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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0227
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11. Verordnung der Visitatoren für Franken. 1535.

199

Irer verordenter obrigkeit, sollen sie gehorsam
und unterthenig sein, fur aufrur sich huten.
Vleissig darauf sehen, das sie sich nichte ver-
furen lassen, mit irrthumb der sacrament halben
oder sunesten im glauben, auch in den trink-
heusern nicht vom glauben schimpflich oder sonst
leichtvertig handeln oder zanken.
Sollen sich huten vor allen offentlichen lastern
als leichtvertig schweren den namen gottes unnutz-
lichen prauchen, fullerei, seuferei, spil, mussig-
gang, schandlieder, ehebrecherei, hurerei, jung-
fräun schwechung, und dergleichen, so man dan
solcher misshandlung von inen erferet, sollen sie
an leibe gestraft werden.
Irem pfarrer und seelsorger sollen sie( geben,
was sie schuldig sein, mit erbittung ire gebeu
in richtigem wesen erhalten, auch die pfarrer zue
der rechenung des gemeinen castens zuefordern.
Den pfarner, prediger, und cappellan:
Das sie sich in der lahr, sacrament reichung,
und ceremonien halten sollen nach gottes wort, in
der einfalt und getruckten instruction der visi-
tatorn damit es gleichformig gehalten werde.
Sollen sich auch im leben und wandel recht
und unstreflich halten, denn wo unrichtigkeit un
der lehre und leben befunden, sollen sie durch die
visitatores und superattendenten furgefordert, und
wue kein besserung ist, entsetzt werden. So ist
auch den amptleuten, denen vom adel, den rethen
der stette bevolen, sie in allen billichen sachen
zu schirmen, und so inen was unerlichs wider-
fuehre, soll man strafen auch wenn sie nit clagen.
Darneben ist auch bevolhen einsehung zu haben,
das inen ire gebure entricht werde. Mit erhaltung
irer gebure, darumb nicht unbillich, sollen sie sich
bevleissigen, rechter lere und gutes lebens.
Der benennung der person sampt des un-
fruchtbaren scheltens und schmehens in predigen
sich enthalten.
Arme kranke leut zu besuchen und trosten,
in sonderheit die armen in spitalen, sellheusern
iren mangel anzeigen den vorstehern des gemeinen
castens, welches sollen sonderlich thun die caplane
und pfarrer.
Der ehesachen sollen sie sich nicht unter-
stehen, sondern dem ampt und superattendenten
angezeigt werden.
Pfarrer und kirchen diener sollen sich welt-
licher hendel und hadersachen enschlahen.
Gemeine zuefellige notturftige besserung an
gebeuten als an öfen, fenstern, thueren, dachung

und anderen- dergleichen sol durch einem iden
pfarner, so es ime anfenglich bequemlich uber-
antwort durch sein selbst verlegen in wesen er-
halten werden, aber neuere notturftige gebeue
sollen die pfarleut zu thun schuldig sein.
Das die pfarren nicht verderben, sollen drei
inventaria gemacht werden, eins den visitatorn,
das ander dem pfarner, das dritte einem rath in
der stat oder schulthes ufm dorf.
Vicarier abschied.
Sich rechter lahr und guts lebens halten, er-
barlich in der kirchen, und dienstlich mit singen
lesen, sakrament reichen, so man ir bedurfte.
Dem pfarner in allen guten und gottesdienst,
zue gehorchen.
Den schulmeistern.
Das sie guter lahr lebens und wandels sind,
fleissig die kinder unterweisen in der lateinischen
sprach, im gesang, in christlicher unterweisung.
Das man die kinder zurteil in haufen und
sie ordentlicher weise lerne, sonderlichen das man
sie halte darzue, das sie lateinisch reden.
Den pfarner gehorchen und zue presentiren,
summa das man sich nach der ordenung der unter-
richt der visitatorn halte.
Den kirchnern in stetten und dorfern.
Das sie sich halten mit leuten und allen
kirchendienst, nach unterrichtung der pfarner, und
auf dieselbigen warten, so sie die kranken be-
suchen. Sie sollen aufgenommen werden mit be-
wust und bewilligung der pfarrer, das sie auch ir
mechtig sein.
Den vorstehern des gemeinen castens.
Das sie nicht iren geniess und vorteil suchen,
auch nit die person ansehen.
Nicht so unverstendig sind, das sie iderman
dahin geben, oder die einem itzlichen lugner oder
faulen schelmen glauben werden, und sich betrigen
lassen.
Das sie auch nit unbarmherzig sind, sondern
den armen notturftigen gleich austeilen, geben und
leihen.
Vleissig daran zu sein, das einkommen des
castens an gelt, zins und schuld einpringen.
So man hausarme erfert, die sich betelens
schemen den sol man helfen, die kranken be-
suchen mit hilf.
 
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