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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0176
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148

Die Kirchenordnungen. Ernestinisches Sachsen.

unschickligkait zwitracht verfolgung und böser
neidischer handelung sich dieselben nonnen
widereinander unterstehen, so sollen sich unsere
visitatores iedes orths umb solche ire handelung
wesen wandel und betrieb erkunden, und nach
erfindung der sachen mit inen craft dieses unsers
bevhelichs rheden und handeln, domit das jenige,
das sundtlich beschwerlich unschickerlich und wider
got, abgestalt werde. Wo sie sich aber nit wollen
weisen lassen, sollen sie bedencken, was dar innen
zuthuen, und dasselb also furzunemen verschaffen,
ader uns mit anzaig desselbigen ires bedenkens
bericht darvonthuen, wollen wir uns demnach ge-
burlich dar in zuerzaigen wissen.
Und besliesslich und entlich, was unsere,
visitatores meher mangels spuren befinden, ader
an sie gelangen wirdet, dar innen sich vor got
und obrigkait wegen geburen wil einsehung zuthuen,
das wollen wir inen hiemit macht und gewalt ge-
geben haben, nach irem bedencken unverzuglich
furzunemen und zuvororden, in gnediger zuvor-
sicht sie werden sich in allen sachen, die sie auf
diesen unsern bevhel und abfertigung furnemen,
handeln und an sie gelangen, ader furfallen werden,
sich als die, denen wir in solchem wichtigen und
2. Herzog Hansen churfürsten artickel ausgangen in i
[Nach Zerbst St.A. zu V. V f.
Disse nachfolgende artiekel sein zue Weida 1
ausgangen durch meins gnedigsten herren rethe,
doctores und magisters.
1. Zum ersten, die pfarrherrn sollen von
messen und vigilien auch von den sacramenten
nichts nemen noch fordern.
2. Wirt und wirthin sollen jerlichen iren
pfarherren itlichs ein groschen geben, für die
opfer und sacrament und itlich gesinde ader
knecht, das die sacrament entpheet, sol jerlich
geben dem pfarhern einen halben groschen.
3. Die sacrament sol man iderman geben
nach seinem beger in beider ader einer gestalt.
4. Die cerimonien dem ewangelio geleich-
messig, soll man halten wie vor alters gehalten.
5. Keinen geistlichen monchen pfaffen noch
nonnen soll man nicht schmehen noch verhonen
bie leib und gut geboten.
C. Den pristern soll man den cetzman zins
und was in gebürt geben.
7. Die messen soll man halten idermans ge-
fallen deuths ader latinisch, wie die andacht
erfordert.
8. Das evangelium soll helle und claer ge-
prediget werden.
9. Die prediger- sollen auch vom gelauben,
den zehen geboten, und von der beicht predigen,
dem evangelio geleichmessig, und die menschen
zue der beicht reissen.

tapfern wergk und handel vortrauen, mit vleissiger
erforschung, erkundung der gelegenhait und umb-
stende, damit hier innen auf bericht und leiderliche
'zustellung glaubens und, dieweil meniglicher das
sein in diesen zeiten sucht, kein zuruttung ader
unrichtigkait furfalle, zuhalten und zuerzaigen
wissen, und begern in sonderhait, das sie alle ire
handelung aufs kurzest in vorzaichnus brengen,
und'uns dieselbigen zu irer haimkunft zufertigen,
mit notturftigen bericht etc., domit wir ob iren
vorordnungen und handelungen distobass zuhalten,
und so jemants dar innen beschwerungen furwenden
wolt, uns gegen denselbigen mit geburlicher ab-
weisung und antwurth haben zuvornemen lassen.
Und sonderlich, wo jemandts von den unsern
dar innen beschwert sein wolt, ader sich wider-
setzig machen ader erzaigen wurde, sampt des
handels gestalt wollen sie auch aufzaichnen lassen,
domit wir uns jegen demselbigen ferner haben
zuerzaigen, alles ane geferde etc. zuurkunt mit
unserm hier unden auf gedruckten secret besiegelt,
geben zu Torgau auf Sontag Trinitatis Anno 1527.
Johans K.
[Diese Unterschrift findet sich nicht im Exemplar zu Weimar,
sondern in demjenigen des Rathsarchivs Grimma. Vgl. Grossmann,
a. a. O. S. 23.J
einem lande, sich darnach zuhalten und begiben. 1527.
222b Nr. 54. Vgl. oben S. 36.]
10. Schulen soll man widder aufrichten
allenthalben.
11. Die pfarherren sollen einen capellan
18 fl. und den tisch ein jar geben.
12. Den predigercappellan und schulmeister
und kirchner wol versorgen.
Von1) dem fleisch essen, weibnehmen, als
ich here sagen hat man nichts gedacht oder ge-
boten, ist vilicht nach in der feddern stecken. Item
aus welcher seiten die prister in dem examen
seint geweszen haben in allemahel das gegen spiel
fürgehalten, und sie versucht, was sie gesaget
haben, solchs alles verzeichnet und geschrieben.
Die artickel von welchen verhordt werden
die sehlsorger durch die visitatores:
1. Von zehen gebothen, ab sie die x geboet
lernen, und wie sie unterweissen die lare der
forchte, von leiblichen peinen, ewigen, von unter-
scheide der peinen, von allen lastern.
2. Wie sie den gelauben lernen was der ge-
laube sei, wie man den erlanget, und wie sie
lernen, die menschen gerechtfertiget werden.
3) Bis hierhin geht der Text bei Müller, das
Folgende fehlt (vgl. oben S. 36). Die Abweichungen des
Müller’schen Textes sind so unwesentlich, dass sie
nicht erwähnt zu werden brauchen. Nur zu Nr. 2 sei
konstatirt, dass Müller hier liest: „auch ein iglichs
gesinde soll einen groschen geben, aber ein kind, das
das sacrament entpfaet, sal iglichs dem pfarrherren
einen halben groschen geben.“
 
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