3. Unterricht der visitatoren an die pfarrherrn im kurfürstenthum zu Sachsen. 1528.
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willen. Denn gott ist der sunden so feind, das
keiner creatur werk dafür gnug thun mag, es
hat allein müssen der gottes son dafür geopfert
werden.
Uber das aber, schreien viel, gute werk1)
verdienen nichts. Viel besser were, man triebe
die leute gute werk zu thun, und liesse die scharfe
disputationes fallen. Denn war ists, das gott
guts gibt umb seiner verheissung, nicht umb unser
werk willen, aber doch müssen gute werk, die
gott geboten hat, geschehen.
Darumb sol man den groben leuten ernstlich
fürhalten, wie hart gott strafet mit allerlei unfal,
die, so die eltern nicht ehren, denn gott lesst sie
in schande, in armut, in krankheit und ander
ubel fallen.
Hie sol man auch leren, wie die eltern
schüldig sind, ire kinder zu gottes forcht ziehen,
sie gottes wort leren und leren lassen. So spricht
Salomo in seinen sprüchen am 22. cap.: Torheit
ist des kindes herzen angeboren, die rute der
strafe nimpt sie weg. Wie auch S. Paul zun
Ephesern am 6. sagt: Und ir veter reizet eure kinder
nicht zu zorn, sondern ziehet sie auf in der zucht
und vermanung an den herrn2). Davon ist das
exempel Eli, den gott nach anzeige des ersten teils
Samuelis am andern cap. gestraft hat, und vom
priesterthumb gestossen, darumb, das er seine kinder
nicht mit ernst gezogen hat. Es ist die jugent nie
freveler gewest denn itzund, wie wir sehen, wie
wenig sie gehorchen, wie wenig sie der eltern3)
achten, darumb on zweifel viel plagen, krieg, auf-
rhur, und ander ubel in die welt komen.
In dieses gebot gehört auch, das man das
alter ehre. Item, das man die priesterschaft, die
uns mit gottes wort dienen, ehre. Denn sie ist
eine dienerin gottes worts, und wir haben gottes
wort durch sie, wie S. Paulus schreibt in der
1. zu Timotheo am 5. cap.: Die eltisten, die
wol fürstehen, die halte man zwifacher ehren
werd, sonderlich die da erbeiten im wort und in
der lere.
Item, das man der öbrikeit gehorsam sei.
Nu hat S. Paulus zun Römern am''13 cap. drei
stücke erzelt, die der oberkeit gehören.
Das erste, geschos, darumb wir allen auflag,
gelt und erbeit des leibs ihnen geben sollen.
Das ander, forcht, das ist, das wir uns herz-
lichen förchten für der öbrikeit, das, ob schon die
öbrikeit unsern ungehorsam nicht strafen kan, das
wir wissen, das denselben dennoch gott strafen
wird, der die öbrikeit eingesetzt hat, und erhelt.
1) 1538 statt [Uber das .. werck]: Viel schreien
einhin on vernunft, gute werck ....
2) 1538 statt [an den]: zu dem.
3) 1538 statt [der eltern]: die eltern.
Darumb auch alle aufrhürische sind gestraft
worden, wie Paulus spricht zun Römern am 13.
Wer sich wider die öbrikeit setzet, der wider-
strebet gottes ordnung, die aber widerstreben,
werden uber sich ein urteil empfahen. So sagt
auch Salomo in sprüchen am 24. Mein kind,
förchte den herrn, und den könig, und menge
dich nicht unter die aufrhürischen, denn ihr unfal
wird plötzlich entstehen, und wer weis wenn
beider unglück kömpt?
Es ist auch nützlich den leuten die exempel
fürtragen, da gott die aufrhürischen gestraft hat,
als Datan und Abiram, wie im 4. buch Mose am
16. stehet, die sich wider Mosen setzten. Denn
die erde zureis unter ihnen, und thet ihren mund
auf, und verschlang sie, mit ihren heusern, mit
allen menschen die bei Korah waren, und mit
aller ihrer habe, und furen hinunter lebendig in
die helle, mit allem das sie hatten, und die erde
decket sie zu. Dazu fur das feur aus1), und
fras die zwei hundert und funfzig menner, die
das reuchwerck opferten.
Abimelech do er sich wider des Gideon neun
und sechzig söne setzet, wurd er endlich, wie im
buch der Richter am 9. und im andern teil Sa-
muels am 11. cap. stehet, von einem thurn für
Thebez, von einem weib mit einem stücke von
einer mülen auf sein kopf geworfen, das im der
scheddel davon zubrach.
Siba der Israel von David bracht, als man
liset im andern teil Samuels am 20. cap. ward
darnach sein kopf abgehauen.
Absalom der sich wider seinen vater David
aufleinet, erhieng zu letzt an einer eichen, als
auch im andern teil Samuels am 18. stehet.
Zambri oder Simri, der einen bund wider
seinen herrn, könig Ella zu Israel, machet, und ihn
erschlug, war nicht lenger könig, denn sieben
tage, denn könig Amri zu Israel belegert ihn zu
Thirza. Und als Zambri sahe, das die stad solt
gewonnen werden, gieng er in den pallast, und
verbrant sich mit dem haus des königs, wie im
ersten teil von den königen am 16. stehet.
Wir sehen auch offentlich, das gott keinen
frevel ungestraft lesst, denn mord bleibet nimmer
ungerochen, wie auch Christus spricht Matthei am 26.
Wer das schwert nimpt, der kompt umb mit dem
schwert, das ist, wer aus eigen fürnemen on der
öbrikeit befelh das schwert nimpt, der wird ge-
straft. Dergleichen sprüche sind viel in der
schrift, die sollen den leuten vleissiglich ein-
gebildet werden, als dieser Salomons, in sprüchen
am 16.: Der grimm des königs ist ein tödlicher
bote, aber ein weiser man wird ihn versünen.
Item, proverbiorum am 20. Der schrecken des
1) 1538 statt [fuhr .. aus]: fuhr feur aus.
20*
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willen. Denn gott ist der sunden so feind, das
keiner creatur werk dafür gnug thun mag, es
hat allein müssen der gottes son dafür geopfert
werden.
Uber das aber, schreien viel, gute werk1)
verdienen nichts. Viel besser were, man triebe
die leute gute werk zu thun, und liesse die scharfe
disputationes fallen. Denn war ists, das gott
guts gibt umb seiner verheissung, nicht umb unser
werk willen, aber doch müssen gute werk, die
gott geboten hat, geschehen.
Darumb sol man den groben leuten ernstlich
fürhalten, wie hart gott strafet mit allerlei unfal,
die, so die eltern nicht ehren, denn gott lesst sie
in schande, in armut, in krankheit und ander
ubel fallen.
Hie sol man auch leren, wie die eltern
schüldig sind, ire kinder zu gottes forcht ziehen,
sie gottes wort leren und leren lassen. So spricht
Salomo in seinen sprüchen am 22. cap.: Torheit
ist des kindes herzen angeboren, die rute der
strafe nimpt sie weg. Wie auch S. Paul zun
Ephesern am 6. sagt: Und ir veter reizet eure kinder
nicht zu zorn, sondern ziehet sie auf in der zucht
und vermanung an den herrn2). Davon ist das
exempel Eli, den gott nach anzeige des ersten teils
Samuelis am andern cap. gestraft hat, und vom
priesterthumb gestossen, darumb, das er seine kinder
nicht mit ernst gezogen hat. Es ist die jugent nie
freveler gewest denn itzund, wie wir sehen, wie
wenig sie gehorchen, wie wenig sie der eltern3)
achten, darumb on zweifel viel plagen, krieg, auf-
rhur, und ander ubel in die welt komen.
In dieses gebot gehört auch, das man das
alter ehre. Item, das man die priesterschaft, die
uns mit gottes wort dienen, ehre. Denn sie ist
eine dienerin gottes worts, und wir haben gottes
wort durch sie, wie S. Paulus schreibt in der
1. zu Timotheo am 5. cap.: Die eltisten, die
wol fürstehen, die halte man zwifacher ehren
werd, sonderlich die da erbeiten im wort und in
der lere.
Item, das man der öbrikeit gehorsam sei.
Nu hat S. Paulus zun Römern am''13 cap. drei
stücke erzelt, die der oberkeit gehören.
Das erste, geschos, darumb wir allen auflag,
gelt und erbeit des leibs ihnen geben sollen.
Das ander, forcht, das ist, das wir uns herz-
lichen förchten für der öbrikeit, das, ob schon die
öbrikeit unsern ungehorsam nicht strafen kan, das
wir wissen, das denselben dennoch gott strafen
wird, der die öbrikeit eingesetzt hat, und erhelt.
1) 1538 statt [Uber das .. werck]: Viel schreien
einhin on vernunft, gute werck ....
2) 1538 statt [an den]: zu dem.
3) 1538 statt [der eltern]: die eltern.
Darumb auch alle aufrhürische sind gestraft
worden, wie Paulus spricht zun Römern am 13.
Wer sich wider die öbrikeit setzet, der wider-
strebet gottes ordnung, die aber widerstreben,
werden uber sich ein urteil empfahen. So sagt
auch Salomo in sprüchen am 24. Mein kind,
förchte den herrn, und den könig, und menge
dich nicht unter die aufrhürischen, denn ihr unfal
wird plötzlich entstehen, und wer weis wenn
beider unglück kömpt?
Es ist auch nützlich den leuten die exempel
fürtragen, da gott die aufrhürischen gestraft hat,
als Datan und Abiram, wie im 4. buch Mose am
16. stehet, die sich wider Mosen setzten. Denn
die erde zureis unter ihnen, und thet ihren mund
auf, und verschlang sie, mit ihren heusern, mit
allen menschen die bei Korah waren, und mit
aller ihrer habe, und furen hinunter lebendig in
die helle, mit allem das sie hatten, und die erde
decket sie zu. Dazu fur das feur aus1), und
fras die zwei hundert und funfzig menner, die
das reuchwerck opferten.
Abimelech do er sich wider des Gideon neun
und sechzig söne setzet, wurd er endlich, wie im
buch der Richter am 9. und im andern teil Sa-
muels am 11. cap. stehet, von einem thurn für
Thebez, von einem weib mit einem stücke von
einer mülen auf sein kopf geworfen, das im der
scheddel davon zubrach.
Siba der Israel von David bracht, als man
liset im andern teil Samuels am 20. cap. ward
darnach sein kopf abgehauen.
Absalom der sich wider seinen vater David
aufleinet, erhieng zu letzt an einer eichen, als
auch im andern teil Samuels am 18. stehet.
Zambri oder Simri, der einen bund wider
seinen herrn, könig Ella zu Israel, machet, und ihn
erschlug, war nicht lenger könig, denn sieben
tage, denn könig Amri zu Israel belegert ihn zu
Thirza. Und als Zambri sahe, das die stad solt
gewonnen werden, gieng er in den pallast, und
verbrant sich mit dem haus des königs, wie im
ersten teil von den königen am 16. stehet.
Wir sehen auch offentlich, das gott keinen
frevel ungestraft lesst, denn mord bleibet nimmer
ungerochen, wie auch Christus spricht Matthei am 26.
Wer das schwert nimpt, der kompt umb mit dem
schwert, das ist, wer aus eigen fürnemen on der
öbrikeit befelh das schwert nimpt, der wird ge-
straft. Dergleichen sprüche sind viel in der
schrift, die sollen den leuten vleissiglich ein-
gebildet werden, als dieser Salomons, in sprüchen
am 16.: Der grimm des königs ist ein tödlicher
bote, aber ein weiser man wird ihn versünen.
Item, proverbiorum am 20. Der schrecken des
1) 1538 statt [fuhr .. aus]: fuhr feur aus.
20*