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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Lutz, Dietrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 15 : Münchner Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt Rothenburg ob der Tauber — München: Druckenmueller, 1976

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https://doi.org/10.11588/diglit.45638#0017
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Trüb (n mal), Jagstheimer (io mal), Wernitzer (8 mal), Hornburg (7mal), Berg, Offner, Spörlein(je 5 mal),
Sengle, vom Rein (je 4 mal), Kreglinger, Scherling (je 3 mal)8).
Auch während des 15. Jahrhunderts lassen sich Adelige der Umgebung in Rothenburgs Kirchen be-
statten (z. B. Bebenburg, Lesch, Peulendorf), jedoch tritt diese Gruppe hinter dem Stadtpatriziat zurück
und ist nach 1500 nur noch sehr vereinzelt auf Inschriften anzutreffen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts
erscheinen die ersten Inschriften für offenbar nicht dem Patriziat angehörige Bürger (vgl. die Epitaphien
für Lorenz Sailer, Nr. 92, und Friedrich Bär, Nr. H2f). Diese Inschriften fallen auf, weil dem Namen
nicht das Prädikat „erbar“ beigefügt ist und der zur Inschrift gehörige Schild ein Handwerkszeichen oder
eine mit dem Namen in Beziehung stehende einfache Figur zeigt. Der Einfluß der nicht ratsfähigen Fami-
lien auf die epigraphische Entwicklung ist sehr gering, doch können Familien aus dieser Gruppe in das
Patriziat aufsteigen. Die Zusammensetzung der „erbaren“ Geschlechter verändert sich durch die Auf-
nahme von neuen Familien, besonders nach den Unruhen um die Mitte des 15. und zu Beginn und um
die Mitte des 16. Jahrhunderts. Gleichzeitig behaupten sich die eingesessenen Familien, von denen allerdings
mehrere im Laufe des 16. Jahrhunderts aussterben (Jagstheimer 1571, Hornburg 1584, Westheimer 1584,
Wernitzer 1599). Zwischen 1550 und 1600 treten folgende Namen in den Vordergrund: Winterbach
(14 mal), Westheimer (11 mal), Bernbeck, Schmidt oder Schmid, Ofner (je 6 mal), von Rinckenberg,
Wernitzer, Hirsching (je 5 mal), Guttenberg oder Guttenberger, Metzler, Stellwag (je 4 mal), Frey, Horn-
burg, Offner, Schnepf(je 3 mal).
In der Zeit bis 1650 gehören wieder neue Familien zu den meistgenannten. Sie sind zwar schon in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bekannt, erleben aber erst jetzt ihre Blütezeit. Zu diesen Familien
gehören: Bezold (14 mal), Rösch (11 mal), Schwartzmann (7 mal), Geiss, Schwarz, Staudt, Winterbach
(je 6 mal), Marckhard, Nusch, Raab, Rücker (je 4 mal), Hoffmann, Ofner, Reichshofer, Renger, Schaib-
lein, Schnepf, Stellwag (je 3 mal).
Während des Dreißigjährigen Krieges finden wir zahlreiche Inschriften für Personen, die als Flücht-
linge in Rothenburg Zuflucht gesucht hatten (vgl. Nr. 560t), aber auch einzelne für an den kriegerischen
Auseinandersetzungen Beteiligte oder deren Angehörige (vgl. Nr. 549, 622t).
Der starke Wechsel bei den genannten Namen fällt auf. Nur wenige Familien (z. B. Hornburg, Wer-
nitzer, Bezold und Winterbach) finden wir während eines längeren Zeitraumes auf den Inschriften. Dies
läßt auf einen steten Wandel in der sozial führenden Schicht schließen, wie ihn auch die Untersuchung von
Schnelbögl andeutet9).
Wie bei allen bisher in Inschriftenbänden bearbeiteten Städten und Gebieten entfällt auch in Rothen-
burg der größte Teil der Inschriften auf kirchliche Bauten oder Denkmäler10). Von den etwa 650 nach-
weisbaren Inschriften gehören rund 600 kirchlichen Bauten an (einbezogen ist der Friedhof), während nur
50 an profanen Bauten zu finden sind. Hierbei ist noch zu beachten, daß bei den Profanbauten der Anteil
an Jahreszahlen und Monogrammen besonders hoch ist.
Evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Jakob11).
Als Vorgänger der heutigen Jakobskirche wurde vermutlich im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts
ein Kirchenbau errichtet, der als Filiale zur Pfarrei Detwang gehörte, die wiederum dem Stift Neumünster
in Würzburg inkorporiert war. Diese Kirche war bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts erneuerungs-
bedürftig und wurde ab 1373 durch den heute stehenden Neubau des Langhauses ersetzt (vgl. Nr. 25),
während der Chor schon früher als Erweiterung des Vorgängerbaus errichtet worden war. Um 1435 war
das Langhaus vollendet. Spätestens ab 1311 war die Heilig-Blut-Kapelle, die Stätte einer bedeutenden
Wallfahrt, in den Bau der Jakobskirche mit einbezogen. Ihr Neubau als Emporenkirche über einem
Straßendurchgang und einem kleinen Raum, der vermutlich als Aufbewahrungsort der Kirchenschätze
diente (heute sogenannte Heiltumkammer), erfolgte zwischen 1453 und 1471 (vgl. Nr. 88). Die Neuein-
weihung des gotischen Kirchenbaus und des ihn umgebenden Friedhofs, der erstmals 1303 genannt wird,
fand endgültig 1484 statt. 1581 begann man mit einer größeren Innenrenovierung, von der sich noch
Spuren der Ausmalung erhalten haben (vgl. Nr. 317).
Bereits seit 1258 wurde die Pfarrei Detwang mit ihrer Filiale St. Jakob vom Deutschen Orden betreut,
der ab 1290 in der Stadt ein eigenes Haus unterhielt. Zwischen 1274 und 1286 wurde die Jakobskirche von
Detwang getrennt und zur Pfarrkirche erhoben. Die Stadt versuchte schon bald, durch das Einsetzen
städtischer Pfleger Einfluß auf die Verwaltung des Kirchenvermögens zu gewinnen. Eine 1468 gestiftete

8) Dabei wird jede Inschrift für eine Person gezählt.
9) Vgl. Kdm. S. 27.
10) Vgl. die im Literaturverzeichnis aufgeführten Bände der Deutschen Inschriften. Zum folgenden vgl. Lutz,
Kapitel II, S. 9ff., besonders S. 13 ff.
1X) Vgl. Kdm. S. 73-93; L. Schnurrer, Zur Bauinschrift an St. Jakob, Linde 55 (1973) 42E

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