Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0207
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
6. Ausschreiben durchs chur- und furstenthumb zu Sachsen etc.

179

maiestat unsern aller gnedigsten herrn und die
gemaine stend des hailigen reichs auch vor not-
wendig bedacht und angesehen, damit sich nu in
dem niemands was standes oder wesens er sei der
unwissenhait entschüldigen möge, als weren ime
gedachte unsere gebot so invorzeiten und itzo aufs
neue ausgegangen nicht furgehalten.
Von gotteslesterunge.
Demnach setzen und wollen wir, das kainer
wes stands oder wesens der sei, got unsern schöpfer
noch sein hailiges wort lestern, oder bei seinem
hailigen namen fluchen oder schweren, sondern
dieselben, wie hernach underschiedenlich gesetzet
wirdet, bei straf der peen dabei angezaigt genz-
lich vormeiden sollen. Und damit ain ide ober-
kait und richter dester klarer und bas wis
und verstehen können, wie gottes lesterung und
gottes schwur underschiedenlich zu strafen sein,
und solch gebürlich straf nach ains iden vor-
wirkung dester unvorhinderter, statlicher und bas
volnzogen werden müge, wollen wir, das sich ain
ide oberkait und richter nachfolgender unser
ordenung der straf und uberferung halben halte.
Darauf setzen und ordenen wir, so jemands
wes standes der were hinfurt gott zumessen wurde,
der seiner götlichen maiestat und gewalt nicht be-
queme, oder mit seinen worten das jhenige, so
gott zustehet, abschneiden wolt, als ob gott ain
ding nicht vermöcht, oder nicht gerecht were, gott
seiner hailigen menschait oder daran fluchet oder
sonst dergleichen frevendliche vorachtliche lester-
wort one mittel in oder wider gott sein aller
hailigste menschait oder das göttlich sacrament
des altars oder lesterwort one mittel wider die
mutter Christi unsers seligmachers redet, das der
oder die selben durch die oberkait des orts da
solchs geschehen erstlich vierzehen tag mit wasser
und brod im thorm gestraft.
Wo aber der oder dieselben zu dem andern
mal in solcher lesterunge ubertredt, das der
oder dieselben an ihrem gut nach gestalt der
uberfarunge gestraft und das gelt in gemainen
kasten geleget, dasselbig auf hausarme leute oder
arme junkfrauen zu ehelicher haussteuer gewendet
werden sol. Wo aber der vorbrecher die geltstrafe
zugeben unvormüglich, sol er solchs nach erkend-
nus der oberkait mit abarbeiten gestraft werden.
Und ab die zu dem dritten mal mit solcher
gottslesterunge vorbrechen als dann sollen sie an
ihrem leben, oder benehmung etzlicher ihrer ge-
lieder, wie sich das nach gelegenheit solcher ge-
übter gottslesterung und ordnung der recht eigent
und gebürt peinlich gestraft werden. Und so solch
lesterung bescheen dabei zwo oder mehr personen
gewest, sol ain iglicher schuldig sein solchs der
oberkait des orts am förderlichsten und aufs lengst

in acht tagen den nagsten darnach volgend un-
geferlich anzubringen, darneben auch anzeigen,
wer mehr darbei gewest, und solch lesterunge ge-
hört habe. Nach dem selben (wo sie es selbst
nicht angeben) sol die oberkeit in gehaim schicken
und ihr iden in abwesen des andern notürftig vor-
hören, ab sie die oder der gleich lesterung also
gehört und wie solchs allenthalben geschehen, mit
allen umbstenden vlessig erfarung und erkündigung
haben.
Und wo dan die öberkeit in warheit also be-
finden würde, das solchs dem angeben gemes und
die lesterung geschehen were, als dann sol sie den
lesterer nach grösse der ubertretung in straf nemen
und dieselbig unnachleslich inhalt obgemelter
unserer ordenung strafen.
Wo auch ainer oder mehr obgemelte lesterung,
so sie die gehört, auf erfordern seiner ordenlichen
oberkeit geverlich vorhielten und angezeigter mas
nicht anbrechten, wöllen wir, das der oder die-
selbigen durch die oberkait als mitvorhenger der
gottslesterung nach gelegenhait der sachen es sei
an leib oder gut hertiglich gestraft werden sollen.
So auch unser prelaten, graven, herrn, ritter-
schaft oder commun ihr underthanen nicht strafen,
oder die lesterung selbst thun würden, soll gegen
deme oder denselben umb ihren ungehorsam als
vorhenger oder selbst theter der selben gots-
lesterunge von unsern wegen wie sich gepürt pro-
cedirt werden.
Und so solche obgemelte gottslesterung durch
jemants geschehe, was standes der were, hohen
oder nidern, der darümb zu gemelter gebürender
leib oder todes straf nicht bracht werden möcht,
derselbig, so er des mit recht uberwunden, sol
darümb ehrlos sein und von meniglich dafür ge-
halten, der dan auch darauf als ehrlos gescholten
werden mag und darnach nichts desteminder, wo
es bescheen kan, peinlich, wie obstehet, am leben
oder gelidern nach gestalt seiner verwirkung ge-
straft werden.
Und welche hierüber die angezeigten gots-
lesterer wie obstehet wissentlich und freventlich zu
dienern aufnemen mit ihnen handeln sie fordern
enthalten und furschieben würden, da mit sie der
straf entweichen, gegen dem selben sie weren gros
oder kleins standes sol von unsern wegen vor
unsern oberhofgerichten zu wilkörlicher straf vor-
farn werden. So dann ainer der nicht vom adel
were obgemelter gottslesterung halben rechtflüchtig
würde, sol nichts desteminder gegen ime und
seinen gütern wie sich in dissen fellen nach vor-
möge der recht gebürt, gehandelt werden.
Von lesterunge der mutter Christi.
Item wo imands schwerlich ane mittel wider
die mutter Christi unsers seligmachers redet der
23 *
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften