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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0215
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8. Gemeine verordnung und artikel der visitation in Meissen und der Voitlandt. 1533.

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8. Gemeine verordnung und artikel der visitation in Meissen und der Voitlandt den herrschaften, haupt-
und amptleuten, schossern, steten und dorfschaften zugestellt. 1533 1).
|Nach Weimar Ji. Nr. 6. Die Abweichungen von Weimar Ji. Nr. 588 (W.); Dresden, Loc. 10 600, Eingesch.
Visit.O. Bl. 684b ff. (Dr.); der Drucke in Kappen’s Kl. Nachlese 1, 233 ff. (K.) und Richter 1, 226 ff. (R.),
sowie der V.O. für Wurzen (Wu.) werden in Amerkungen hervorgehoben. Vgl. oben S. 51. 52.]

Das die obrickeit, amptleute, schosser, ritter-
schaft2) und die vom adel, auch die rete in steten3)
ire untersassen vleissiglich vermanen und dohin
halden das sie zu den predigten und andern got-
lichen ampten gehen4), und gott umb sein gnade
bitten, sein heiliges wort mit vleis zuhoren, und
dasselbig zuhalden5),
Auch das die amptleut, schlosser, und die von
der ritterschaft, burgermeister und rete in steten
und die heimburgen6) in flecken und dorfern mit
allem vleis drob sein und festiglich daruber hal-
tend 7), dass der visitation mit christlichen predigen
und ceremonien lauts der visitatorn gedruckten
unterricht nachgelebt werde, und die pfarrer,
prediger, und kirchner, auch alle ire untersassen
und amptsvorwanten allenthalben und sonderlich
das armut in gutem schutz und schirm halden8).
Was belangend9) das einkommen der pfarrer
und seelsorger, nemlich geld, scheffel getreidich,
zehend und detzem, soll es dieser gestalt gehalden
werden, das ein jede obrickeit, hochs oder niders
stands, sollen iren richtern in steten, flecken, und
dorfern, do die pfarrer sein mit ernst bevelch
thun, das sie uf einen namhaftigen tag, als nem-,
lich in der ernten der zehenden und nicht die
geringsten garben oder getreid darnach das scheffel
getreid10) das gut ist und detzem, auch die gelt
zins sontag nach Martini entrichten und geben, es
soll auch die obrickeit eines jeden orts dem richter
uf die berurten namhaftigen tage befelen11) ein-
zumanen, und soll der richter, der gemeine, welcher
under der gemeine lessig oder seumig uf die tag-
zeit obberurt zuentrichten befunden wirt, sechs

1) Titel bei Richter: „Artikel und ordnung von
den visitatoren und bevel des curfursten zu Sachsen
unsers gnedigsten herrn darnach sich haupt- und ampt-
leut schosser die von der ritterschaft pfarrer, rete der
stete fleck und paurschaft richten und halden sollen
unverbrechlich geordent und gegeben 1533.“ Ebenso
bei Kapp.
2) Wu.: „Amtleut," schosser, ritterschaft“ fehlt.
3) Wu.: Radt der stadt.
4) Wu.: vleissig und treulich gehen.
5) Wu.: zu halten und sonderlich auch ob der
ganzen visitation verordnung treulich und ernstlich
halten.
6) W.: statt „heimburgen“ richter.
7) K.: halten.
8) Wu.: zu halten.
9) K. R. Wu.: belanget.
10) K. R.: oder getreid das gut ist. Wu.: getreid,
darnach das getreid das gut ist.
11) Wu.: befehlen solch getreid einzumanen.

groschen straf1), drauf setzen, auch darob halden,
wo auch der richter mit seinem einmanen seumig
und lessig befunden wurde, so soll die obrickeit
den richter umb zehen groschen strafen2), und
in allewege druber halden; wo aber solchs von der
obrickeit verpliebe, sollen die geordenten execu-
torn eins jeden kraiss3), von wegen der nach-
lessickeit macht haben zu strafen. Die opfer-
groschen und pfennige, wie die geordent, sollen
auf zwu tag zeit gereicht werden als nemlich zu
weihennachten und pfingsten4).
Niemand soll auch dem pfarrer oder prediger,
weil er auf dem predigstuel ader in der kirchen
ist einreden. Hat aber jemants mangel, und ver-
stunde den prediger nicht, der soll zum pfarrer
oder prediger allein gehen, und sich aufs gutlichst
und freuntlichs mit im underreden. Es soll auch
der pfarrer oder prediger in 5) gutlich underrichten.
Wo sie sich aber nicht vorgleichen kunten, sollen
sie vor den superattendenten kommen6) sich
weisen lassen.
Es soll auch niemant was geistlicher guter
seind zu sich ziehen und an seinen frommen
wenden, denn unser gnedigster herr will haben 7)
dieweil es gott gegeben, das es zu gottes ehre und
milden sachen als zu besserung der pfarren oder
zu studirung der kinder oder gemein kasten zu
unterhaltung der armen nach dem pesten gereicht
und gebraucht werden soll.
Man soll auch nach den8) so wider die sacra-
ment predigen oder irthumb einfuren, oder sonst
der visitatorn unterricht zuentgegen9) leren oder
handeln trachten10), hinfurder auch kein geistlich
lehen mehr vorleihen es sei dann zuvor unserm
gnedigsten herrn angezeigt, so auch pfarren ver-
ledigt werden, die kunftigen pfarrer gen hof
schicken, dieselben aldo ane schaden eins iglichen
gerechtickeit und lehen zuvorhoren.
Es soll auch unter der predigt und gotlichen
ampten niemand kein spazirgang umb die kirchen

1) Wu.: ein straf darauf setzen.
2) Wu.: den richter strafen.
3) Wu.: eines jeden kreis“ fehlt.
4) Der Satz „die opfergroschen — pfingsten“ fehlt
bei W. K. R.
5) Wu.: denselben.
6) K.: und sich.
7) R.: „haben“ fehlt.
8) Wu.: „Man soll auch denen so“.
9) Wu.: „entgegen“.
10) Wu.: handeln und trachten.

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