Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0214
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
186

Die Kirchenordnungen. Ernestinisclaes Sachsen.

Erstlich domit ain ziemlicher vorrath aim viehe
der sahet uf den feldern futterung und anderm
heuslichem rath beweglicher dinge zu ainem in-
ventario gemacht geordent und anfenglich erkauft
und erlangt wurde, bei der pfarr furtan zupleiben
und do sich solche sachen zutragen das nach ides
orts vormugen und gelegenhait aus dem gemeinen
vorrat der kirchen einkomen und gemeinen der-
selben kesten, ain fursehung und ankunft gethan
wurde, doch an den enden zuvornehmen, do zuvor
kein inventarium etc.
Uf das auch durch solche sterbliche zufell
und voranderung die unrichtigkait soviel muglich
vorhut und abgewant werden sollen noch die visi-
tatores nach gelegenhait auch ordnung gemacht
werden, wie es in solchem bequemlich und fug-
sam anzusehen und zuhalten, uber das derhalben
drei inventarien ides pfarrers aufgericht, solchs
alles darein ordentlich zuvorzaichnen. das ains den
visitatorn, das ander dem pfarrer, das dritte dem
richter, schulteis ader dorfmeister neben den zu-
gesatzten der gemein zu untergeben und dass in
solchem der vorrat so an vihe, getreidicht, sahet,
wagen, geschirr und anderm gelassen soll werden
in der pfarr underschiedenlich auch vorzeichent.
Es sollen auch die pfarrer und prediger, auch
die kirchen diner in allen billichen sachen, wo
inen vordries, misbietung, unehrliche erzeigung
und beschwerung unvorursacht begegen und fur-
stehen wurde durch unser ampt und bevelsleut
auch die gerichtshelder in irer botmessigkeit des-
gleichen daruber die superattendenten und execu-
torn vleissigs aufsehen erkundunge und nachfragen
durch sie alle semptlich und iden in sunderhait
getreulich geschirmet vorteidingt und gehandhapt
werden bis an uns.
Und ob auch solchs durch sie die pfarrer und
prediger aus christlichem bedacht nicht geclagt
wurde, und doch durch die geordenten, bevel-
haber, wie berurt solchs vormargt und an sie ge-
langen wurden, dass nichts dester weniger gepur-
lich ein sehen und nach gelegenhait die straf fur-
gewant wurde.
Dagegen sollen sich auch die pfarrer, pre-
diger und kirchendiner, wie inen wolgezimpt,
durch gottes gnade in der lahr und allem andern
christlichs wandels wesens und furgang der nag-
sten besten erzaigen halten und vleissigen, aller
lechtfertigkait und missbrauchs sunderlich die be-

nennung ader deutung der personen auch des un-
fruchtbarn scheltens und schmehens in predigen
eussern und enthalten.
So auch die visitatores, ader volgente die
superattendenten und executorn auch unsere ampt-
leut vormerken ader sunst aus erfahrung ainiche
unrichtigkait berurter pfarrer und prediger halben
von wegen der lahr gotlichs worts ader ander un-
tugent befinden, und bestendiglich an sie gelangen
wurde, alsdann sollen sie die visitatores sampt den
superattendenten und executorn nach gelegenheit
solchs unvorzuglich durch examination zu andern
ader aber do kein pesserung ervolgen wolte durch
entsetzung zuvorkomen, mit gutem furbedacht der
notturft nach vleissigen und genzlich abwenden,
dar durch ergerung vorhutet pleibe und gestraft
werde.
Auch sunst aller andern laster und unerbar
hantirung der pfarrer und kirchendiner dergleichen
der eingepfarten leute gut achtung zunehmen und
erkundung furzuwenden. dar auf sie sich nach in-
halt berurter instruction erzeigen und derselbigen
gemess halten sollen.
Und wollen demnach von unser und obgedachts
unsers bruderswegen himit begert haben, gnante
visitatores wollen solchs alles auch was sie daruber
fur christlich bequem und nutzlich bedenken
werden mit getreuem vleis wie wir uns dann zu
inen gnediglich thun vorsehen ausrichten und voll-
enden. In dem allen geschicht uns von inen zu
gnedigem gefallen. Zu urkund mit unserm hirauf-
gedruckten secret besigelt und geben zu Weimar
dornstags nach Lucie anno domini XVC XXXII.
[1532 Dezember 19].
[Siegelstempel des Kurfürsten.]
Und wiewol wir den herrn von Wildenfels
zu der visitation diser baider krais mit vorordent,
weil wir aber berichtet, das er seins leibs schwach-
hait halben sich hirzu zubegeben und zugebrauchen
lassen unvormugent, so haben wir unsern ambtman
zu Voitzsberg und Plauen rath und lieben getreuen
Christoffen von der Planitz an sein stat vorordent
actum Weimar freitags Valentini anno XVc
XXXIIIt [1533 Februar 14].
Ex comissione electoris principis
Christianus Beyer
judex et cancellarius subscripsit
manu propria.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften