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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0066
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Ernestinisches Sachsen. Cap. I. 1517—1532.

halber haben reden lassen, und das darauf zwen von der Universität nämlich Dr. Hieronymus
schurpff und Mag. Philippus Melanchthon dazu erwelet, durch welche neben andern unseren
Verordneten solch wergk furgenhomen worden. Aals haben uns dieselben Visitatoren was sie
an etlichen orten geschafft, auch was sie bedacht, das wir in die Ambt schicken und darob
bevelen solten, Verzeichniss übersandt, wie ihr hiebei befinden werdet.“ Luther möge sich das-
selbe, wenn er wegen Schwachheit selbst nicht lesen könne, von Bugenhagen vorlesen lassen
und seine Bedenken dem Kurfürsten mittheilen. Anliegend findet sich ein Blatt mit der Auf-
schrift „Unterricht“ und denselben Capitel-Überschriften wie im gedruckten Unterricht der
Visitatoren (nur in etwas anderer Ordnung), sowie den im 'Unterricht' als Überschriften nicht
vorkommenden Worten: Von der Auflag. Von Verordnung des gemeinen Kastens. Von Ver-
ordnung und Besoldung der Prediger und Capläne. Von V.O. und Besoldung der Schulmeister.
Von V.O. und Besoldung der Kirchner. Von den Armen. Was man sich unter dem Predigt-
ambt halten soll. Von gotteslesterung. Von Zauberey. Von Gehorsam der Jugent gegen die
Eidern. Von Schandliedern. Das man nicht vom Evangelium leichtfertig rede. Von Ehe-
brechern. Von Schwächung der Jungfrauen. Von denen die an der Dure stehen. Vom Spiel.
Vom Zutrinken. Das nymandt nach neunen Zech halten soll.“
Luther (Brief vom 31. August; de Wette 3, 197) wollte zur definitiven Feststellung
der O. die Rückkunft Melanchthons abwarten, der sich in Jena befand. Diese zog sich hin.

Hie wirt bedacht, das es von den lehen und prebenden auf unsers gnedigsten hern schlossern auch von
den clostergutern bescheen mocht, so ferr [sic!] sich dieselben erstrecken, wie den im achten artickel auch zum
teil vermellt wirt.
Zum dreizehenden, wie man die alde untuchtige auch andere ungeschickte junge priester oder pfarrer
vorsorgen soll.
Die alden sollen von den clostergutern ir leben lang erhalten und die jungen mit etlich gulden zu einer
anlag auf ein mal abgestatt werden.
Zum vierzehenden. Wie man ein solche messen anrichten muge, die einformig so vil es muglich durch
das ganz furstenthumb umb merer eintracht willen gehalten wird in steten und uffm lande.
Do soll mit der zeit auf gedacht werden dan diser eil mag es nicht bescheen, wie denn doctor Mar-
tinus Luthers meinung auch ist, die also lautt von wort zu wort: „Weil des enderns bisher vil gewest ist, acht
ich man solt diss stuck also bleiben und geen lassen bis die pfarren mit personen und narungen versorgt und
zugericht, denn wir doch furhaben mit der zeit einen ordinarium des ganzen jars mit allerlei gesang und lection
zustellen, welchem darnach folgen mugen wer do will. Es soll da solch mancherlei weise der messen in dess
nicht gross bewegen und ergern, sintemal auch unter dem babstum wol grosser manchfeldickeit ist in allen
stiften dazu auch zuweiln drei vier messen auf ein mal in einer kirchen gesungen gewest und hat dennoch
niemant bewegt und noch nicht, etc.“
Zum funfzehenden, wie mans mit den stiftkirchen mit den cerimonien und einkomen halten soll.
Da wirt bedacht das man inen horas canonicas ferialiter zuhalten erlauben soll, aber kein messen, wie
denn doctor Martinus meinung auch steeth. Nemlich also: „Halt ichs fur gut, das man sie lasse (in clostern und
stiften) horas canonicas und lectiones lesen, auf das sie nicht müssig und doch auch bei der schrift bleiben
und sich uben. Allein das sie die messen nachlassen und was mer des gleichen greul ist. Wie es denn auch die
visitatores angezeigt haben.
Doctor Martinus Luthers meinung ist auch das man in pfarren morgens und abents die schuler lasse
psalmen zween oder drei singen und lection lesen, item Benedictus, Magnificat, Te deum laudamus, Quicunque
vult salvus esse, Preces, domit sie auch bei der schrift bleiben.
Item was auch hinfur von lehen in stiftkirchen verledigt werden, mag man armer edelleut und andrer
erlicher frumer armer leute kindern dazu geschickt zu unterhaltung ires studiums etlich jare vorleihen. Dan
diser gestalt kunt man solche leut erziehen, die fursten, landen und leuten nutz kundten sein.
Zum letzten ob man ob solcher ordnung und was in der visitation aufgericht wirt, halten wolle.
Hie wirt bedacht wo man nicht daruber halten wolt, so wer es vil besser das man es nie angefangen
hett etc.
(Folgt die Aufschrift: Die artickel so durch die rete zur visitation verordenth und andere untertenig-
lich bedacht 1527.)
 
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