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Cucuel, Ernst [Bearb.]; Eckert, Hermann [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 1 : Heidelberger Reihe ; Band 1): Die Inschriften des badischen Main- und Taubergrundes: Wertheim-Tauberbischofsheim — Stuttgart: Druckenmueller, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.53141#0077
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Als Graf Ludwig von Stolberg (Nr. 256) 1556 seinen Lehensvertrag mit Würzburg schloß, wurde
seine jüngste, ein wenig bucklige Tochter darin nicht erwähnt, da man annahm, sie würde nie
heiraten. Doch vermählte sie sich mit dem in der Inschrift genannten Grafen Ludwig von Löwen-
stein. Nach dem Tode des Grafen von Stolberg bestritt Würzburg dem Löwensteiner nun jeglichen
Anteil an den Würzburger Lehen. Solange die drei Schwiegersöhne (vgl. Nr. 256) gemeinsam
regierten, konnte diese Haltung Würzburgs nicht zur Auswirkung kommen. Nachdem aber die
eine Tochter des Stolbergers in zweiter Ehe den katholischen Herrn Wilhelm von Krichingen gehei-
ratet hatte und die zweite, die Gräfin Katharina (Nr. 276), 1598 gestorben war, begann Bischof
Julius (auch in Nr. 89 und 91) nach einem mißglückten Versuch, Graf Ludwig durch Meuchel-
mord zu beseitigen, ihn mit Waffengewalt aus den Würzburger Lehen zu verdrängen. Fast all-
jährlich kam es zu Überfällen auf Wertheimische Dörfer mit großen Grausamkeiten, und bis-
weilen führten die Kämpfe bis unter die Mauern der Stadt. Auf diese sogenannte Würzburger
Fehde (1599-1617), die 1612 den Verlust und die Rekatholisierung der Ämter Freudenberg (vgl.
Nr. 89 u. 98), Schweinberg, Remlingen und Laudenbach (bei Karlstadt) zur Folge hatte, weisen
die ersten Sätze der Inschrift hin. Trotz der unruhigen Zeiten wirkte Graf Ludwig, der kaiserlicher
Rat, Präsident des Reichshofrates und Stellvertreter des Kaisers auf vielen Reichstagen war und
als vorzüglicher Jurist sowie als ein den Künsten und Wissenschaften zugetaner Mann galt, auch
vielseitig zum Nutzen Wertheims. Er ließ nicht nur die als Beinhaus (vgl. Nr. 15) gegründete
Kilianskapelle in ihrem Obergeschoß zur Lateinschule umbauen und einrichten, wie unsere In-
schrift überliefert, sondern führte auch auf der Burg viele Um- und Neubauten aus. Nach seinem
Tode (1611) wurde ihm und seiner Gemahlin im Chor der Stadtkirche ein prächtiges Freigrab
errichtet - im Volksmund die „Bettlade“ -, dessen Grabschriften nicht erhalten sind.
Neidjiart: Schulgeschichte S. 5 — Platz S. 16 f. — Langguth 1926 S. 82 — Emlein: Bilder S. 25 — Kdm. IV, 1
S. 181 f. u. S. 262 ff. - Neu: Ev. Kirche S. 35 ff. — Rommel: Urphar 1922 S. 105.

87 Freudenberg 1604
Türbogen am Haus 225; r. S, Sehr. 5 cm.
HIERONYMVS 1 6 0 4 ELBERT
Vgl. auch Nr. 305.

88 Tauberbischofsheim 1612
Rundbogentor, früher am verschwundenen oberen Stadttor, heute an der Mühle in der Dittig-
heimer Straße; r. S. Schrift 10-7 cm. Im Gesims über dem in Rustikaquadern ausgeführten Rund-
bogen zwei kleine Wappen mit Helmzier: links Lerch von Dirmstein, rechts Rad, auch als Helm-
zier (Tauberbischofsheim?); links und rechts von ihnen je eine zweizeilige Inschrift. In der Mitte
des Aufsatzes das Wappen des genannten Erzbischofs, links und rechts davon eine durchlaufende
dreizeilige Inschrift:
IOANNES • SC= [Wappen] HWtCHARDVS . | ARCHEPISCOPVS . [Wappen]
, n MOGVNTlNVS . I PRINCEPS . [Wappen] ELECTOR :
Unten links: 1 rr J
CASPAR : LERCH : VON : DVRMSTEIN : CHVR | FÜRSTLICHER I MENTztSCHER
n AMBTMAN : ALHY *. A° . 161Z .
rechts:
PAVLVS • ERSTENBERGER . AMBTS . KELLER . BERN= | HART . BAIER . WOLF •
MVLLER • DISER • STAT • RENTMAtSTERE .
Die Inschrift bewahrt die Erneuerung des oberen Tores im Jahr 1612. Die Nebenpforte trägt die
Inschrift: ANNO 1812 HAT STEPHAN WEBER UND SUSSANA WEBERN EINE GEBOHRNE
KREUTTERN DISSEN | BOGE | VON DER STATT BISCHOFSHEIN GEKAUFT UND HIERHER
SETZEN LASSEN. - Der kurfürstlich mainzische Amtmann Kaspar Lerch von Dirmstein wird auch
in den Nrn. 90, 95, 392 und 478 genannt. Sein Grabstein soll früher im Peterskirchhof gestanden
haben1.
Kdm. IV, 2 S. 163 und Abb. 45 — Götz I S. 9 - 1Berbericb S. 247.

4 D. I. i

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