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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0210
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182

Die Kirchenordnungen. Ernestinisches Sachsen.

furnemen würde, der sol daran nicht unrecht ge-
than haben.
Unnottürftige klagschrift, so an unsern
hof gelangen.
Nach dem viel unnottürftigs klagen und
schriftlich suppliciren sich an uns begibt, da zu-
vorn die ordentliche oberkait nicht wie billich,
ersucht, auf das sie mit gebürlicher einsehung,
hülf und forderung gegen den klagenden, wie sich
aigent und gebürt, zu erzaigen hetten, und wir
durch solch ubermessigs, vielfeltigs ansuchen in
andern unsern, unser land und leute merklichen
obligen zubewegen und die notturft darinnen zuvor-
fügen vorhindert werden. Demnach orden, wöllen
und gebieten wir allen unsern ambtleuten, ambts-
bevelhabern, prelaten, graven, herrn, denen von
der ritterschaft, steten und andern communen, die
do bevel oder gerichtszwang haben, das sie in
ihren gerichtszwengen und bevel ihre underthanen,
und wer von ihnen oder ihren gerichtszwengen
zuthun hat, erstlich auf ersuchen, die parteien in
der güte mit vleis zu hören, vleissigen, die
selbigen beizulegen und zuvortragen. Ob das ent-
stund, die leute so dann durch ain schleunig recht,
nach unsers hofs gebrauch, also auf ainen tag zu
recht furzubeschaiden, bis zu beschlus des urteils
sie zu recht lassen einbringen oder sie auf mas
etzlicher setze zuvorfassen, damit sie ihrer ge-
brechen deste schleuniger zu austrag komen mögen
und als dann auf der parteien unkost sich des
rechten darauf belernen.
Fiel es aber fur, das die parteien sich also
in schleunig recht nicht begeben wolten, so wollen
wir doch das ide oberkait zum forderlichsten es
sichs leiden und gescheen mag, ordentlich recht
vorfüge und darauf, was bestendiglichen im rechten
erlangt, die urteil in ihr kraft gehen, gebürliche
hülf unvorzüglich, wie sichs aigent vorfügen, da-
mit ain ide oberkait in deme thu, des ihr zustehet
und gezimpt, und die leute ihrer gebrechen dadurch
zu entschafft kommen, wir auch des vielfeltigen
anlaufens vortragen werden. Würde aber imands
darüber an unsern hoff mit klagen oder suppliciren
gelangen, ehe dann er die ordentliche oberkait,
da es billich geschicht, ersucht, oder ob man die
oberkait ersucht hette, oder sich in der handlung
der billigkait nit wollen weisen lassen, oder auch
nicht schriftlichen bericht von der oberkait mit-
brechte, woran es erwunden, das die selbig oberkait
den klagenden parteien ihre gebrechen auf ge-
habten vleis nicht hetten können zu entschafft
helfen, solche klagen und supplication wöllen wir
an unserm hof wider durch uns noch unsere rethe
hinfort nicht lassen annemen, sondern an die
oberkait die sie billich von erst ersucht hetten,

widerümb weisen, die sich mit gebürlicher straf
gegen ihnen werden wissen zuerzaigen.
Begebe sichs aber, das durch unvleis oder
aus andern bewegen durch die oberkait die leute
und parteien nicht wolten gehort oder das darbei
gethan werden, das man zuthun schuldig und
pflichtig oder auf ersuchen kainen bericht dem
klagenden tail gegeben, oder das die oberkait fur
sich selbst den leuten unrecht theten, rechtens
oder der billigkait wegerten, dies fals sol einem
iden offen stehen sein klagen und suppliciren an
uns zu thun, alsdann wollen wir solchs vorfügen,
an unserm hof anzunemen, ob es not, weiter er-
kundung darinen thun, auch was billig, gleich und
recht vorschaffen.
Wir wollen auch, das alle unsere ambtleut,
ambtsbevelhaber, prelate, grave, herrn, ritterschaft,
stet und andere oberkait, allen den jhenigen, so
sie in bevel haben, und ihren underthanen solchs
wolten aigentlich und lauter vormelden und sich
selbst, auch sampt den ihren darnach haben zu-
richten.
Was auch sachen seint, die an des hoch-
gebornen fürsten, herrn Jorgen, herzogen zu
Sachsen etc., unsers lieben vettern und unserm
obernhofgericht zu rechtfertigen geordnet, wollen
wir, das dieselben, ob sie in der güt nicht können
vortragen werden, auch die jhenigen, so vor unser
churfürstlich sechsisch oder frenkisch hofgericht
gehörig, daselbst mit recht sollen furgenomen
werden. Es were den, das wir aus sonder be-
wegenden ursachen durch uns, ehe sie zu recht
anhengig worden, an unsern hof zurechtfertigen,
auf ansuchen oder amtshalben etzlich parteien er-
forderten, und wollen menniglich hiemit des also
vorwarnet haben, sich darnach wissen zurichten.
Von raisigen knechten und dinstboten.
Nach deme sich auch viel begibt, das ainer
dem andern seine knecht und dinsthalten auf-
setzlicher weis thut abdingen, auch dinstboten und
knecht zu zeiten mutwillig aus ihren dinsten
treten, wollen wir, das keiner ains andern raisigen
knecht und andere dinstboten annemen sol, ehr
zaig dann zuvor ain urkund an, das er von seinem
herrn oder edelman mit willen und ehrlich ab-
geschieden sei.
Das büchsen zu ros und fus nicht sollen
gefürt noch getragen werden.
Die weil auch in kurzen jaren ain schedlicher
misbrauch aufgewachsen, das gemainlicli zu ros
und fus feuer und andere buchsen uber land ge-
furt und getragen werden, welchs an ime selber
nicht zu manlicher tat raichet, sondern mehr er-
schrecklich ist, auch dardurch viel unrate und
 
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