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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0205
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5. Verordnungen aus der Visitation von 1528. 1529.

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wesentlicher und notturftiger bestellung handeln,
und alle schulde und retardat einmanen und ein-
bringen soll.
Es sol auch ein itzlicher regent darob sein,
das die underthanen in gehorsam und forcht ent-
halten, und in billigem schuze gehanthabt werden,
domit die fromen geschüzt, und die bosen gestraft,
und keine leichtvertigkeit den leuten gestattet
werde.
Ob man auch einen gottes lesterer erfüre,
der mit fluchen und schweren bei gots und seiner
heiligen namen, oder bei seinen geliedern und
marter schwure, den sal man gefenglichen an-
nehmen , und nach vermoge seiner verwirkung
darumb strafen, und ob mands einen solchen
gottes lesterer horte, oder mit ihnen umbgienge,
und das selbige der oberkeit nicht anzeigte, der
sall gleichsfalles gestraft werden. Desgleichen wo
imands secten oder zurüttung des glaubens fur-
nehme, aber ubel, leichtvertig und schimpflich von
gottes worte und seinen sacramenten redete, aber
auch winkelprediger sich understunde, denselbigen
sol man mit gefengniss bekreftigen, und solchs
dem hochgedachten unserm gnedigsten hern an-
zeigen, und darauf seiner c. g. bevel gewarten etc.
C. g. beger ist auch, das ein ider prediger
seine lere dohin richten soll, das es gotte beheg-
lich, seinem wort gemess, und die underthanen in
underthenigem gehorsam domit bringe.
Es sollen auch die cerimonien der kirchen
lauts der ordenunge, so seiner c. g. rethe, welche
das churfurstenthumb visitirt, und besucht, nach
vermoge und auf belerunge der hochverstendigen
der heilgen schrift gestellet, und in den druck
bracht, gehalten werden.
Wo auch gebrechen der ehesachen furfallen,
der sal sich kein pfarher ader prediger, noch
sonsten iemands zu rechtvertigen, oder zu richten
understehen, sondern sollen mit iren gebrechen
kegen Aldenburg fur den heubtman und M. Spa-
latinum doselbst geweist werden.
Es fallen auch oftmals laster des volks den
predigern vor, welche inen mit dem worte gottes
zu strafen geburen wil, das sollen sie nicht mit
ungestumen worten, sondern bruderlich und
christlich thun.
Die prediger und pfarher sollen auch ire
leute mit guter ermanung in den predigten reizen,
und dohin bringen, das sie sich in der entpfahung
des leibs und bluts christi mher biss anher ge-
schehen, herzlicher tröstung und mit danksagung
uben sollen, domit die fruchte des sacraments bei
den christgleubigen gespurt werden.
Weiter kombt seinen c. g. vor, das die under-
danen das wort gottes zum teil unfleissig horen
sollen, gehn ufm markte und umb die kirche,
Sehling, Kirchenordnungen.

geben also andern auch ergernus und ursache
darzu, auch gehen sie zum teil under der predigte
in die bierheusser und zum gebranten weine, uf
dieselbigen sal man achtung haben, und, so man
die uberkombt, sal man sich nach gelegenheit irer
verwirkung kegen inen mit strafe erzeigen, domitte
die andern einen schau haben, und solchs under-
lassen.
Seiner c. g. begehr ist auch, das man keinen
müssiggenger nach derer, die sich für erbt hüeten,
in seiner c. g. landen leiden sal, und wo man die
befinden wird, sal man erstlich dieselbigen von
irem unchristlichen leben weisen, sie auch umb
iren gewerb befragen, und darneben ' sich irs
wessens, ab mans nicht wüeste, erkunden, und
sich alsdan mit einem ernste kegen inen erzeigt,
domit sie sich in gottes gebote eusserlich erzeigen
müssen. Bittet gotte umb gnedigen friden.
Den edelleuten in ire ordnung' zu setzen.
Wo auch ein pfarlehen ledig wirt, so sall von
den edelleuten widerumb nach einem christlichen
und gelerten manne getrachtet werden, den sal
man an den churf. hof mit einer berichtung
schicken, derselbige sal alda verhort werden, wo
er dan gnugsam befunden, so soll ime die lehen
von dem adel ader lehen hern gethan werden,
domit nicht zu achten, als wolten sein c. g. imands
an seiner gerechtigkeit der lehn einhalt thun,
sondern alleine das fordern, das gottes wort ge-
predigt und stadtlich geubt werde.
Ein itzlicher vom adel sall auch verfugen,
das zwene aus einer gemeine verordnet werden,
dieselbigen sollen dem pfarher do selbst das ge-
treide one allen betrug und falsch samlen und
einmanen, domit der pfarher an seinem studiren
und leren nicht verhindert. Es ist auch nicht
bruderlich, das einer den pfarher trespen fur korn
geben wolte, sondern wie es im erwechst, sal ers
ime auch reichen und geben.
Wo auch die pfarhern sich nicht teglich mit
irer guten lere und leben bessern, die sal man
mit willen des churtursten entsetzen, und einen
andern, wie oben vermelt, erwelen, und kegen
I hoff, wie vermelt, schicken.
Demnach auch iezunder die gebeude der
pfarher in grossem verterb an viel ortern kommen,
das dieselbigen gebeude also eingehn und fallen,
ist hirumb seiner c. g. bevelh, das die gemein do-
selbst zimliche handreichung darzu thun sollen,
dan die pfarre ist der gemein.
Es sal auch keine gemeine einen kirchner
one verwilligung irer oberkeit anzunehmen macht
haben, sondern sie sollen einen, der inen tuglich,
irem edelmanne und pfarhern furstellen.
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