalb
nochmals eine vom Schreiber dieses verfaßte Denkschrift ein, deren wichtigste Gesichtspunkte hier,
als Begründung der schließlich getroffenen Entscheidung, wiederholt werden mögen.
„1. Ist das Jahr 1500 als Periodenabschnitt allenthalben sehr zweifelhaft, so ist es für die Betrach-
tung der Inschriften ganz besonders unglücklich. Der aufsteigende Humanismus beginnt im Aus-
gange des 15. Jahrhunderts auf die Inschriften einzuwirken, ihre Stilisierung wird, vielfach in
Anlehnung an die Antike, eine völlig andere; es bildet sich allmählich eine Stilform heraus, die
unser Inschriftenwesen bis heute in weitem Maße bestimmt. Die Sprachform der Inschriften
kommt gleichzeitig noch einmal ins Schwanken; die Ausbreitung der deutschen Sprache wird noch
einmal gehemmt, und erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzt sie sich, wenigstens
außerhalb der klerikalen und der Bauinschriften, durch. Eine Sammlung bis 1500 würde gerade
die ersten Anfänge dieser Bewegung erhaschen, nicht ihre Auswirkung.
2. Nicht bloß der fesselnde, für unsere Geistesgeschichte recht wichtige Kampf zwischen Latein
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