Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0175
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1. Instruction und befelch dorauf die visitatores abgefertiget sein. 1527.

147

dieselbigen sampt iren bedenken zuvor und eher,
dann den partheien die weisung angezaigt wurde,
an uns gelangt soll werden, so wollen wir inen
unser gemueth dar in auch anzuzaigen wissen.
Item es sollen die predigen und pfarner mit
vleis vormanet werden, ires ampts zugewarten, und
sich weltlicher handelung, und hader sachen sovil
pillich zuentslagen. Dann ob es wohl ungezweifelt
von inen christlich gemeint, so sie sich bissweilen
derleuth sachen annehmen, dieweil sich aber un-
gehorsam, und andere unrichtigkait davon zutregt,
wollen wir das solchs underlassen werde. Dann
gelanget an sie, das etwo einem armen ader andern
zu seinen rechten nit geholfen, ader derselb zur-
pilligkait nit geschutzt, auch laster und ubelthat
nit gestraft wirdet, so werden sie sovil sich ge-
zimet wol geburliche vormanung derwegen zuthuen
wissen.
Es sollen aber darneben unser amptleuth
schosser, rethe der stette, 'auch die vom adel so
gerichten haben durch unsere verordente visi-
tatores mit vleis vormant werden, das sie menig-
lichen zuvoran dem armut guten schutz halten,
und uber die misshandelung und ubelthaten,
welche, bis anher mit ernst gestraft seint worden,
als mordt todtsleg etc. Auch die sachen strafen
die unter den christen nit zugedulden, und after-
rhede auflegung und ergernuss bei den wider-
sachern geberen, die bis anher selten ader doch
nit anderst, dan aigennutzlich gestraft seint worden,
als do seint leichtfertig schweren und den namen
gottes unnutzlich annhemen,
Item fullerei sauferei spil und musigang item
so in wein ader bier und trinkheusern von den
sachen den glauben berurent schimpflich ader sunst
leichtfertig gehandelt und gezankt wirdet,
Item so schand lieder auf den gassen ader in
heusern zu ergernus der jugent gesungen werden,
und was derselbigen ungeburlichen und unsittigen
sachen meher seint,
Item ruchtige und zuvoran offentliche ehe-
brecherei, hurerei, junckfrau schwechen, item un-
gehorsam der kinder jegen den eltern) und sonder-
lich so sich dieselbigen unterstunden, ir eltern
mit worten ader handanlegung zubeschweren, item
do sich die kinder hinter der eltern wissen ader
willen verlobten und vorehelichten.
Und was dergleichen sachen meher seint,
die inen unsere visitatores wol werden zuertzelen
wissen, und in sonderhait sollen unsere visitatores
bevelhen, den vorberurten müssigang in ampten
stetten, flecken und dorfern nit zugedulden, sun-
dern das dieselbigen, und sonderlich die nit dar-
nach beerbet, vormanth werden, zuarbaiten ader
sich aus dem ampt, stat, flecken und dorf zuthuen,
und hieruber sol von unsern amptleuthen und

andern obrigkaiten, ides orths vestigklich gehalten
werden.
Es sal aber auch die straf nach gelegenhait,
als mit einlegen zugehorsam gefengknus ader
sunst zu pesserung und nit aigennutzlich fur-
genomen werden.
So seint an etzlichen ortern noch barfusser
und andere monch in unserm furstenthumb zu
Dhuringen, und in sonderhait zu Weimar, und ob
wol mit denselbigen vilmals geredt und gehandelt,
so beharren sie doch auf irer meinung. Derhalben
wollen wir, das unsere verordente visitatores mit
denselbigen monchen rheden sollen, ob sie irs
irthumbs abzustehen zuunterweisen sein mochten,
und so sie sich ader etzliche danckbar erkennen
und ab zustehen willigen, und etwo umb hulf und
steuer bitten werden, domit sie sich dest bass zu-
erhalten, so sollen sie mit inen davon handeln,
und uns solchs zuerkennen geben, als wollen wir
uns gnediglich jegen denselbigen erzeigen.
Item wurde sich auch jemandts von den
jenigen, die hievor in unserm furstenthumb, in
clostern gewest armuths und noth beclagen, und
befunde sich nach notturftiger erkundung das ime
uber vorige entpfangene abfertigung weiter zu-
helfen, ader almus zugeben, und hantraichung zu-
thuen sein solt, so sollen sie inen des unsernt-
halben vertrosten, seinen namen aufzeichen, und
uns mit beivormeldung, warauf solche hulf stehen
solt, davon anzaigung thuen, wollen wir daran
auch nit mangel sein lassen.
So haben wir etzliche alte vorlebte und ge-
brechenhaftige personen, so in den clostern zu
Reinhartsborn und Jorgenthal, auch zu Eisenach im
prediger und cartheuser clostern gewesen an zwaien
orter zusamen verordenth, als in das augustiner
closter zu Gotha, und die andern zu Eisenach in
das chartheuser closter. Weil uns aber fur kombt,
als ob sich allerlei unschickligkeiten derwegen zu-
tragen, sollen sich unsere visitatores angezeigter
orther darumb erkunden, und wo solchs dermassen
befunden wirdet, sollen sie bedencken wie und
welcher gestalt dar innen voranderung furzunemen,
und die armen leuthe bequemlicher zuvorsorgen.
Dann was sich von unsern gaistlichen stif-
tungen als thumereien, lehen, vicarien, vorledigten
clostern und closter guthern, zu allen den ob-
angezaigten sachen zu thuen davon zuhelfen und
auszuthailen geburen sol, an dem allen, sol an uns
kein mangel gespurt werden.
Item nach dem an uns oft bitlich gelangt, das
wir in die nonnen closter christliche prediger die
das evangelion nach rechtem vorstandt predigten
verordnen wolten, wie wir dann gethan, und in-
sonderhait gegen Cronschwitz im ampt Weida,
jegen Heussdorf, und etzlichen andern ortern solche
prediger verordent. Wan uns aber furkombt was
19*
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften