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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0179
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3. Unterricht der visitatoren an die pfarrherrn im kurfürstenthum zu Sachsen. 1528.

151

sind) und umb gotts willen, dem evangelio zu
gut, und den elenden christen in s. k. f. g. landen,
zu nutz und heil, gnediglich wolten etliche tüchtige
personen zu solchem ampt fordern und ordnen,
welchs denn s. k. f. g. also gnediglich, durch gottes
wolgefallen, gethan und angericht .haben, und
solchs den vier personen befohlen, nemlich, dem
gestrengen ernvhesten herrn Hansen, edlen von
der Plaunitz, ritter etc,, dem achtbarn hoch-
gelarten herrn Hieronymo Schurff, der rechten
doctorn etc,, dem gestrengen und vhesten Asmus
von Haubitz etc. und dem achtbarn herrn Philippo
Melanchthon, magistro etc. Gott gebe, das es ein
selig exempel sei und werde, allen andern deud-
schen fürsten, fruchtbarlich nach zu thun, welches
auch Christus am letzten reichlich vergelten wird,
Amen.
Weil aber der teufel durch seine giftigen,
unnützen meuler kein göttlich werck ungeschendet
und ungeschabernackt lassen kan, und bereit an,
durch unsere feinde, viel drinnen zu meistern und
zu verdammen hat, also das auch etliche rhümen,
unsere lere habe uns gereuen, und seien zurück
gangen und widerrufen (und wolt gott, das solch
ir rhümen recht were, und unser widerrufen bei
ihn gelten müste, so würden sie freilich viel
mehr zu uns, denn wir zu inen tretten, unsere
lere bestetigen, und ir ding widerrufen müssen),
bin ich verursachet, solchs alles, so die visitatores
ausgericht, und schriftlich unserm gnedigsten herrn
haben angezeigt, nachdem ichs mit allem vleis
durch sie zusamen bracht uberkomen, offentlich
durch den druck an tag zu geben, damit man
sehe, das wir nicht im winckel noch tunckel
handeln, sondern das liecht frölich und sicher
suchen und leiden wollen. Und wie wol wir solchs
nicht als strenge gebot konnen lassen ausgehen,
auf das wir nicht neue bepstliche decretales auf-
werfen, sondern als eine historien oder geschicht,
dazu als ein zeugnis und bekendnis unsers glaubens,
so hoffen wir doch, alle frume friedsame pfarherr,
welchen das evangelion mit ernst gefellet, und
lust haben einmütiglich und gleich mit uns zu
halten, wie S. Paulus leret Philip. 2.''das wir thun
sollen, werden solchen unsers landesfürsten und
gnedigsten herren vleis, dazu unser liebe und wol-
meinen, nicht undankbarlich noch stölzlich ver-
achten, sondern sich williglich, on zank, nach
der liebe art, solcher visitation unterwerfen, und
sampt uns der selbigen friedlich geleben, bis das
gott der heilige geist bessers durch sie oder
durch uns anfahe.
Wo aber etliche sich mutwilliglich dawider
setzen würden, und on guten grund ein sonder-
lichs wolten machen, wie man denn findet wilde
köpfe, die aus lauter bosheit nicht können etwas
gemeins oder gleichs tragen, sondern ungleich und

eigensinnig sein ist ir herz und leben, müssen
wir die selbigen sich lassen von uns, wie die
spreu von der tennen, söndern, und umb ihren
willen unser gleichs nicht lassen. Wie wol wir
auch hierin unsers gnedigsten herren hülf und rat
nicht wollen unbesucht lassen. Denn ob wol
s. k. f. g. zu leren und geistlich zu regirn nicht
befolhen ist, so sind sie doch schüldig, als welt-
liche oberkeit, darob zu halten, das nicht zwitracht,
rotten und aufrhur sich unter den unterthanen
erheben, wie auch der keiser Constantinus die
bischove gen Nicea foddert, da er nicht leiden
wolt noch solt, die zwitracht, so Arrius hatte unter
den christen im keiserthum angericht, und hielt
sie zu eintrechtiger lere und glauben.
Aber gott der vater aller barmherzickeit
gebe uns durch Christum Jhesum seinen lieben
son den geist der einickeit und kraft, zu thun
seinen willen, denn ob wir gleich aufs aller feinest
eintrechtig sind, haben wir dennoch alle hende
vol zu thun, das wir guts thun und bestehen in
göttlicher kraft. Was solts denn werden, wo wir
uneins und ungleich unternander sein wolten?
Der teufel ist nicht from noch gut worden dis jar,
wirds auch nimer mehr. Darumb lasst uns wachen
und sorgfeltig sein, die geistliche einickeit (wie
Paulus leret) zu halten im bande der liebe und
des frides, Amen *).
Register des unterrichts.
Von der lere.
Von den zehen geboten.
Von dem rechten christlichen gebet.
Von trübsal.
Vom sacrament der taufe.
Vom sacrament des leibs und bluts des herrn.
Von der rechten christlichen busse.
Von der rechten christlichen beicht.
Von der rechten christlichen genugthuung
für die sunde.
Von menschlichen kirchenordnung.
Von ehesachen.
Vom freien willen.
Von christlicher freiheit.
Vom türken.

1) Luther’s Vorrede vom Jahre 1538: Ich hab der
visitation büchlin aufs neu lassen ausgehen, etliche
stücke darinnen weggethan und geendert, als die da-
zumal zum anfang nötig waren, nach zu geben, umb
der schwachen willen, welche nu hinfort nicht mehr
sind noch sein sollen, sonderlich in diesem fürstenthum
und nehesten nachbarn, weil das wort gottes nu klar
und gewaltiglich scheinet, das sich niemand entschuldigen
kan. Was der satan und die seinen hie wider liegen
und lestern werden, achten wir nichts. Es ist gott und
seiner kirchen damit gedienet, da begnüget uns an,
und danken unserm lieben herr gott, der uns zu
solchem dienst gefordert und tüchtig gemacht hat.
 
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