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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Lutz, Dietrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 15 : Münchner Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt Rothenburg ob der Tauber — München: Druckenmueller, 1976

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https://doi.org/10.11588/diglit.45638#0019
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1525 wurde das Kloster von den Bauern besetzt. 1554 starb die letzte Nonne. Wie das Vermögen des
Franziskanerklosters wurde auch jenes des Dominikanerinnenklosters in städtische Pflegschaft übernom-
men. In der Folgezeit wurden die Klosterräume verschieden genutzt; sie dienen jetzt als Stadtmuseum.
Die Kirche wurde auf Abbruch verkauft und 1812/13 abgerissen. Von 19 überlieferten Inschritten sind
nur 5 erhalten. Ein Teil der Grabsteine wurde dazu verwendet, den Weg zu den ehemaligen Klosterge-
bäuden - damals königliches Rentamt - zu befestigen.
Franziskanerkirche (heute evangelisch-lutherische Kirche)15).
Im Jahre 1281 wurde ein Franziskanerkloster gegründet, dem bald zahlreiche Stiftungen zuteil wurden.
Mit dem Bau der Kirche und der Klostergebäude wurde sofort nach den Gründungsverhandlungen be-
gonnen, denn bereits 1285 erlaubte Rudolf von Habsburg, die Klostergebäude nach Süden hin bis zur
Stadtmauer auszudehnen. Im gleichen Jahr wurde Lupoid von Tann im Kirchenschiff beigesetzt (vgl. Nr. 1).
Das Begräbnisrecht in der Franziskanerkirche gehörte offenbar zu den Pfarrechten, die den Franziskanern
nach einem Privileg von Papst Alexander IV. aus dem Jahre 1259 von Bischof Hartmann von Augsburg
1283 gegeben wurden15a). 1309 war die Kirche soweit fertiggestellt, daß Chor und Hochaltar geweiht
werden konnten; um die Mitte des 14. Jahrhunderts war auch das Langhaus vollendet. An den Konvents-
gebäuden wurde nach mehreren Quellenbelegen während des ganzen 14. und 15. Jahrhunderts weiter
gebaut (vgl. Nr. 162t).
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war die Blüte des Klosters bereits vorüber; während des Bauernkrieges
verließ em Teil der Konventualen das Kloster. Als 1552 der letzte Mönch starb, wurde das Klostervermögen
von der Stadt übernommen und ab 1579 zusammen mit dem des Dominikanerinnenklosters verwaltet.
Die Klostergebäude dienten verschiedenen Zwecken, zunächst als Gymnasium, bis sie im 19. Jahrhundert
zum größten Teil niedergelegt wurden.
Die Kirche wurde 1602 renoviert (vgl. Nr. 419), danach jedoch nur notdürftig unterhalten, so daß sie
1817 als baufällig bezeichnet werden mußte. Vor allem das 1805 im Chor eingerichtete Salzlager fügte dem
Bau großen Schaden zu. 1879 wurde die-Franziskanerkirche renoviert, wobei ein Teil der schon 1844 von
den Grabsteinen entfernten Metallepitaphien an den Wänden angebracht wurde. 1881 wurden einige der
im Langhaus in den Fußboden eingelassenen Grabsteine gehoben und an den Wänden aufgestellt (vgl.
z. B. Nr. 549). Die jüngste Restaurierung erfolgte zwischen 1948 und 1958.
Die Franziskanerkirche wurde vom Adel der Umgebung, aber auch von Rothenburger Bürgern und
Handwerkern zum Begräbnisplatz gewählt. Für zahlreiche der dort Beigesetzten lassen sich Stiftungen
urkundlich nachweisen. Von den ungefähr 75 von Bezold für die Franziskanerkirche überlieferten In-
schriften sind 58 erhalten geblieben, hinzu kommen einige Bezold unbekannte Inschriften (z. B. Nr. 24,
26, 42, 44, 46).
Evangelisch-lutherische Spitalkirche zum Heiligen Geist16).
Da das von den Johannitern betreute ältere Spital nicht mehr ausreichte, gründete die Rothenburger
Bürgerschaft um 1280 ein neues Spital außerhalb der Mauern. Zu den Hauptstiftern gehörten der Reichs-
schultheiß Lupoid von Weiltingen (vgl. Nr. 2f) und Otto von Flügelau (vgl. Nr. 12). 1308 wurde der
Hochaltar der neuerbauten Kirche geweiht, damit war sicher der wichtigste Teil des Baus vollendet. Die
Kaplanei des Spitals wurde 1326/27 von der Pfarrei Gebsattel abgetrennt und zu einer selbständigen Pfarrei
erhoben.
Das dank Stiftungen und der Altersvorsorge der Bürger ansehnliche Spitalvermögen wurde von dem
Spitalmeister und von Spitalpflegern im Auftrage des Rats verwaltet.
1591 wurde die Spitalkirche unter den Pflegern Erasmus Cantzler, Ludwig Schwarz und Michael Doll
renoviert (vgl. Nr. 638, XXVIII); 1666 erfolgte eine weitere Renovierung. 1861-1865 wurde die Kirche
unter Leitung von Heidelofl restauriert. Die jüngste Renovierung fand 1953 statt.
Neben der Kirche haben sich auch das Hauptgebäude des Spitals und ehemalige Wirtschaftsgebäude
erhalten, dazu das im Spitalhof gelegene, von Leonhard Weidmann erbaute Hegereiterhaus. Die 1496
errichtete Alte Pfründe wurde 1823 abgebrochen. In der Frühzeit war die Kirche Begräbnisplatz der ade-
ligen Stifter, später vor allem der Geistlichkeit. Von 14 bei Bezold verzeichneten Inschriften sind 11 er-
halten.

15) H. Hoffmann, Franziskanerkloster Rothenburg o. d. T., in: Bavaria Franciscana Antiqua 3, München
1957, S. 5i7fi.; Kdm. S. 233-240.
15 a) Vgl. Hoffmann S. 532 und Nr. 4 und 8.
16) Kdm. S. 391-400.

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