Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0209
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
6. Ausschreiben durchs chur- und furstenthumb zu Sachsen etc.

181

als euers landes fursten, dem ihr in deme und
andern zimlichen sachen gebürlichen gehorsam zu-
laisten schuldig nicht lassen wolten, so solt ihr
doch furnemlich solchs umb gotts eures schöpfers
ehre, des naigsten und sonderlich der wider-
wertigen des hailwertigen wort gottes und der
edelen unerzogenen iugent ergernus, auch euer
rhum, gesundhait und wolfart willen vormeiden,
euch und die euern, so euch bevolen, von diesem
sundlichen und lesterlichen trinken enthalten und
abweisen und zu ainem züchtigen, christlichen und
unergerlichem leben begeben, zihen und halten.
Wollen und gebieten derwegen abermals, das
ain jeder, was stands der sei, von den unsern, das
er mit seinen unterthanen und vorwanten in steten
und merkten und den armen leuten auf dem lande
vorsugen, auch ordenung machen wolle, obangezaigt
ubermessig und unchristenlich zutrinken, zuvor-
meiden und abzustellen bei zimlicher penen, die
ain jeder darauf setzen sol in gemeinen kasten
ains iden orts, oder in mangel desselben den armen
zuraichen oder die unvormögende mit dem thorm,
narrenheuslen oder der arbait, wie obbestimpt
zustrafen. Wir vorneuen auch hiemit unsere
vorige gebot, so wir vormals an unserm hof haben
verkündigen lassen.
Von hurerei, ehebruch, wucher und
anderm sundlichen lastern.
So dann auch itziger zeit durch die gnade
gottes in diesen letzten zeiten durch sein hailigs
raines wort mehr dann hiebevorn geschehen, be-
richt un erlernet, worauf wir unsern glauben und
vortrauen setzen und gott den almechtigen vor
allen dingen furchten und lieben sollen, so will
uns auch dester mehr zustehen und gepüren,
seiner göttlichen gebot mit dem höchsten wahr zu-
nemen und von sundlichen lastern abzulassen, der
almechtige gott nicht weniger durch andere laster,
als hurerei, unehelich beiwohnung, ehebruch,
wucher und der gleichen vorletzt und solchs alles
wider sein gebot ist. Derwegen wollen und ordenen
wir, das ihr alle in gemain und sonderhait durch
euch und euer underthane und vorwanten den ehe-
bruch, offenlichen wucher, hurerei und unehelich
beiwohnung itzlichs nach seiner gelegenheit hertig-
lich und wie sichs gepürt unnachleslich strafet.
Vom wucher in sonderheit.
Wollen auch hiemit euch alle des, wes wir
uns mit dem hochgebornen fürsten und hern Jorgen,
herzogen zu Sachsen etc., unserm lieben vettern,
des Wuchers halben vorainigt hiemit erinnern mit
bevelich, das ihr dem selben gott zu ehre wider
des gebot die wucherische hendel sein, gemainer
land und euch allen zu ehren, nutz und besten
nachkompt.

Von ubermessiger zerung.
Nach deme auch dieserweil ain besondere
drankselige zeit mit der teurung des getraidichs
und andere beschwerliche not zugefallen und doch
durch aus in gemein in unserm fürstenthumb uber-
messige zerung und mussiggang mit quessereien
! und besuchung der wirdsheuser understehen und
gebrauchen, damit ihnen den underthanen solchs
zu gut vorhut, begern wir mit ernst, ihr wollet
solch leichtfertig zerung und wesen durch gebür-
liche ordenung, offentlich vorbot und zimliche not-
turftige straf unvorzüglich abschaffen, vorkommen
und abwenden, auch darüber festiglichen halten
und sonderlich die schenken oder kretzschmar in
deme durch euer selbst person vorwarnen, wie
dann auch unsern ambtleuten und schössern unsers
lieben brudern herzog Friderichs churfürsten etc.
seligen und unser hivor ausgegangen ambts-
ordenung, dergleichen nachtailigen uberigen zerung
: halben, unter andern, das dem gemainen man zu
! nutz vorsehen, das selbig auch auf legen und be-
vehlen, und wollet die leute, so euch bevolen, zu
gedeilicher besserung ihrer güter und narung er-
manen, schaffen und anhalten, damit sie sich selbst
ihr weib und kind uber die vorstehenden ursachen
der teurung und sonsten, nicht ferner zu nachtail
und ermerung auch zu leichtfertigem ungehorsam
und aigem willen vorursachen und sich hierinnen
allenthalben gehorsamlich erzaigen.
Jagenund hetzen.
Wir gebieten auch, das niemands von fasnacht
an bis auf Bartholomei jagen oder hetzen hasen
oder füchs, nach hüner oder wachtein fahen, noch
den leuten an den früchten, es sei mit reiten,
gehen oder sonst, schaden thun sol bei der peen
die wir uns und ainem itzlichen, der die oberkait
des orts hat, wilkürlich gegen dem, so unser gepot
voracht, furzunemen, und den so den schaden er-
lieden, gepürlich erstattung zupflegen vorbehalten.
Zigeuner und betler.
So auch viel lediger unnützer leute hin und
wider in landen weben, dazu man sich nichts guts
vorsehen mag, als sint zigeuner und starke vor-
mögende betler, die selben sollen in unsern landen
. und fürstenthumen hinforder nicht geliden oder
geduldet werden.
Es soll auch ain jede stat ihr unvormögende
betler durch ihr ordenung selbst erneren und nicht
gestatten, das ihr kinder, wenn sie ihr brot können
vordienen, zu betteln gezogen werden. Wo auch
die zigeuner, nach dem ihnen in teudschen landen
zu wandern, in den reichs ordenungen vielfeltig
vorbot geschehen, hinforder werden betreten und
jemants mit der that gegen ihnen handeln oder
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften