8. Gemeine verordnung und artikel der visitation in Meissen und der Voitlandt. 1533.
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gutern1) an sich gezogen oder abgeborget, das-
selbe 2) in einer benanten zeit wider darzu on alle
widerung verschaffen und widergeben,
Die zulage so etlichen armen pfarrern be-
scheen treulich zuverhelfen3),
Wo kirchnerei abgangen, dieselben mit irem
einkommen genzlich wider aufrichten,
Hinfurder von der verstorben pfarrern gutern
kein spolium mehr zu nemen,
Wo auch jemants etwas zum inventarium und
den stucken, an vihe getreide, hausrat in die
pfarren verordent an sich gezogen widerumb darein
zu schaffen,
Das man die pfarrer, prediger, caplan, und
kirchner, auch die gemeine kesten 4), mit dem hulf
geld nicht beschwere, sonderlich wo5) die hulf
nicht fruchtbarlich erfolget,
Das die land und statknecht die paurn 6) hin-
fur nicht mehr7) wie an etlichen enden, uber das
inen ire gebur treulich gegeben auf die pfarrer etc.
verhetzen,
Das hinfur nimants wider vom adel noch
andern wider man noch weibsbild ubel von gottes
wort und christlichen ceremonien reden derselben
in oder ausserhalb den kirchen leichtfertig spotten,
oder demselben zu entgegen offentlich unchrist-
liche ceremonien wider mit messen 8) noch in ander
wegen furen oder furdern soll,
Das auch alle geistliche lehen so von reten
in steten und flecken9) zu lehen ruren die itzt
verledigt und in zukunftig10) sich verledigen in
gemein kasten sollen verordent werden,
Desgleichen11) alle geistliche lehen so von
epten und andern prelaten zu lehen ruren, die
nicht pfarren oder caplanei sind, wenn sie hinfurt
verledigt werden in gemein kasten in iren der
ebte flecken zu unterhaltung der pfarrer, prediger
und hausarmer leute geschlagen sollen werden.
1) „Von gotsheusern oder pfarrgütern“ ist in Wei-
mar Ji. Nr. 6 von anderer Hand ergänzt.
2) Wu.: dasselbe soll er in.
3) Wu.: „Die zulage — zu verhelfen“ fehlt. Dafür
hat Wu. noch einen Zusatz: „Item den ungehorsam der
kinder und sonderlich wo sich der etzliche ire eltern
mit worten oder der that zu beschweren, understunden,
ungestraft nicht hingehen zu lassen. Und das auch ob
den churfurstlichen zu Sachsen mandaten, die dieser
und dergleichen laster halben ausgangen, ernstlich ge-
halten werde.“
4) K.: kosten.
5) K.: wie.
6) Wu.: „paurn nicht wie“.
7) W.: hinfurder nicht mehr beschweren wie.
8) In der Handschrift heisst es „essen“, was offen-
barer Schreibfehler für „messen“ ist. W. Dr. K. R. Wu.:
messen.
9) Wu.: „so vom rat oder in der stadt“.
10) W.: und in zukunft vorledigen. K. R.: in zu-
kunft sich verledigen.
11) Wu.: „Desgleichen alle geistliche — geschlagen
sollen werden“ fehlt.
Was1) aber fur geistliche lehen de jure pa-
tronatus genant, so von der ritterschaft und andern
zu lehen gehen sich vorledigen oder bereit vor-
ledigt, dovon2) soll allwegen der dritt teil in ge-
mein kasten geschlagen und ordentliche rechnung
jerlich dovon bescheen, und treulich beisammen
unvermindert gehalden werden, ob der patron
einer in unversehen armut fiele, oder iren kindern
oder erben die tochter oder mumen abzustaten,
oder die sone und vettern im studio zu Witten-
berg zuerhalten ein anzal jar, inen domit zuhelfen,
das ander sovil jerlich dovon pleibt, soll zu unter-
haltung der pfarrer und armer leut angelegt
werden, alles wie auch sonst auf jerliche ordent-
liche jarrechnung der vorsteher der gemeinen
kesten.
So ein mensch stirbt, soll der leichnam nicht
heimlich, und in der nacht, sondern am tage und
offentlich3), mit bedachter par, wie hievor gewon-
lich gewesen, mit wissen des pfarrers, und beisein
desselben oder caplan oder custers, und der nacht-
barschaft mit christlichem deutschen gesang, ehr-
lich begraben werden,
Und in dem beschliesslich, so sollen die
kirchenveter4) einer jeden pfarr, ire rechnung
jerlichen in dem ampt, und wer obrickeit hat
rittermessige und andere dar inen sie gesessen in
gegenwart und peisein5) des schossers thun und
beschliessen, bei vermeidunge strafen.
1 Wu. liest: „Was aber fur geistliche lehen de
iure patronatus ...... der vorsteher der gemeinen
kesten“:
Was aber fur geistliche lehen de jure patronatus
genant, so von etlichen vom adel burgern tumhern oder
auch anderen zu lehen gehen, sich vorledigen oder be-
reit vorlediget, derselbigen sollen sie sich keinswegs in
iren eigennutz underziehen,
Sondern das einkomen derselben lehen dern sie
patronen sint oder anderer irer vorfarn und freunde
stiftung zu besoldung der kirchen und schulen diener
als zu einem christlichen werk folgen lassen,
Des die lehenhern und patronen so vil dester
mehr gescheen sollen lassen, das der churfursten zu
Sachsen unser gnedigsten hern bedacht ein weitere ord-
nung zu machen, damit demnach denen, so zuvor solche
lehen und stiftung zu vorlehen gehabt inen und iren
kindern im fall der notturft in obberurten und andern
billichen fellen vor andern hulf und hantreichung dovon
soll gethan werden.
2) K.: „denen“.
3) K. R.: „ordentlich“.
4) Wu. lautete der Anfang dieses Absatzes: „Es
sollen auch die kirchveter“.
5) Wu. lautete der Schluss von hier ab: „beisein
des superattendenten oder pfarrers jedes orts und
schossers thun und beschliessen bei vermeidung ernster
straf“. Daran schliesst sich in Wu. noch folgender
Absatz:
„Das auch der kirchen schulde mit vleis ein-
gemant und gebracht werden,
Die oberkeit die vom adel und andere bevelhaber,
sonderlich auch der superattendent zu Wurzen, sol mit
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gutern1) an sich gezogen oder abgeborget, das-
selbe 2) in einer benanten zeit wider darzu on alle
widerung verschaffen und widergeben,
Die zulage so etlichen armen pfarrern be-
scheen treulich zuverhelfen3),
Wo kirchnerei abgangen, dieselben mit irem
einkommen genzlich wider aufrichten,
Hinfurder von der verstorben pfarrern gutern
kein spolium mehr zu nemen,
Wo auch jemants etwas zum inventarium und
den stucken, an vihe getreide, hausrat in die
pfarren verordent an sich gezogen widerumb darein
zu schaffen,
Das man die pfarrer, prediger, caplan, und
kirchner, auch die gemeine kesten 4), mit dem hulf
geld nicht beschwere, sonderlich wo5) die hulf
nicht fruchtbarlich erfolget,
Das die land und statknecht die paurn 6) hin-
fur nicht mehr7) wie an etlichen enden, uber das
inen ire gebur treulich gegeben auf die pfarrer etc.
verhetzen,
Das hinfur nimants wider vom adel noch
andern wider man noch weibsbild ubel von gottes
wort und christlichen ceremonien reden derselben
in oder ausserhalb den kirchen leichtfertig spotten,
oder demselben zu entgegen offentlich unchrist-
liche ceremonien wider mit messen 8) noch in ander
wegen furen oder furdern soll,
Das auch alle geistliche lehen so von reten
in steten und flecken9) zu lehen ruren die itzt
verledigt und in zukunftig10) sich verledigen in
gemein kasten sollen verordent werden,
Desgleichen11) alle geistliche lehen so von
epten und andern prelaten zu lehen ruren, die
nicht pfarren oder caplanei sind, wenn sie hinfurt
verledigt werden in gemein kasten in iren der
ebte flecken zu unterhaltung der pfarrer, prediger
und hausarmer leute geschlagen sollen werden.
1) „Von gotsheusern oder pfarrgütern“ ist in Wei-
mar Ji. Nr. 6 von anderer Hand ergänzt.
2) Wu.: dasselbe soll er in.
3) Wu.: „Die zulage — zu verhelfen“ fehlt. Dafür
hat Wu. noch einen Zusatz: „Item den ungehorsam der
kinder und sonderlich wo sich der etzliche ire eltern
mit worten oder der that zu beschweren, understunden,
ungestraft nicht hingehen zu lassen. Und das auch ob
den churfurstlichen zu Sachsen mandaten, die dieser
und dergleichen laster halben ausgangen, ernstlich ge-
halten werde.“
4) K.: kosten.
5) K.: wie.
6) Wu.: „paurn nicht wie“.
7) W.: hinfurder nicht mehr beschweren wie.
8) In der Handschrift heisst es „essen“, was offen-
barer Schreibfehler für „messen“ ist. W. Dr. K. R. Wu.:
messen.
9) Wu.: „so vom rat oder in der stadt“.
10) W.: und in zukunft vorledigen. K. R.: in zu-
kunft sich verledigen.
11) Wu.: „Desgleichen alle geistliche — geschlagen
sollen werden“ fehlt.
Was1) aber fur geistliche lehen de jure pa-
tronatus genant, so von der ritterschaft und andern
zu lehen gehen sich vorledigen oder bereit vor-
ledigt, dovon2) soll allwegen der dritt teil in ge-
mein kasten geschlagen und ordentliche rechnung
jerlich dovon bescheen, und treulich beisammen
unvermindert gehalden werden, ob der patron
einer in unversehen armut fiele, oder iren kindern
oder erben die tochter oder mumen abzustaten,
oder die sone und vettern im studio zu Witten-
berg zuerhalten ein anzal jar, inen domit zuhelfen,
das ander sovil jerlich dovon pleibt, soll zu unter-
haltung der pfarrer und armer leut angelegt
werden, alles wie auch sonst auf jerliche ordent-
liche jarrechnung der vorsteher der gemeinen
kesten.
So ein mensch stirbt, soll der leichnam nicht
heimlich, und in der nacht, sondern am tage und
offentlich3), mit bedachter par, wie hievor gewon-
lich gewesen, mit wissen des pfarrers, und beisein
desselben oder caplan oder custers, und der nacht-
barschaft mit christlichem deutschen gesang, ehr-
lich begraben werden,
Und in dem beschliesslich, so sollen die
kirchenveter4) einer jeden pfarr, ire rechnung
jerlichen in dem ampt, und wer obrickeit hat
rittermessige und andere dar inen sie gesessen in
gegenwart und peisein5) des schossers thun und
beschliessen, bei vermeidunge strafen.
1 Wu. liest: „Was aber fur geistliche lehen de
iure patronatus ...... der vorsteher der gemeinen
kesten“:
Was aber fur geistliche lehen de jure patronatus
genant, so von etlichen vom adel burgern tumhern oder
auch anderen zu lehen gehen, sich vorledigen oder be-
reit vorlediget, derselbigen sollen sie sich keinswegs in
iren eigennutz underziehen,
Sondern das einkomen derselben lehen dern sie
patronen sint oder anderer irer vorfarn und freunde
stiftung zu besoldung der kirchen und schulen diener
als zu einem christlichen werk folgen lassen,
Des die lehenhern und patronen so vil dester
mehr gescheen sollen lassen, das der churfursten zu
Sachsen unser gnedigsten hern bedacht ein weitere ord-
nung zu machen, damit demnach denen, so zuvor solche
lehen und stiftung zu vorlehen gehabt inen und iren
kindern im fall der notturft in obberurten und andern
billichen fellen vor andern hulf und hantreichung dovon
soll gethan werden.
2) K.: „denen“.
3) K. R.: „ordentlich“.
4) Wu. lautete der Anfang dieses Absatzes: „Es
sollen auch die kirchveter“.
5) Wu. lautete der Schluss von hier ab: „beisein
des superattendenten oder pfarrers jedes orts und
schossers thun und beschliessen bei vermeidung ernster
straf“. Daran schliesst sich in Wu. noch folgender
Absatz:
„Das auch der kirchen schulde mit vleis ein-
gemant und gebracht werden,
Die oberkeit die vom adel und andere bevelhaber,
sonderlich auch der superattendent zu Wurzen, sol mit