XVI
Vorwort.
nungen zuzusprechen sind. Viele solcher Ordnungen will ich gar nicht bringen, bei anderen
nur Auszüge (die das Kirchenwesen direct betreffenden Punkte), andere endlich ganz. Es muss
hier dem Ermessen des Herausgebers ein gewisser Spielraum belassen werden.
Ähnlich steht es mit Armen - Ordnungen. So weit die Kasten - Ordnungen kirchlichen
Charakter tragen, sind sie meiner Ansicht nach abzudrucken.
Das Material, welches hiernach in die Sammlung aufgenommen werden soll, ist ein un-
geheuer grosses. Die Zahl der auf Grund fremder und meiner eigenen Forschungen zum Druck
bereit liegenden Ordnungen übertrifft die der Richter’ schen Sammlung ganz ausserordentlich.
Wie Richter beschränke ich mich auf das 16. Jahrhundert. Die ursprünglich gestaltende
Kraft der evangelischen Kirche fällt in diese Zeit. Schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts verlieren die Kirchen - Ordnungen an innerem Werthe. Die Zeit der theologischen
Streithändel beeinflusst auch die Gesetzgebung.' Lange dogmatische Erörterungen treten an die
Stelle der einfachen, klaren und grundlegenden Sätze. Es hätte sogar die Frage aufgeworfen
werden können, ob nicht innerhalb des 16. Jahrhunderts ein Abschluss zu finden gewesen wäre.
Denn es lässt sich nicht leugnen, dass die Abgrenzung auf das Jahr 1599 rein äusserlich ist.
Man hätte vielleicht mit dem Todesjahr Luther’s oder mit dem Jahre des Augsburger Religions-
friedens abschliessen können. Doch würden diese Termine ebenso wie irgend ein anderer inner-
halb des 16. Jahrhunderts den Zwecken dieser Sammlung kaum entsprochen haben: die Landes-
kirchen erhalten ihren rechtlichen Abschluss erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Man denke an die kursächsische Kirchen-Ordnung von 1580.
Aus äusseren Gründen will ich mich im Allgemeinen auf die deutschen Ordnungen be-
schränken. Diejenigen Ordnungen fremder Zunge jedoch, welche mit den deutschen entweder
im engen historischen Zusammenhange stehen, oder die deutsche Entwickelung direkt be-
einflusst haben, dürfen nicht fehlen.
V. Wie weit soll sich der wissenschaftliche Apparat erstrecken, der den einzelnen Ord-
nungen beizugeben ist? Richter hat es sich in dieser Beziehung sehr leicht gemacht. Seine
Vorbemerkungen zu den Ordnungen sind knapp gehalten. Damit möchte ich mich nicht be-
gnügen. Ich möchte dem Leser überall den historischen Rahmen geben , von welchem sich die
betreffende Ordnung abhebt, und ich gedenke daher stets kurze, orientirende Einleitungen
über die politischen Verhältnisse und die Reformationsgeschichte des betreffenden Territoriums
zu bringen. Entstehungsgeschichte, Verfasser, die weiteren Schicksale der Ordnungen, die Texte,
bezw. die Handschriften, aus denen die Ordnung zum Abdrucke gelangt, sollen ausführlich be-
handelt werden. [Richter unterlässt vielfach bei handschriftlichen Quellen den Fundort zu
nennen.]
Handelt /es sich um Drucke, so gehe ich nur dann die Bibliothek an, in welcher sich
der betreffende Druck befindet, wenn die Bücher sehr selten sind. Auch will ich versuchen,
die Litteratur zu der betreffenden Ordnung möglichst reichhaltig zusammenzustellen.
Dass diese meine Vorbemerkungen nicht immer erschöpfend sein werden, wird mir wohl
kein billig Denkender vorwerfen. Wie häufig fehlten grundlegende Arbeiten und war ich auf
Archivstudien angewiesen! Dass ich mich aber mit allen Ordnungen nicht gleich eindringlich
beschäftigen kann, liegt auf der Hand. Wollte ich auf alle Ordnungen die gleiche Sorgfalt ver-
wenden, wie der Specialforscher auf die von ihm bearbeitete Ordnung, so würde ich die Voll-
endung des Werkes wohl nicht mehr erleben. Es kann daher weder bei den Einleitungen, noch
auch bei den Textausgaben selbst mein Bestreben sein, die vortrefflichen Separatausgaben zu
ersetzen, oder gar etwa zu übertreffen, wie sie hochverdiente Specialforscher in jüngster Zeit ver-
anstaltet haben (ich erinnere nur an die ausgezeichneten Sonderausgaben der Bugenhagen’-
schen Ordnungen) und gewiss auch in Zukunft noch veranstalten werden. Der Werth meiner
Sammlung soll in der Vollständigkeit des Materials bestehen. Überall suche ich die besten Text-
Vorwort.
nungen zuzusprechen sind. Viele solcher Ordnungen will ich gar nicht bringen, bei anderen
nur Auszüge (die das Kirchenwesen direct betreffenden Punkte), andere endlich ganz. Es muss
hier dem Ermessen des Herausgebers ein gewisser Spielraum belassen werden.
Ähnlich steht es mit Armen - Ordnungen. So weit die Kasten - Ordnungen kirchlichen
Charakter tragen, sind sie meiner Ansicht nach abzudrucken.
Das Material, welches hiernach in die Sammlung aufgenommen werden soll, ist ein un-
geheuer grosses. Die Zahl der auf Grund fremder und meiner eigenen Forschungen zum Druck
bereit liegenden Ordnungen übertrifft die der Richter’ schen Sammlung ganz ausserordentlich.
Wie Richter beschränke ich mich auf das 16. Jahrhundert. Die ursprünglich gestaltende
Kraft der evangelischen Kirche fällt in diese Zeit. Schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts verlieren die Kirchen - Ordnungen an innerem Werthe. Die Zeit der theologischen
Streithändel beeinflusst auch die Gesetzgebung.' Lange dogmatische Erörterungen treten an die
Stelle der einfachen, klaren und grundlegenden Sätze. Es hätte sogar die Frage aufgeworfen
werden können, ob nicht innerhalb des 16. Jahrhunderts ein Abschluss zu finden gewesen wäre.
Denn es lässt sich nicht leugnen, dass die Abgrenzung auf das Jahr 1599 rein äusserlich ist.
Man hätte vielleicht mit dem Todesjahr Luther’s oder mit dem Jahre des Augsburger Religions-
friedens abschliessen können. Doch würden diese Termine ebenso wie irgend ein anderer inner-
halb des 16. Jahrhunderts den Zwecken dieser Sammlung kaum entsprochen haben: die Landes-
kirchen erhalten ihren rechtlichen Abschluss erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Man denke an die kursächsische Kirchen-Ordnung von 1580.
Aus äusseren Gründen will ich mich im Allgemeinen auf die deutschen Ordnungen be-
schränken. Diejenigen Ordnungen fremder Zunge jedoch, welche mit den deutschen entweder
im engen historischen Zusammenhange stehen, oder die deutsche Entwickelung direkt be-
einflusst haben, dürfen nicht fehlen.
V. Wie weit soll sich der wissenschaftliche Apparat erstrecken, der den einzelnen Ord-
nungen beizugeben ist? Richter hat es sich in dieser Beziehung sehr leicht gemacht. Seine
Vorbemerkungen zu den Ordnungen sind knapp gehalten. Damit möchte ich mich nicht be-
gnügen. Ich möchte dem Leser überall den historischen Rahmen geben , von welchem sich die
betreffende Ordnung abhebt, und ich gedenke daher stets kurze, orientirende Einleitungen
über die politischen Verhältnisse und die Reformationsgeschichte des betreffenden Territoriums
zu bringen. Entstehungsgeschichte, Verfasser, die weiteren Schicksale der Ordnungen, die Texte,
bezw. die Handschriften, aus denen die Ordnung zum Abdrucke gelangt, sollen ausführlich be-
handelt werden. [Richter unterlässt vielfach bei handschriftlichen Quellen den Fundort zu
nennen.]
Handelt /es sich um Drucke, so gehe ich nur dann die Bibliothek an, in welcher sich
der betreffende Druck befindet, wenn die Bücher sehr selten sind. Auch will ich versuchen,
die Litteratur zu der betreffenden Ordnung möglichst reichhaltig zusammenzustellen.
Dass diese meine Vorbemerkungen nicht immer erschöpfend sein werden, wird mir wohl
kein billig Denkender vorwerfen. Wie häufig fehlten grundlegende Arbeiten und war ich auf
Archivstudien angewiesen! Dass ich mich aber mit allen Ordnungen nicht gleich eindringlich
beschäftigen kann, liegt auf der Hand. Wollte ich auf alle Ordnungen die gleiche Sorgfalt ver-
wenden, wie der Specialforscher auf die von ihm bearbeitete Ordnung, so würde ich die Voll-
endung des Werkes wohl nicht mehr erleben. Es kann daher weder bei den Einleitungen, noch
auch bei den Textausgaben selbst mein Bestreben sein, die vortrefflichen Separatausgaben zu
ersetzen, oder gar etwa zu übertreffen, wie sie hochverdiente Specialforscher in jüngster Zeit ver-
anstaltet haben (ich erinnere nur an die ausgezeichneten Sonderausgaben der Bugenhagen’-
schen Ordnungen) und gewiss auch in Zukunft noch veranstalten werden. Der Werth meiner
Sammlung soll in der Vollständigkeit des Materials bestehen. Überall suche ich die besten Text-