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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0226
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Die Kirchenordnungen. Ernestinisches Sachsen.

glocken, sollen die vom adel mit den iren ver-
schaffen, das denselbigen allenthalben mit hohem
und ernsten vleis nachgegangen und gelobet werde.
Zum siebenden die muhlordnung belangend,
wie die in schrieft erlegt und verfast, das von den
iren derselbigen an abgang nachgegangen und ge-
lebet werde.
Zum achten sollen die amptleut in allen ge-
richten vorigem ausgegangem churfurstlichem be-
velch nach von neuem gepieten lassen, das sich

niemand mit puchsen noch armprusten untersten
sol, in holzern ufm wasser noch sunst nach hasen
wilpret oder gevogel zuschiessen, bei vermeidung
welcher darob bedretten das er sein abenteuer
darumb sehn soll besonderlich verlust der buchsen
oder armprust 1).
1) Aufschrift auf der Rückseite: „Artikel die visi-
tacion belangent was der ritterschaft im ort landes zu
Franken ist furgehalten und also schriftlich uber-
geben.“

11. Verordnung der Visitatoren für Franken. 1535.
[Wie nachträglich zu S. 55 Zeile 23 bemerkt werden soll, erliessen die Visitatoren auf der Visitation im Ortlande
Franken 1535 folgende allgemeine V.O., welche nach Coburg, St.A. B. II. 20 Nr. 16 abgedruckt wird.]

Volgende abschied sind in alle pfarn der
statt, flecken und dorfern, auch den amtspersonen
schrieftlich zugestelt aus churf. instruction gezogen.
Den amptleuten.
Das sie ob der ordenung erster und dieser
anderer visitation halten und den armen leuten
guten schutz mitteilen und geben sollen.
Ubertreter der ordenung und offentliche laster
strafen doch das die straf nicht eigennutzig sei.
In ehesachen nichtes zu handeln, on die
superattendenten, und etliche des raths der stadt,
da die parteien gesessen, und so ubertretung be-
funden , sol dieselbige nicht mit geld gestraft
werden, uf das solche handelung nicht ein schin-
terei werde, wie bei dem officiale, sondern man
straf am leibe, doch dem amptschreiber, so er den
furbeschied und sonst in den sachen schreiben
muss, sol ein zimlichs genants gelt von den par-
teien zugeben erkant und gesagt werden.
Einsehung zu haben damit den pfarrern
kirchendienern ir zins rent und gebure auf ein
namhaftigen tag entricht werden, mit erhaltung
irer geburen.
Pfarrer, prediger, kirchendiener in allen
billichen sachen zuschirmen, und so inen was un-
erlichs widerfert, sol man strafen, auch wenn sie
nicht klagen.
In der kirchendiener unrichtigkeit, sollen sie
handeln mit den visitatorn und superattendenten.
Der stetten rethe gegeben abschiede.
Das sie neben dem amptman vleis thun, ob
der ordenung zuhalten.
Mit vleis nach dem ubertreter zu erkunden
und zu fragen.
Pfarrer und prediger nit aufzunemen, sie sind
dan der obrigkeit zuvor presentirt, und examinirt
durch den superattendenten.
Darauf zu sehen, das den pfarrern und

kirchendiener ir gebure entricht werde, und ir
gebeude in richtigen wesen erhalten.
Der pfarren verderben zu verhuten, sollen
drei inventaria in einer pfarr gemacht werden,
eins den visitatoren, das ander dem pfarrer, das
dritte dem rath zu geben.
Pfarrer, kirchendiener in allen billichen sachen
zu schutzen, und so inen was unordentlichs wider-
fert, das man straf, ob sie gleichwol nit klagen.
Sollen auch die pfarrer zue rechenung des
gemeinen castens zue fordern schuldig sein, ge-
meinen casten zu furdern und helfen das darein
komme, was darzu gehort, auch hulflichen zu sein,
vertagte schuld und zins, einzuebringen und zue-
ermanen, on irgend ansehen der person.
Auf das armut vleissig sehen, das es nit be-
schwert oder vervorteilt werde, im kaufen und
verkaufen von bauern, burgern, handwerksleuten,
sonderliche von den becken und metzleren; die
misshandlung und offentliche laster zue strafen on
nutz.
Mussigang soll sonderlichen in stetten flecken
und dorfern nit gedult werden.
Ein gut einsehens zuehaben uf die taglohner,
hecker, und andere arbeiter, das sie das volk uber
-die bilichkeit nit beschweren.
Nicht zuedulden, am sontag oder anderen feier-
tagen unter den gotlichem ampt und predig, wein
oder bier zeche zuehalten, noch gebranten wein
feil zuehalten, auch nicht tenze.
Den schultessen, dorfsmeistern.
Sol dessgleichen bevolen werden, das sie
halten uber der ordenung der visitation und woe
sie erfunden werden, das sie solcher ordenung
ubertreter nicht strafen oder ansagen, sollen sie
darumb gestraft werden, und am leib.
Den gemeinden in stetten, flecken und
dorfern.
Das sie in allen stucken der ordenung visi-
tacion volgen, bei leibesstraf.
 
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