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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0177
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B. Unterricht der visitatoren an die pfarrherrn im kurfürstenthum zu Sachsen. 1528.

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3. Was sie leren von sacramenten, der dauf,
eucaristie und pues.
4. Ab auch sie der waher leichnam im brodt,
und das ware bludt im kelche und wie sie das
beweren.
5. Was frucht aus der geniessung des sacra-
ments zue begern sei.
6. Von der taufe der kinder und widder
daufung.
7. Von der bues, was sie sei, und welches
seine deil sein.
8. Von der lieb und dem gehorsam gegen
der uberkeit, von der liebe, creutze, bues, und
andern fruchten des geistes.
9. Von dem ehelichen leben, von der forcht
gots, wie sie allezeit seie mit dem gelauben von
der listickeit des bossen geistes.

10. Von den menschlichen satzung wie sie
leren welche zu halten sei, welche nicht zu halten
sein, warumb sie zu halten sein, von ergernis
zuvermeiden.
11. Von dem formb der messe, von predigen
und feiern.
12. Von fellen das elich leben betreffende
und verboten graden.
13. Von zinsen und wucherei.
14. Wie sie leren von thoden.
15. Vom gebett, ab sie auch fursprechen
das Vater unser.
16. Ab sie den gelauben fursprechen.
17. Von den schulen.
18. Von den kirchuern.
19. Von dem gemeinen kasten und stiftung
für die doten.
20. Wer die ebrecher strafe.

3. Unterricht der visitatoren an die pfarrherrn im kurfürstenthum zu Sachsen. 1528.
[Nach dem Drucke: Wittenberg 1528 durch Nickel Schirlentz. Die Abweichungen der Ausgabe von 1538,
sowie der Ausgabe Wittenberg 1539 sind in Anmerkungen wiedergegeben. Vgl. oben S. 36—40.]

Vorrede.
Wie ein gottlich, heilsam werk es sei, die
pfarren und christlichen gemeinen durch ver-
stendige, geschickte leute zu besuchen, zeigen uns
gnugsam an, beide neu und alt testament. Denn
also lesen wir, das S. Petrus umbher zog im jüdi-
schen lande, act. 9., und S. Paulus mit Barnaba,
act. 15. auch aufs neu durchzogen alle ort, da sie
geprediget hatten. Und in allen episteln zeuget
er, wie er sorgfeltig sei, für alle gemeinen und
pfarren, schreibet briefe, sendet seine jünger,
leuft auch selber. Gleich wie auch die apostel,
act. 8, da sie höreten, wie Samaria hette das wort
angenomen, sandten sie Petron und Johannen zu
ihn. Und im alten testament lesen wir auch,
wie Samuel itzt zu Rama, itzt zu Nobe, itzt zu
Galgal, und so fort an, nicht aus lust zu spacirn,
sondern aus liebe und pflicht seines ampts, dazu
aus not und durft des volcks umbher zog. Wie
denn auch Elias und Eliseus theten, als wir in der
könige bücher lesen. Welches werck auch Christus
selbs aufs vleissigst für allen gethan, also, das
er auch deshalben, nicht einen ort behielt auf
erden, da er sein heubt hinlegt, der sein eigen
were. Auch noch in mutterleibe solchs anfieng,
da er mit seiner mutter uber das gebirge gieng,
und S. Johannem heimsucht.
Welche exempel auch die alten veter, die
heiligen bischove vorzeiten mit vleis getrieben
haben, wie auch noch viel davon in bepstlichen
gesetzen funden wird. Denn aus diesem werck
sind ursprünglich komen die bischove und erz-
bischove, darnach eim iglichen viel oder wenig
zu besuchen und zu visitiren befolhen ward. Denn

eigentlich heist ein bischof ein aufseher oder visi-
tator, und ein erzbischof, der uber die selbigen
aufs eher und visitatores ist, darumb das ein iglicher
pfarherr seine pfarkinder besuchen, warten und
aufsehen sol, wie man da leret und lebet, und
der erzbischof solche bischove besuchen, warten
und aufsehen sol, wie die selbigen leren, bis das
zu letzt solch ampt ist eine solche weltliche prech-
tige herschaft worden, da die bischove zu fürsten
und herrn sich gemacht, und solch besuchampt
etwa eim probst, vicarien oder dechant befolhen.
Und hernach da pröbste und dechant und thum-
herrn auch faule, junckern worden, ward solchs
den officialen befolhen, 'die mit ladezeddeln die
leute plagten in gelt sachen, und niemand be-
suchten.
Endlich, da es nicht erger noch tiefer kund
fallen, bleib juncker official auch daheim in
warmer stuben, und schickete etwa einen schelmen
oder buben, der auf dem lande und in stedten
umbher lief, und wo er etwas durch böse meuler
und afterreder höret in den tabernen, von mans
oder weibs personen, das zeiget er dem official,
der greif sie denn an nach seinem schinderampt,
schabet.und schindet gelt, auch von unschuldigen
leuten, und brachte sie dazu umb ehre und guten
leumund, daraus mord und jamer kam. Daher
ist auch blieben der heilige send oder synodus.
Summa, solch theur edle werck, ist gar gefallen,
und nichts davon uberblieben, denn das man die
leute umb gelt, schuld und zeitlich gut, geladen
und verbannet oder einen divinum ordinem, von
den antiphen und versickeln in kirchen zu lören
gestellet hat. Aber wie man lere, gleube, liebe,
wie man christlich lebe, wie die armen versorget,
 
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