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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Lutz, Dietrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 15 : Münchner Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt Rothenburg ob der Tauber — München: Druckenmueller, 1976

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https://doi.org/10.11588/diglit.45638#0039
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Nr. 218 ist eine Rechtecktafel mit einer dreizeiligen Inschrift in Fraktur; unten angegossen ein mit
zwei Voluten verzierter Schild, an den Rändern links und rechts jeweils zwei gravierte Voluten, da-
zwischen ein stilisiertes Blatt. Die Schrift mit den geschwungenen Oberlängen (d, b, s) hat auch in der
Form der Versalien Ähnlichkeit mit dem Nürnberger Epitaph Nr. 922 (Abb. DI Nürnberg 81) das inner-
halb der Gruppe H (11) eine Ausnahme darstellt. Diese Gruppe reicht nach Zahn nur bis zum Jahre 1559.
Gruppe B und Gruppe G kommen nach einem Schrift vergleich nicht in Frage, so daß auch dieses Epitaph
wahrscheinlich ein Rothenburger Produkt ist.
In der Zeit von 1520 bis 1565 (dem Ende der Nürnberger Gruppe B) haben wir aus der Bezold-Hand-
schrift Nachricht von Metallepitaphien mit folgenden Merkmalen:
4 Rechtecktafeln (Nr. 195t, 205t, 228f, 230t, Inschriften zwischen 3 und 5 Zeilen); 10 Rechtecktafeln
mit einem oder zwei Wappen darunter (Nr. 196t, 198t, 22öf, 229t, 232t, 237t, 240t, 241t, 242t und
243t, Inschriften zwischen 2 und 5 Zeilen); 1 Rechtecktafel mit vierzeiligen Inschrift und darüber ange-
brachtem Wappenmedaillon (Nr. 244t, 1565); 4 runde Metallepitaphien mit Allianzwappen im Bildfeld
(Nr. 191t und 233t mit einzeiliger, Nr. 212t und 227t mit zweizeiliger Umschrift); 1 Rechtecktafel mit
fünfzeiliger Inschrift in Kapitalis, getrennt davon vier Wappenschilde (Wappenvierpaß?) (Nr. 239t, 1565).
Gruppe III (1562-1579).
a) Zwei Rechtecktafeln mit vierzeiliger Inschrift in gotischer Minuskel mit Frakturversalien.
Nr. 223 (1562) ist in der Schrift, soweit die Buchstaben auf beiden Epitaphien vorhanden sind, identisch
mit dem gleichzeitigen Nürnberger Epitaph Nr. 999 (DI Nürnberg Abb. 94), das der Gruppe G angehört.
Auf diese Gruppe weist auch der Randschmuck des Epitaphs, die Akanthusblattvolute, die von zwei
aneinandergelehnten Voluten ausgeht, hin (vgl. Abb. DI Nürnberg 107). Da der Vater des verstorbenen
Kindes ein Nürnberger Patrizier war, ist es wahrscheinlich, daß er die Metalltafel (und das verlorene
Gegenstück) in Nürnberg arbeiten ließ.
Die gleichen Schriftmerkmale weist das 17 Jahre jüngere Epitaph Nr. 309 (1579) auf, die Fraktur-
versalien allerdings stärker verschnörkelt. Auch an diesem Epitaph findet sich wieder das klammerförmige
Akanihusblatt (vgl. DI Nürnberg Abb. 91).
b) Vier Rechtecktafeln mit Frakturinschriften.
Nr. 224 (1563) trägt eine Inschrift in 7 Zeilen und hat ein der Rechtecktafel angegossenes lorbeer-
umkränztes Wappenmedaillon. Das Akanthusblattmotiv am rechten und linken Rand deutet auf die Nürn-
berger Gruppe G hin, die aber keine Frakturinschrift zu diesem Zeitpunkt kennt. Mit der Schrift der Nürn-
berger Gruppe J79) hat die schwungvolle, an den Schäften mit Spitzen versehene Schrift zu wenig Gemein-
samkeiten für eine Zuschreibung. Kennzeichnend sind die gespaltenen Oberlängen (b, 1 und h). Beispiele,
die ähnlichen Schriftcharakter aufweisen (DI Nürnberg Abb. 106 und 113), werden keiner Werkstatt zu-
gewiesen. Es dürfte sich also bei diesem Epitaph um ein Rothenburger Produkt handeln.
Ähnliches gilt für das Epitaph Nr. 265 (1571), dessen sechszeilige Frakturinschrift mit der des vorigen
Epitaphs vergleichbar ist. Die Löwenköpfe und der Blattschmuck deuten auf die Gruppe G hm, während
Schrift und Rollwerk am unter der Tafel angegossenen Schild zur Gruppe J gehören könnten. Mit dem
Epitaph Nr. 224 stimmt vor allem die unter den vorhergehenden Buchstaben geschwungene offene
Schlinge des g überein. Dagegen ist der Schriftcharakter anders als der der Nürnberger Gruppen G und J.
Auch bei diesem Epitaphs muß angenommen werden, daß es in Rothenburg angefertigt wurde.
Nr. 272 (1572) hingegen dürfte nach der Ähnlichkeit der vierzeiligen Frakturinschrift mit der Schrift
des Nürnberger Epitaphs Nr. 1314 (DI Nürnberg Abb. 128) zur Gruppe J der Nürnberger Metallinschriften
gehören, obwohl die Gestaltung des Wappens, über der Tafel angebracht, in einer Rundbogennische,
deren Pilaster mit graviertem Blattmuster verziert sind, auf die Gruppe G hindeuten könnte.
Nr. 279 (1572), eine Rechtecktafel mit vierzeiliger Inschrift, an den Rändern mit von gegeneinander-
gesetzten Voluten ausgehenden Akanthusblattranken verziert, trägt unten angegossen zwei geschwungene,
oben und unten in Voluten auslaufende Schilde. Die Fraktur zeigt im Duktus Ähnlichkeiten mit Nr. 272,
ohne in Einzelheiten der Buchstaben übereinzustimmen. So dürfte auch dieses Epitaph keiner der Nürn-
berger Gruppen angehören, sondern in Rothenburg entstanden sein. Allerdings können wir bei den drei
Epitaphien Nr. 224, 265 und 279 keine Übereinstimmung in Schmuckformen und Schrift feststellen, die
auf eine gemeinsame Werkstattherkunft zwingend hindeuten.
c) Zwei lorbeerumkränzte Medaillons mit umlaufender Frakturinschrift, Nr. 284 (1575) und 299 (1578),
unterscheiden sich nur im Text und in der Gestaltung der beiden Ehewappen im Bildfeld, sind aber sonst
formal völlig gleich und stimmen in der Ausführung der Buchstaben fast bis in alle Einzelheiten überein.

79) Zahn, Beiträge S. 129-131.

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