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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0174
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146

Die Kirchenordnungen. Ernestinisches Sachsen.

Auch so es inen gleich mit einer zulag auf-
gelegt solt werden, stund zubesorgen, dieweil sie
nach gelegenhait und gefallen irer ampter zu-
entsetzen und zu transferiren, das etzliche lessig-
lich ader gar nichts bauen mochten, dorumb wollen
wir, das die rethe der stett, und gemeinden, der
dorfer dieselb gebeude in richtigem wesen erhalten
sollen, felt auch fur das sie durch brand ver-
torben, wollen wir uns mit holtz und sunst auch
hulflich und gnediglich zuerzaigen wissen.
Wo nhu aber diese burden uberlauft befunden
von lehnen, testamenten, und dergleichen stif-
tungen, welche in der stadt fleck und dorfer hande
gestanden, das sol in gemeinen kasten, ader sunst
den armuth domit zuhelfen verordenth werden.
Item nach dem wir auch aus berichten, so
derwegen an uns gelangt vornomen, das an etz-
lichen orthern mit dem was in gemeinen kasten
vorordent vast aigennutzlich, auch sunst mehr
aus freundschaft dann dergestalt, das dem rechten
armuth davon geholfen gehandelet wirdet, so sollen
unsere visitatores ides orths darumb erkundung
haben, und hören wie man es gegen dem armuth
die vorgangene zeither davon gehalten, wie dar-
mit gebaren, desselbigen beschaidt hören. Und
so sie unschickligkait befinden, den castenmaistern
und rethen untersagen, auch christliche unter-
weisung geben, wie es mit der' austeilung ge-
halten soll werden.
Und damit die prediger pfarner, und die
ander personen, scheu haben, sich ungegrundter
lehr, ader anderer ungleicheit, dem wie vor an-
gezeigt ist, zuentkegen, zuunterstehen ader fur-
zunemen, so achten wir noth sein, das in etzlichen
und den furnembsten stetten die pfarner zu super-
intendenten und aufseher vorordent, und den-
selbigen befholen werde, in die umbliegende
kreisse, der stett dar innen sie seint, aufsehen
und 1 aufmercken zuhaben, wie „diesen allen von
den andern pfarnern nach gegangen und gelebt,
auch wie von denselbigen pfarnern predigern, und
andern des kreises in predigen ceremonien sacra-
ment reichungen, und ires wandels halben ge-
handelt wirdet, und so der superintendens, und
der welchem wir das aufsehen, durch unsere visi-
tatores wie berurt hetten bevhelen lassen, befunde
ader an inen gelangen wurde, das einer ader meher
pfarner ader prediger seins kreisses, anderst dann
christlich predigen lehren, ader mit raichung und
austheilung der sacramenten und ceremonien han-
deln thete, ader ein bosen wandel und wesen furet,
denselbigen ungeschickten pfarner prediger etc.
sol der pfarner in des bevholhenen kreiss derselb
gesessen, zu sich erfordern, und ime die unschick-
ligkeit, wie die an inen gelanget furhalten, folgent
desselbigen bericht und antwort darauf horen und
wo er der sachen nit gestehen sondern leucken

wolt, sol der super-intendierend pfarner sich ferner
darumb erkunden, und die sachen mit notturftigen
bericht, wie er dieselbigen befunden, und allent-
halben darumb gelegen uns unvorzuglich zu-
erkennen geben, als wollen wir uns ferner gegen
im zuerzeigen wissen.
Nachdem sich auch vil unschickligkeiten ein
zeither damit zugetragen, das etzliche pfarner und
prediger in ehesachen mit scheiden und sunst
leiderlich zuhandeln sich angemast, dann ob wol
dieselbigen vorstanden mugen haben, was nach der
partheien furbrengen fur got recht und zuthuen,
so besorgen wir doch, wie sichs dann auch an
etzlichen ortern dermassen befunden hat, das sie
im furbrengen der sachen und der that bissweilen
durch aine, zu zeiten auch durch beide partheien,
so sie meher lust und neigung gehabt gescheiden
zuwerden, dann beieinander zupleiben, und dan
auch in verhorung ader besichtigung der kundt-
schaften, aus dem das sie sich der umbstende nit
schickerlich zuerkunden gewust, sundern dem fur-
brengen leiderlich glauben und stadt gegeben, be-
trogen sein worden, darumb sollen die visitatores
den pfarnern anzeigen, das sie sich hinfort solcher
sachen und handelung allein zuuntherwinden ent-
halten, und solche und dergleichen schwerwichtige
hendel an den pfarner, dem in seiner refier die
superintendenz und das einsehen zuhaben be-
volhen gelangen, demselbigen gestalt der sachen
anzeigen, und sein auch anderer gelerten, so er
darzu ziegen wirdet, bedenken höre, aber in be-
rurten ehesachen, mit denen es dermassen gelegen
ist, das far, ergernuss und dergleichen beschwe-
rungen darauf stehen, und dar in kundtschaft zu-
hören von nöten, sol dergestalt gehandelt werden,
das dieselbigen ehesachen unserm amptman ader
schosser angezeigt sollen werden. Der sol als dann
den super-intendenten, und den pfarner in des
pfar sich der fhal heldet, sampt andern gelerten,
die man darzu nutzlich und tuglich achten wirdet,
dergleichen die partheien auf einen namhaftigen
tage beschaiden, und darneben den rath, ader
etzliche des radts, wo die partheien in einer stadt
unter dem rath gesessen, und baide thail in allen
der obenanten jegenwertigkait jegen einander nach
notturft und darzu lebendigen ader anderen kunt-
schaften, so es von nöten mit vleis und guter auf-
merkung der umbstende, ufs sleunigst gehört
werden. Darnach sollen sich die oberurte verhörer
mit einander unterreden, was in der sachen zu-
thuen, und furzunemen sein sol, und wan sie sich
einer weisung die nach gestalt der sachen ires
achtens christlich und pillich vorainiget, als dann
sol unser amptman ader schosser den parteien die
meinung in der andern gegenwertigkait furhalten
und eroffenen. Het es aber mit der sachen die ge-
stalt, das sie vornutz ader notturftigk achteten,
 
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