10. Verordnung für Adel und Ritterschaft des Orts Franken. 1533.
197
10. Verordnung für Adel und Ritterschaft des Orts Franken. 1533.
[Nach Weimar Ji. Nr. 556. Vgl. oben S. 54.] •
Den vom adel und ritterschaft sol fur-
gehalten werden aus was ursach unser
gnedigster herr der churfurst zu Sach-
sen die visitacion furzunemen be-
vo1lien hat, und sollen darnach inen
diese artikel furgehalten werden.
Zum ersten ob der ordnung der visitacion zu-
halten , nemlich das sie dem armen volk guten
schutz halten, misshandlung und ubelthaten strafen,
als leichtvertig schweren, den namen gottes unutz-
lich brauchen, fullerei, seuferei, spiel und mussig-
gang, so man in trinkheusern vom glauben schimpf-
lich oder sunst leichtvertig handelt oder zankt,
schandlieder, ehebrecherei, hurerei, jungfrau
schwechen, ungehorsam der kinder und dergleichen.
Es soll aber die straf nach gelegenheit als mit
einlegen zu gehorsam gefenknus oder sunst zu
besserung und nicht eigennutzlich furgenomen
werden nach laut des aussschreibens durchs chur-
und furstenthumb zu Sachsen etc.
Zum andern der geistlichen lehen und vica-
reien halben zu welchen die vom adel prero-
gativen haben wollen, so inen von wegen des
juris patronats oder von wegen der stieftung zu-
stendig, ist unsers gnedigsten hern des churfursten
zu Sachsen bevelch, das die vom adel sollen sich
irer lehen und vicareien halben dermassen halten
das ein ider dieselbige lehen uf ein anzal zeit
seiner kinder einem, das zur lahr geschickt geacht
wurde, oder andern iren armen freunden sich in
den hohen schulen davon zu unterhalten leihen,
aber nit in iren eigennutz keren, unter dem schein
ire kinder doheim davon zuerziehen. Und das
man wisse, ob dem also gelebt werde oder nit, so
sollen sie die verleihung irer lehen den kindern
oder armen freunden den verordenten zu Coburg
oder zukunftigem pfleger mit vermeldung der zeit,
wie lang ein ider sein lehen vorliehen hat, an-
zeigen, was aber von andern lehen und vicarien
sich verledigt hat, sol zu bequemer besoldung der
pfarrer, prediger, capplanund schulmeister zu den
rechten waren gottesdinst gewant werden. Der
uberlauf aber von den lehen, so nicht vonnotten
zur besoldung der kirchendiener, sol in gemeinen
casten gewant werden, zu unterhaltung armer leute.
Zum dritten sollen die vom adel keinen
pfarrer oder prediger aufnemen, er sei den unsers
gnedigsten hern des churfursten zu Sachsen etc.
verordenten erstlich presentirt und durch die
superattendenten examinirt ob er tuchtig und ge-
schickt sei, und nach dem pfarner sampt andern
kirchendienern nach gelegenheit und gefallen irer
ampter zu entsetzen seint, ist es billich das neue
notturftige gebeude sollen die pfarleut zuthun
schuldig sein darzu die vom adel ire armeleute
halten sollen und in keinen wege davon weisen,
was aber gemeine und zufellige besserung an ge-
beuen, als ofen, fenstern, thuren, dachung und
andern dergleichen, sol durch einen iden pfarner
und kirchendiener so es im anfenglich bequemlich
uberantwort durch sein selbst verlegen in wesen
erhalten werden. Es sollen auch die vom adel
vleis furwenden, das den pfarrern und kirchen-
dienern ire zins und gebur auf einen namhaftigen
tag entricht werden, die auch schirmen in allen
billichen sachen, und so in was unerlichs wider-
fert, das mans strafe auch wen sie nicht klagen.
Und das die pfarren nicht verderben oder schaden
nemen nach absterben oder verenderung der
pfarrer am vihe, getreulich, sahet und andern,
sollen sie verschaffen das drei inventaria oder
register in einer ider pfarr aufgericht werden, der
eins den visitatorn, das ander dem pfarner, das
dritte dem schulthes oder dorfsmeister sol unter-
geben werden.
Zum vierten gemeine casten sollen die vom
adel furdern und handhaben in sonderheit vleis
haben, das derselbigen vorsteher nicht iren geniess
und vorteil suchen, auch nicht die person ansehen,
nicht so unverstendig sind das sie iderman dohin
geben, oder die einem izlichem lugner oder faulen
schelmen glauben werden, und sich betriegen
lassen, das sie auch nicht unbarmherzig sind, son-
dern den armen notturftigen gleich austeiln, geben
und leihen vleis furzuwenden, das einkomen des
casten an gelt zins und schuld einzubrengen, so
man haus arme erfert die sich bettellens schemen,
den sol man helfen, die kranken besuchen mit
hilf, auch sollen sie daran sein das die pfarrer
zur rechnung des gemeinen casten gefordert
werden.
Zum funften, mussiggang sol sonderlich in
flecken und dorfern nicht geduldet werden, ein
gut einsehen zuhaben, auf die tagloner und andere
erbetter, das sie das volk uber die pillichkeit
nicht beschwern, nicht zu dulden am sontag oder
andern verordenten feiertagen unter dem gottlichem
ampt und predig wein oder bier zechen zuhalten noch
gebranten wein fail zuhaben, auch nicht tenze.
Nachvolgende artikel belangen ampts-
sachen und denen vom adel gleichfals
von wegen irer untersess furgehalten.
Zum sechsten der gepot und verpot mit hoch-
gezeiten, kindertaufen, schenk und wirthsheusern,
als dem nachtsizen der geordenten stunde der wein
197
10. Verordnung für Adel und Ritterschaft des Orts Franken. 1533.
[Nach Weimar Ji. Nr. 556. Vgl. oben S. 54.] •
Den vom adel und ritterschaft sol fur-
gehalten werden aus was ursach unser
gnedigster herr der churfurst zu Sach-
sen die visitacion furzunemen be-
vo1lien hat, und sollen darnach inen
diese artikel furgehalten werden.
Zum ersten ob der ordnung der visitacion zu-
halten , nemlich das sie dem armen volk guten
schutz halten, misshandlung und ubelthaten strafen,
als leichtvertig schweren, den namen gottes unutz-
lich brauchen, fullerei, seuferei, spiel und mussig-
gang, so man in trinkheusern vom glauben schimpf-
lich oder sunst leichtvertig handelt oder zankt,
schandlieder, ehebrecherei, hurerei, jungfrau
schwechen, ungehorsam der kinder und dergleichen.
Es soll aber die straf nach gelegenheit als mit
einlegen zu gehorsam gefenknus oder sunst zu
besserung und nicht eigennutzlich furgenomen
werden nach laut des aussschreibens durchs chur-
und furstenthumb zu Sachsen etc.
Zum andern der geistlichen lehen und vica-
reien halben zu welchen die vom adel prero-
gativen haben wollen, so inen von wegen des
juris patronats oder von wegen der stieftung zu-
stendig, ist unsers gnedigsten hern des churfursten
zu Sachsen bevelch, das die vom adel sollen sich
irer lehen und vicareien halben dermassen halten
das ein ider dieselbige lehen uf ein anzal zeit
seiner kinder einem, das zur lahr geschickt geacht
wurde, oder andern iren armen freunden sich in
den hohen schulen davon zu unterhalten leihen,
aber nit in iren eigennutz keren, unter dem schein
ire kinder doheim davon zuerziehen. Und das
man wisse, ob dem also gelebt werde oder nit, so
sollen sie die verleihung irer lehen den kindern
oder armen freunden den verordenten zu Coburg
oder zukunftigem pfleger mit vermeldung der zeit,
wie lang ein ider sein lehen vorliehen hat, an-
zeigen, was aber von andern lehen und vicarien
sich verledigt hat, sol zu bequemer besoldung der
pfarrer, prediger, capplanund schulmeister zu den
rechten waren gottesdinst gewant werden. Der
uberlauf aber von den lehen, so nicht vonnotten
zur besoldung der kirchendiener, sol in gemeinen
casten gewant werden, zu unterhaltung armer leute.
Zum dritten sollen die vom adel keinen
pfarrer oder prediger aufnemen, er sei den unsers
gnedigsten hern des churfursten zu Sachsen etc.
verordenten erstlich presentirt und durch die
superattendenten examinirt ob er tuchtig und ge-
schickt sei, und nach dem pfarner sampt andern
kirchendienern nach gelegenheit und gefallen irer
ampter zu entsetzen seint, ist es billich das neue
notturftige gebeude sollen die pfarleut zuthun
schuldig sein darzu die vom adel ire armeleute
halten sollen und in keinen wege davon weisen,
was aber gemeine und zufellige besserung an ge-
beuen, als ofen, fenstern, thuren, dachung und
andern dergleichen, sol durch einen iden pfarner
und kirchendiener so es im anfenglich bequemlich
uberantwort durch sein selbst verlegen in wesen
erhalten werden. Es sollen auch die vom adel
vleis furwenden, das den pfarrern und kirchen-
dienern ire zins und gebur auf einen namhaftigen
tag entricht werden, die auch schirmen in allen
billichen sachen, und so in was unerlichs wider-
fert, das mans strafe auch wen sie nicht klagen.
Und das die pfarren nicht verderben oder schaden
nemen nach absterben oder verenderung der
pfarrer am vihe, getreulich, sahet und andern,
sollen sie verschaffen das drei inventaria oder
register in einer ider pfarr aufgericht werden, der
eins den visitatorn, das ander dem pfarner, das
dritte dem schulthes oder dorfsmeister sol unter-
geben werden.
Zum vierten gemeine casten sollen die vom
adel furdern und handhaben in sonderheit vleis
haben, das derselbigen vorsteher nicht iren geniess
und vorteil suchen, auch nicht die person ansehen,
nicht so unverstendig sind das sie iderman dohin
geben, oder die einem izlichem lugner oder faulen
schelmen glauben werden, und sich betriegen
lassen, das sie auch nicht unbarmherzig sind, son-
dern den armen notturftigen gleich austeiln, geben
und leihen vleis furzuwenden, das einkomen des
casten an gelt zins und schuld einzubrengen, so
man haus arme erfert die sich bettellens schemen,
den sol man helfen, die kranken besuchen mit
hilf, auch sollen sie daran sein das die pfarrer
zur rechnung des gemeinen casten gefordert
werden.
Zum funften, mussiggang sol sonderlich in
flecken und dorfern nicht geduldet werden, ein
gut einsehen zuhaben, auf die tagloner und andere
erbetter, das sie das volk uber die pillichkeit
nicht beschwern, nicht zu dulden am sontag oder
andern verordenten feiertagen unter dem gottlichem
ampt und predig wein oder bier zechen zuhalten noch
gebranten wein fail zuhaben, auch nicht tenze.
Nachvolgende artikel belangen ampts-
sachen und denen vom adel gleichfals
von wegen irer untersess furgehalten.
Zum sechsten der gepot und verpot mit hoch-
gezeiten, kindertaufen, schenk und wirthsheusern,
als dem nachtsizen der geordenten stunde der wein